Die Ambitionen waren groß, als die Gemeinde Theres im Jahr 1998 den alten Viehhof erstand. Das rund 6000 Quadratmeter große Areal mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden zählt zur barocken Klosteranlage und damit zum geschichtsträchtigen Teil des Ortes.
Inzwischen, mehr als zwei Dekaden später, sind die hohen Erwartungen der Ernüchterung gewichen: Von Entwicklung ist hier, am östlichen Rand von Obertheres, bislang keine Spur. Weite Teile des Areals liegen brach, Gebäude verwittern. Doch seit geraumer Zeit gibt erneut einen Vorstoß vonseiten der Gemeinde, das zu ändern - um aus dem Areal nach Jahren der Stagnation endlich eine Erfolgsgeschichte zu machen. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
"Für viele Bürger ist aber wohl die brennende Frage, wie die Planungen mit dem Viehhof weiter gehen." Diese Aussage stammt nicht aus der Gegenwart, sie ist Teil eines Berichts dieser Zeitung aus dem Februar 2005. Damals hatten sich zwei Architekturstudenten Gedanken über die künftige Verwendung des Gehöfts gemacht. Es sollte ein Ort für die Vereine der Gemeinde werden, die einige wenige erhaltene Bereiche des Viehhofs bereits nutzten. Fördergelder waren keine zu erwarten, die Bausubstanz noch gut. So zumindest begründete der damalige Bürgermeister Hans-Peter Reis, warum ein schnelles Handeln in Sachen Viehhof nicht nötig sei. Das Projekt versandete.
Jahre später griff sein Nachfolger Matthias Schneider (CSU), 2011 ins Amt gewählt, die Idee eines Gemeindezentrums wieder auf. "Es wird schwierig, aber es ist machbar“, erklärte er im August 2014. Die Kosten für das ambitionierte Projekt bezifferte Schneider, noch heute Bürgermeister von Theres, damals auf rund 7,5 Millionen Euro. Immerhin: Diesmal standen rund 3,2 Millionen Euro an Fördermitteln im Raum. Offenbar nicht genug: 2015 beerdigte der Gemeinderat dieses Vorhaben aus Kostengründen. Schon damals wurden Stimmen laut, die eine andere Nutzung des Viehhofs ins Spiel brachten, wie etwa den Bau eines Alten- und Pflegeheims. Doch lange Zeit passierte weiter nichts.
Die Idee aber, auf dem Areal barrierefreien Wohnraum für Pflegebedürftige Menschen zu schaffen, blieb bestehen. Im Januar 2020 wurde sie konkreter. Damals legte der Thereser Bürgermeister dem Gemeinderat ein Quartierskonzept für den Viehhof vor, mit Ausblick auf einen entsprechenden Fördertopf des Landes. Als Träger für Bau und Betrieb brachte Schneider die Caritas Haßberge ins Gespräch. Dieses Vorhaben verfolgt die Gemeinde Theres bis heute. Trotz des erneuten Rückschlags im Mai 2021, als das Landesamt für Denkmalpflege erste konkretere Pläne für ein Einzelgebäude mit Flachdach ablehnte.
Im Grunde, so erklärt Matthias Schneider auf Nachfrage, stehe und falle der Erfolg dieses Projekts mit dem Gesamtkonzept. Dieses müsse die Bestandsimmobilien auf dem historischen Areal berücksichtigen, die unter Denkmalschutz stünden, so die Vorgabe des Amtes für Denkmalpflege. Seinen Optimismus hat Schneider trotz aller Rückschläge nicht verloren: "Wenn alle beteiligten Stellen - insbesondere das Amt für Denkmalpflege - konstruktiv mitwirken und zu Kompromissen bereit sind, kann ein Leuchtturmprojekt in unserer Gemeinde initiiert und umgesetzt werden."
Vonseiten der Denkmalpflege bestehe "hohes Interesse an einer Revitalisierung des Viehhofes", heißt aus dem Landratsamt Haßberge. Zugeständnisse im Umgang mit den einzelnen denkmalgeschützten Gebäuden seien bereits gemacht worden. Grundsätzlich sei es sinnvoll, dass ein in diesen Belangen "erfahrenes Architekturbüro" die Planung übernehme.
Die Caritas als potentielle Träger scheint bei diesem Projekt indes bereits weitgehend im Boot. Das zeigt die Nachfrage dieser Redaktion bei Anke Schäflein, Geschäftsführerin der Caritas Haßberge: "Der Plan von unserer Seite sieht in einem ersten Schritt eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für die Fläche vor", erklärt Schäflein. Eine Solche Einrichtung ermöglicht pflegebedürftigen Menschen das Leben in einem gemeinsamen Haushalt - mit externen Angeboten von Pflege- oder Betreuungsleistungen.
Doch vonseiten der Caritas gibt es für das Areal noch weitere Ideen: "Wir könnten uns auch vorstellen, dass wir einige barrierefreie Wohnungen dazu aufbauen", sagt Anke Schäflein. Hier bestehe in zahlreichen Orten im Landkreis Haßberge ein Mangel, so die Geschäftsführerin. Einer schnellen und damit womöglich überstürzten Umsetzung erteilt Schäflein jedoch eine Absage. Alle weiteren Schritte hingen nun von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie ab, die die Gemeinde Theres im Blick habe. Denn: Ohne die nötigen Vorüberlegungen sei "das Risiko groß, einen teuren Leerstand aufzubauen".
Zu eben diesen Vorüberlegungen zählt auch die Frage nach dem Bedarf von barrierefreiem Wohnraum in Theres. Klarheit schaffen sollte im Juli dieses Jahres eine Befragung innerhalb der Gemeinde, bei der Bürgerinnen und Bürger ab 50 Jahren abstimmen konnten. Für Matthias Schneider sind die Ergebnisse wegweisend für die weitere Planung. So sei deutlich geworden, "dass sich über 200 Personen einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung, in betreutes Wohnen mit Serviceleistungen oder in ein Mehrgenerationenhaus vorstellen könnten". Der Bedarf ist aus seiner Sicht gegeben.
Dass in Theres beim Thema Seniorenfreundlichkeit Nachholbedarf herrscht, zeigte zuletzt auch der Haßberge-Check. Hier schnitt die Gemeinde mit 4,6 von zehn möglichen Punkten im Vergleich mit dem Landkreis (5,5) unterdurchschnittlich ab. Angesichts dieses Ergebnisses sieht Schneider sich in seinen Plänen bestätigt. "Vielleicht hängt es ja am Projekt Viehhof, welches sich wirklich schon seit Jahrzehnten zieht", sagt er.
Ob die aktuellen Pläne zum alten Thereser Viehhof am Ende tatsächlich umgesetzt werden oder ob sie letztlich nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Misserfolgs bleiben, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Wäre im Falle des Scheiterns ein Verkauf des Areals eine Option? Dieser Schritt, so Schneider, müsse durch den Gemeinderat genehmigt werden. Doch Wohnraum und Bauplätze seien knapp. "Aufgrund der derzeitigen Situation halte ich persönlich einen Verkauf für ausgeschlossen." Der Viehhof in Obertheres ist und bleibt in den Augen des Bürgermeisters "ein Sahnestück".