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Kitzingen
Schimmel in der Kitzinger Polizeiinspektion: Wo ein Teil der Beamten die nächsten Jahre arbeiten muss
Die Polizeiinspektion am Landwehrplatz ist seit vielen Jahren ein bauliches Sorgenkind. In dem Haus von 1750 lauert nicht nur Schimmel. Jetzt steht sogar ein Umzug an.
Ein inzwischen gewohntes Bild: So sah es im Herbst an der in die Jahre gekommenen Polizeiinspektion am Landwehrplatz in Kitzingen aus.  Ein Abluftschlauch soll gegen Schimmel helfen.
Foto: Frank Weichhan | Ein inzwischen gewohntes Bild: So sah es im Herbst an der in die Jahre gekommenen Polizeiinspektion am Landwehrplatz in Kitzingen aus.  Ein Abluftschlauch soll gegen Schimmel helfen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 24.12.2024 02:37 Uhr

"Dringend" – wenn in der Politik diese Vokabel fällt, weiß man: Von einer langen Bank zu reden, wäre angebrachter. Der geplante Neubau der Polizeiinspektion Kitzingen ist ein solcher Fall. "Dringend notwendig" sei der Neubau, betont die CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker ebenso wie ihr SPD-Kollege Volkmar Halbleib schon geraume Zeit.

Weil das Gebäude in der Landwehrstraße "nicht mehr zeitgemäß und stark sanierungsbedürftig" sei, so Becker in einer Pressemitteilung. Seit Jahren wird geredet, seit Jahren ist es dringend. "Dringend" heißt eben nicht, dass es deshalb schneller gehen muss. 

Immerhin: Die Mühlen mahlen, wenn auch langsam. Am 17. Oktober wurde endlich das Geld für den Neubau in Aussicht gestellt. Durchgewunken vom Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags. Damit ist der Weg frei für weitergehende Planungen. Die brauchen zwar auch ihre Zeit. Aber das Ende der langen Bank ist in Sicht: Geht alles glatt, startet der Neubau der Polizeiinspektion Mitte 2026. Insgesamt fallen Kosten von mehr als 30 Millionen Euro an, damit die Polizei in den Marshall Heights direkt an der B8 eine zeitgemäße Dienststelle findet.

Die mahlenden Mühlen wirken in diesem Fall auch deshalb besonders langsam, weil sich die aktuelle Dienststelle nahe an der Zumutungs-Grenze befindet. In dem historischen Gebäude von 1750 am Landwehrplatz hat sich der Schimmel eingenistet. Dem gefällt es dort so gut, dass er gar nicht mehr wegwill. Egal, was bisher unternommen wurde – das Problem blieb. Gut sichtbar auch von außen, wenn wieder einmal ein dicker Abluft-Schlauch aus einem Fenster ragte. Zuletzt versuchte man weitere vier Räume in der Dienststelle zu sanieren, einen im Erdgeschoss und drei im ersten Obergeschoss.

Der Gesundheit der Mitarbeiter im Blick behalten

Es gibt aber noch mehr Probleme: Das Haus liegt im Überschwemmungsgebiet des Mains. Das alles erschwere "den reibungslosen Betrieb und schädigt das Gebäude nachhaltig", so Halbleib. Vor allem aber: "Es geht um die gesundheitlichen Folgen zu Lasten der dort arbeitenden Menschen!"

Beschleunigt haben all diese Dringlichkeiten das Vorhaben nicht. Der normale Gang – dringend hin oder her – nimmt seinen Lauf. Und der sieht so aus: Als Nächstes wird die Projektplanung erstellt, die anschließend erneut im Haushaltsausschuss beraten wird. Danach folgt die Ausschreibung der Bauaufträge – dann erst wird gebaut. Nach jetzigem Stand soll es im zweiten Quartal 2026 losgehen. Mit der Fertigstellung wird Ende 2029 gerechnet.

Dieser Gang der Dinge erklärt eben auch, warum nicht längst die beiden ehemaligen Kasernen, die noch auf dem Grundstück der künftigen Inspektion stehen und seit Jahren verfallen, abgerissen und schon mal neue Versorgungsleitungen verlegt wurden. 

Geld für die Sanierung ist vorhanden

So bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Und weiterhin zu versuchen, für viel Geld die bestehende Dienststelle so weit auf Vordermann zu bringen, dass es zu keinen Gesundheitsschädigungen kommt. Was das kostet, ist nicht klar, immerhin aber "sind die Gelder für die Sanierung vorhanden", teilt die Pressestelle der Polizei in Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Bauamt auf Anfrage mit.

In der Mitteilung steht auch, dass nicht alle Büros zeitgleich saniert werden können und es deshalb stufenweise vorangehe. Nachdem die ersten sieben Büros saniert waren, folgte im Herbst der nächste Schwung mit den angesprochenen vier Räumen. Und so soll es auch weitergehen: Raum für Raum.

In den erneuerten Räumen wird anschließend die Raumluft gemessen. Die entsprechenden Ergebnisse seien "nach den Renovierungen wesentlich besser ausfallen". Deshalb habe sich auch "die Gesamtsituation der PI Kitzingen spürbar verbessert", heißt es dazu in der Pressemitteilung. Und man verspricht: Die Arbeitsschutzgremien des Polizeipräsidiums würden "die Situation fortlaufend beurteilen".

"Die Gesamtsituation der PI Kitzingen hat sich spürbar verbessert."
Die Pressestelle der Polizei bewertet die bisherige Sanierung als Erfolg

Gleichwohl stößt auch dieses Konzept an Grenzen. Weshalb zum Jahreswechsel Umzugskartons gepackt werden: Ein Teil der Belegschaft zieht ins benachbarte Stadtarchiv und in Räume des ehemaligen Stadtmuseums. Damit wolle man den möglichen Beeinträchtigungen durch die nächsten Sanierungsschritte entgegenwirken, so die Info der Pressestelle.

Vier weitere Büros der Polizeiinspektion wurden im Herbst saniert.
Foto: Frank Weichhan | Vier weitere Büros der Polizeiinspektion wurden im Herbst saniert.

Trotzdem: Was, wenn die Sanierungsmaßnahmen nicht ausreichen, um bis Ende 2029 in dem Haus bleiben zu können? Gibt es einen weitergehenden Notfallplan? Ja, sagt die Pressestelle und weist darauf hin, dass es "für jede Dienststelle des Polizeipräsidiums Unterfranken ein temporäres Notfallmanagement" gebe. Um fürsorglich hinterherzuschieben: "Ein derartiges Szenario zeichnet sich bei der Dienststelle in Kitzingen derzeit jedoch nicht ab."

Die Polizeiinspektion am Landwehrplatz in Kitzingen muss noch bis Ende 2029 durchhalten.
Foto: Frank Weichhan | Die Polizeiinspektion am Landwehrplatz in Kitzingen muss noch bis Ende 2029 durchhalten.

Polizeiinspektion (PI) Kitzingen

Die Kostenplanung für die neue Inspektion sieht so aus: Insgesamt sind derzeit 28,8 Millionen Euro angesetzt. Die reinen Baukosten werden dabei mit rund 21,2 Millionen Euro veranschlagt. Für Baukostensteigerungen bis zum Baubeginn sind 3,4 Millionen Euro sowie 4,2 Millionen Euro für zu erwartende Baukostensteigerungen bzw. Risikokosten eingeplant.
Die Probleme im Bestandshaus sind vielfältig und seit vielen Jahren bekannt. Es bröckelt sichtbar an allen Ecken und Enden. Neben dem heftigen Schimmel-Alarm gibt es zudem auch ein Dachstuhl-Problem. Dort ist eine Schadstoffbelastung mit PCB und Lindan vorhanden. Erste Untersuchungen hierzu gab es bereits Mitte der 90er-Jahre. 
Quelle: Main-Post-Archiv
 
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