Geht es nach der Stadt und dem Landkreis Kitzingen, steht der Deal: Die Staatliche Wirtschaftsschule (Friedrich-Bernbeck-Schule) soll ihren Platz in der Altstadt von Kitzingen verlassen – und am Schulstandort in der Kanzler-Stürtzel-Straße neu entstehen.
Im Verbund mit der Staatlichen Berufsschule, die gerade für 27 Millionen Euro saniert wird, soll sie von gemeinsam genutzten Räumen und Flächen profitieren. Das senkt die Kosten. Direkte Nachbarn wären dann auch die Fachoberschule/Berufsoberschule und das Armin-Knab-Gymnasium. Eine räumliche Nähe, die auch inhaltlich Sinn ergibt.
Bis die neue Wirtschaftsschule eröffnen kann, wird dieses Jahrzehnt allerdings zu Ende gegangen sein. Denn die Abstimmung mit der Regierung von Unterfranken wegen der finanziellen Förderung, die Planung – wahrscheinlich in Form eines Ideenwettbewerbs –, das Genehmigungsverfahren und schließlich der Bau werden Jahre beanspruchen. Darin waren sich Landrätin Tamara Bischof und Oberbürgermeister Stefan Güntner samt Fachleuten bei einem Pressegespräch am Montagnachmittag einig.
Bei der Wirtschaftsschule geht es vor allem um die Wirtschaftlichkeit
Das wiederum kann der Stadt Kitzingen, Besitzerin der Schule und damit zuständig für den Neubau, nur recht sein. Sie hat gerade genug andere kostenträchtige Bauvorhaben vor der Brust, so dass der Schulneubau gerne noch auf sich warten lassen darf. Außerdem spart ein Neubau die Kosten von rund zwei Millionen Euro für provisorische Container-Lösungen während einer Sanierung.
Das liebe Geld ist die entscheidende Triebfeder im nun öffentlich vorgestellten Konstrukt; Stadtrat, Schul- und Kreisausschuss des Landkreises hatten darüber bislang nur nichtöffentlich beraten. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt nämlich erfahren müssen, dass eine Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes zwischen Landratsamt und evangelischer Stadtkirche geschätzt gut 20 Millionen Euro verschlingen würde. Während der Handlungsbedarf anfangs als dringlich eingestuft wurde, sieht die Stadt aktuell keine Gefahr im Verzug.
Also lag die Idee nahe, die Finanzierung eines Neubaus gegenzurechnen. Auch ohne Abgangszeugnis der Wirtschaftsschule in der Tasche lässt sich schnell erkennen, dass diese Variante die wirtschaftlichere ist. Besonders – das betonten Oberbürgermeister und Landrätin –, weil am neuen Standort vieles vorhanden sei, was die neue Schule nutzen könnte: die Heizungsanlage, der Pausenhof, die Mensa sowie einige Räume im Innern der Berufsschule, die nicht den ganzen Tag über gebraucht würden.
Die Voraussetzungen für diese Synergien stammen teils noch aus der Zeit, als die Realschule dort ihr Domizil hatte. Sie ist mittlerweile ebenfalls in einen Neubau umgezogen, so dass die Wirtschaftsschule ihr Erbe an der Kanzler-Stürtzel-Straße antreten könnte. Eine Lösung wie aus dem Lehrbuch.
Wirtschaftsschüler machen nur kleinen Teil auf dem Schulcampus aus
Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Wirtschaftsschule mit Blick auf den heutigen Schulcampus nur einen geringen Zuwachs ausmachen würde. Nach heutigem Stand kämen 175 Schülerinnen und Schüler hinzu. 2845 junge Menschen von den anderen Schularten sind bereits dort. Durch die Wirtschaftsschule kämen also rund sechs Prozent mehr Kinder und Jugendliche auf das Areal.
Mit dem Umzug in den Neubau möchte die Stadt auch alte Zöpfe abschneiden: Sie will die Trägerschaft für die Wirtschaftsschule an den Landkreis übergeben. In der Vergangenheit hatte der Kitzinger Stadtrat einen solchen Schritt abgelehnt – man wollte den Nachfolger der städtischen Handelsschule unter den eigenen Fittichen behalten. Das sehen OB Güntner und wohl auch der aktuelle Stadtrat heute emotionsloser.
Wird aus der alten Wirtschaftsschule ein Verwaltungsgebäude?
Der Landkreis wiederum ist offen dafür, die Staatliche Wirtschaftsschule zu übernehmen, kommt doch das Gros der Schülerschaft aus anderen Landkreis-Gemeinden. Die Bedingung: Die Stadt muss erst den Neubau bezahlen, der übrigens auf einem Grundstück des Landkreises entstehen soll.
Stellt sich die Frage, was aus dem denkmalgeschützten Gebäude in der Altstadt werden soll, das seit Jahren auf seine Generalsanierung wartet. Auch dafür muss die Stadt Geld in die Hand nehmen, aber wenn es keine Schule mehr werden soll, so hofft der OB, weniger als die bislang veranschlagten 20 Millionen Euro.
An einen Verkauf glaubt Güntner indes nicht; dafür sei das Gebäude in der Altstadt doch zu "stadtbildprägend". Aber vielleicht könnte am Ende der jetzt geplante Handel zwischen Stadt und Landkreis auch mit Blick auf dieses Gebäude Schule machen.