Noch im April war die Euphorie groß. Damals hatte der Gemeinderat in Theres beschlossen, die Reaktivierung des Bahnhalts bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zu beantragen. Eine Entscheidung, die Beifall auslöste. Denn wie auch die Auswertung des Haßberge-Checks zeigt, der großen Befragung zur Lebensqualität im Landkreis, bewegt das Thema ÖPNV die Menschen im westlichen Maintal. Sie fühlen sich teils abgehängt. Auch wegen der Stilllegung ihres Bahnhofs im Jahr 1977.
Entsprechend groß ist nach der anfänglichen Euphorie die Ernüchterung, die auf den Vorstoß der Gemeinde folgte. Denn die BEG teilte der Verwaltung in Theres schon vor Monaten mit, dass eine Reaktivierung des Bahnhofs unrealistisch sei. Den Grund nennt die Gesellschaft gleich mit: "Die BEG hat ermittelt, dass sich ein zusätzlicher Halt in Obertheres nicht in den Fahrplan der Regionalzüge zwischen Schweinfurt und Bamberg integrieren lässt, ohne dass Anschlüsse in den Knotenbahnhöfen Schweinfurt, Bamberg und Würzburg verloren gehen", heißt es aus München. An dieser Haltung hat sich bis heute nichts geändert. Theres, das wird immer deutlicher, wird seinen öffentlichen Nahverkehr in Zukunft weiter ohne die Schiene planen müssen.
Bürgermeister: "Natürlich wäre ein Bahnhalt in Obertheres eine Bereicherung"
Wirklich aufgeben möchte Matthias Schneider, der CSU-Bürgermeister von Theres, die Hoffnung aber offenbar nicht. "Natürlich wäre ein Bahnhalt in Obertheres eine Bereicherung. Gerade für Pendler in Richtung Schweinfurt, Würzburg oder Bamberg, Nürnberg", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Er spricht mit diesem Wunsch einigen Bürgerinnen und Bürgern seines Ortes aus der Seele.
Andere wiederum sehen die Situation realistischer, wenngleich pessimistischer. "Theres sollte endlich einsehen, dass man sich damals um den Bahnhof hätte ernsthaft bemühen sollen", kritisierte eine Stimme im Rahmen des Haßberge-Checks die Lokalpolitik der 1970-er Jahre. Doch der Grund, so viel Ehrlichkeit gehört am Ende auch dazu, lag nicht nur bei den Politikern. Stillgelegt wurde der Bahnhalt auch wegen der zu geringen Auslastung. Die Bürgerinnen und Bürger nutzten das Angebot zu selten und zu wenig. Der Zug, so das Fazit, scheint abgefahren.
BEG mit strikten Richtlinien zur Reaktivierung stillgelegter Bahnhalte
Die BEG, die mit der Planung, Finanzierung und Kontrolle des Schienenpersonenverkehrs in Bayern befasst ist, verfolgt für die Reaktivierung eines Bahnhaltes strenge Richtlinien. Sieben Punkte müssen erfüllt sein, wenn sich Kommunen um einen Stopp bemühen. Darunter zählt neben der barrierefreien Gestaltung des Bahnhofs beispielsweise auch die Busanpassung, also die Integration in das kommunale ÖPNV-Angebot, oder die erfolgreiche Wirtschaftlichkeitsprüfung: Etwa ob genügend Fahrgäste erwartet werden, die Kosten sich im Rahmen halten oder ein volkswirtschaftlicher Nutzen absehbar ist.
Doch bis an diesen Punkt, nämlich zur Frage, ob sich der Bahnhalt wirtschaftlich überhaupt rentiert, schaffte es der Fall Theres offenbar gar nicht. Der Grund ist die bereits erwähnte fahrplantechnische Machbarkeit, die laut BEG bei einem weiteren Stopp auf dieser Strecke "nicht gegeben ist". Allerdings ist dies eben eine der sieben zwingenden Voraussetzungen für eine weitere Planung. Deshalb, so heißt es aus München, erstelle die BEG "keine Potenzialprognose für einen Halt in Obertheres."
Schwarzer Bürgermeister hatte auf grüne Bundespolitik gehofft
Auf seine eigene Partei kann der Bürgermeister in dieser Sache offenbar nicht mehr setzen. Er, so schreibt Schneider, habe seine Hoffnung gesetzt in "die neue Bundesregierung". Denn der Bund ist es, der die Gelder für die Reaktivierung des Bahnhalts bereitstellen müsste. Doch angesichts der Ampel-Sondierungsergebnisse ist bei Schneider von dieser Hoffnung auf eine grünere Bundespolitik, von der Theres am Ende profitiert, nicht mehr viel übrig: "Stichwort CO2-Reduzierung. Wenn heute schon bekannt ist, dass ein Tempolimit auf den Autobahnen kein Thema mehr der 'Grünen' sei, kann ich dies nicht nachvollziehen."
Er hoffe daher, dass wenigstens die Menschen generell auf dem Land besser an den ÖPNV mit Bus und Bahn angebunden werden.