Haßfurt oder doch lieber Schweinfurt? Die Gemeinden Theres, Wonfurt und Gädheim im äußersten Westen des Haßbergkreises haben die Wahl. Sie liegen zwischen diesen beiden Städten im Maintal, die verbunden sind durch die Bundesstraße 26. Doch ergibt sich aus dieser Lage ein Vor- oder doch ein Nachteil, wenn es um die Lebensqualität im eigenen Wohnort geht? Und welche Unterschiede werden im Vergleich mit den anderen Regionen im Landkreis sichtbar?
Der Haßberge-Check soll Einblick geben in die Gefühlslage der Menschen. Rund 5000 Menschen leben laut Zensus in den drei westlichen Gemeinden des Landkreises, die sich 1978 zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. 179 Personen haben an der großen Befragung teilgenommen und ihren Ort auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewertet. Das ist das Stimmungsbild (alle Ergebnisse am Ende des Artikels).
Wie schneidet das westliche Maintal insgesamt ab?
Die befragten Bürgerinnen und Bürger von Theres, Wonfurt und Gädheim stellen ihren Gemeinden kein gutes Zeugnis aus. In der Gesamtsicht belegt das westliche Maintal mit einer Note von 5,1 gerade einmal den drittletzten Platz - und liegt mit diesem Wert deutlich unter dem landkreisweiten Mittel von 5,7. Nur der Norden (5,0) und Stettfeld (4,5) haben noch schlechter abgeschnitten beim Haßberge-Check. Aber wo liegen aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger die Probleme? Und wo sind die Lichtblicke?
Zufrieden - wenn auch nicht überdurchschnittlich - sind die Menschen mit der Sauberkeit (7,6), Sicherheit (6,9) und Kinderbetreuung (6,6) in ihren Orten. Weniger glücklich sind sie mit der Gastronomie (3,5), dem Einzelhandel (3,0) und der medizinischen Versorgung (2,8). Insgesamt, das zeigen die Zahlen auch, liegt die gefühlte Lebensqualität (6,2) deutlich unter jener des gesamten Landkreises (6,7). Zum Vergleich: An der Spitze liegt hier Sand am Main mit der Bestnote von 8,3.
Wie sieht es in den einzelnen Gemeinden aus?
Verlässt man die Gesamtbetrachtung und schlüsselt die Ergebnisse nach den jeweiligen Gemeinden auf, so treten interessante und auch deutliche Unterschiede zutage: Hier schneidet Gädheim mit einer Note von 5,4 überdurchschnittlich für das westliche Maintal ab. Es folgen Theres (5,0) und zuletzt Wonfurt (4,7).
In Gädheim zeigen sich die Bürgerinnen und Bürger im Vergleich mit dem gesamten Landkreis überdurchschnittlich zufrieden, was die Themen Sauberkeit (8,1), Familienfreundlichkeit (7,6) Sportangebot (6,5), Wohnungsmarkt (6,1) und Breitbandausbau (5,8) betrifft. Letzterer wird in der westlichsten Gemeinde des Haßbergkreises bereits seit 2017 konsequent vorangetrieben und umgesetzt. Im Einzelvergleich mit den anderen 15 Regionen käme Gädheim in dieser Kategorie gar auf einen stolzen dritten Platz. Ganz vorne liegt hier die Gemeinde Stettfeld (6,6), das eigentliche Schlusslicht.
In Theres sind die Menschen mit ihren Einkaufsmöglichkeiten im Ort überdurchschnittlich zufrieden (5,3) - im Gegensatz zu den zwei anderen Mitgliedern der Verwaltungsgemeinschaft (Gädheim: 2,0; Wonfurt: 1,6). Das mag auch am Supermarkt liegen, der sich am westlichen Ortseingang von Obertheres befindet und die Menschen mit dem Wichtigsten versorgt.
In Wonfurt fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger am wenigsten durch den Verkehr gestört (5,0). Zwar schlängelt sich die Autobahn 70 im Süden am Ort vorbei, doch die direkte Belastung durch die Bundesstraße bleibt hier aus. Zum landkreisweiten Vergleich: Am wenigsten beeinträchtigt fühlen sich die Menschen in den südlichen Gemeinden (6,2) Oberaurach und Rauhenebrach.
In allen drei Gemeinden: Rote Karte für die medizinische Versorgung
Einig sind sich die drei Gemeinden bei einem Thema: der medizinischen Versorgung. Denn die schneidet in Wonfurt (2,8), Gädheim (2,0) und Theres (3,5) unterdurchschnittlich ab, zieht man den Mittelwert des Landkreises (4,8) heran. Immerhin: Hier kommt den Gemeinden die Lage zwischen den beiden Kreisstädten mit ihren Krankenhäusern zugute. Gleichwohl, auch für den Gang in die nächste Apotheke ist die Fahrt nach Haßfurt unerlässlich.
Beim Thema ÖPNV wiederum herrscht Uneinigkeit. Besonders unzufrieden sind die Menschen hier in Wonfurt (2,8). Aber auch in Theres halten die Bürgerinnen und Bürger nicht allzu viel vom Angebot im öffentlichen Nahverkehr, wenn auch die Note von 4,1 über dem durchaus bedenkenswert niedrigen landkreisweiten Mittel von 3,9 liegt. Der Umstand, dass die Züge am Thereser Bahnhof nur noch durchrauschen, anstatt Halt zu machen, dürfte hierfür eine wichtige Rolle spielen. Der nächste Zustieg in der Kreisstadt Haßfurt ist fünf Kilometer entfernt, die Bus-Taktung in Theres nur unzureichend, finden die Bürgerinnen und Bürger.
Das Fazit: Das westliche Maintal stimmt ähnlich ab wie der Landkreis
Was die Rangordnung der Kategorien betrifft, so bewerten die Bürgerinnen und Bürger ihre westlichen Gemeinden ähnlich wie der restliche Landkreis. Ganz vorne mit dabei: Sauberkeit, Sicherheit, Kinderbetreuung. Abgeschlagen auf den hinteren Plätzen: medizinische Versorgung, Einzelhandel, Kultur. Unterschiede ergeben sich vor allem beim Blick in die Verwaltungsgemeinschaft selbst: Hier gehen die Wonfurter deutlich kritischer mit ihrem Ort ins Gericht als etwa die Gädheimer.