Er war nie ein Freund der leisen Töne. Rudi Eck, Altbürgermeister von Haßfurt, hat während der 36 Jahre, in denen er den Weg der Kreisstadt maßgeblich mitbestimmte, davon allein 17 als Erster Bürgermeister, kaum einmal ein Blatt vor den Mund genommen. Im Gegenteil, man konnte sich darauf verlassen, dass er immer auch meinte, was er sagte. Nun hat er sich wieder zu Wort gemeldet. Sechseinhalb Jahre nach seinem Abschied aus dem Rathaus, ein halbes Jahr, nachdem sein Nachfolger im Amt bestätigt wurde. "Ich möchte auch keine Kritik an der Person des amtierenden Bürgermeisters üben", sagt Eck im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber es gebe da "ein paar Fragen zur Kommunalpolitik" in Haßfurt, so der Altbürgermeister, die beantwortet werden müssten.
"Ich werde immer noch von vielen Mitbürgern gefragt, die meinen, ich müsste als ehemaliger Bürgermeister auf viele Fragen zur Stadtentwicklung die Antworten kennen." Da dies nicht der Fall sei und er selbst vor manchem Rätsel stehe, was die Zukunft der Kreisstadt angeht, habe er das Gespräch mit dieser Redaktion gesucht, so Eck, um vielleicht auf diesem Wege etwas Licht ins Dunkel so manchen Themas zu bringen. "Interessanterweise", so Eck, würden ihm solche Fragen "auch von aktiven Mandatsträgern gestellt", was ein Zeichen dafür sei, dass es in der Stadt ein gewaltiges Informationsdefizit gebe. "Es passiert zu viel hinter den Kulissen", wirft das ehemalige Stadtoberhaupt seinen Nachfolgern vor. "Warum schaltet man die Bürger nicht mehr ein?"
Was wird aus dem Ziegelbrunn?
Beispiel Abriss am Ziegelbrunn: "Die Stadt will nicht in die Öffentlichkeit, um nicht in die Kreativität anderer einzugreifen", kritisiert Eck die im Zeitungsbericht zitierte Äußerung von Bürgermeister Werner. "Warum gibt es dazu keine offene Diskussion im Stadtrat?" Seines Erachtens sei das Wichtigste an diesem Abriss nicht, dass aus der Sicht von Mariaburghausen nun die alte Malzfabrik im Stadtbild fehle. Die Bürger möchten wissen, so Eck, was an dieser zentralen Stelle der Stadt - "einer sehr wichtigen Entwicklungsachse" - geplant ist. "Ich habe mich im Wahlkampf komplett rausgehalten", so Rudi Eck, "aber ich stehe ständig unter Strom, weil ich immer wieder von Bürgern gefragt werde, die keine Informationen haben."
"Schwere Zeiten für die Sportstadt Haßfurt" sieht Rudi Eck vielleicht heraufziehen. Auf den Spatenstich für die Einfachturnhalle am TV-Gelände zusammen mit der Waldorfschule werde seit Jahren "sehnlichst gewartet". "Es dauert Jahre, bis da was kommt." Im Februar 2018 habe die "Odyssee um eine Sporthalle", so Eck, laut Zeitungsbericht endlich ein Ende gefunden. Angeblich mit Planungskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Inzwischen lägen diese bereits bei 4 Millionen. "Plus x im Jahre 2021?" Gleichzeitig stelle sich die Frage, wie es mit der Dreifach-Turnhalle am Schulzentrum weitergeht: "Sanierung oder Neubau?" Es könne durchaus passieren, skizzierte der Altbürgermeister ein Schreckensszenario, dass die Dreifachhalle nicht mehr zur Verfügung stehe und die neue Halle noch nicht. "Wie soll das dann funktionieren?"
Der nächste von Eck in der Stadtplanung entdeckte Schwachpunkt umgreift das Haßfurter Bahnhofsgelände. "Die Stadt hat damals alles gekauft von der Bahn. Spätestens 2015 hätten die Ausschreibungen erfolgen können. Und was hat man gemacht? Die Bahnhofshalle verkauft. Was ich persönlich für einen Fehler halte, da es sich hierbei um das Filetstück des Geländes handelt." Der Personennahverkehr nehme ständig an Bedeutung zu, so Eck, weshalb er es für wichtig erachte, dass die Stadt "bald einen ordentlichen Busbahnhof, Parkplatz, ein Parkhaus, einen Fahrradabstellplatz" vorweisen könne. Dies sei unabhängig von der barrierefreien Umgestaltung der Bahnsteige. Der Wettbewerb für das Bahnhofsgelände müsse ohnehin modifiziert werden. "Aber da passiert nichts."
In dem Zusammenhang sieht Eck auch die Gefahr auf die Stadt zukommen, dass ein etwaiger Umbau des Bahnhofumgriffs zeitlich sehr nah an den Neubau der Mainbrücke heranrücken könnte. "Wenn beide Projekte zeitlich zusammenfallen", so Eck, "kriegen wir ein richtiges Problem." Solche Großprojekte müssten mit einem zeitlichen Abstand von rund fünf Jahren konzipiert werden. "Der Staat verschiebt aber seine Termine nicht", warnt der Altbürgermeister vor dem Bau-Gau. Außerdem müsse langsam auch geklärt werden, wie die Ringstraße künftig an die neue Mainbrücke angebunden werden soll.
Und wie es weitergeht mit dem "Kunsthaus" genannten Anwesen in der Hauptstraße, "weiß keiner". Inzwischen habe eine Notsanierung begonnen, so Eck, "weil schon Brocken aus der Fassade gefallen sind". Der Altbürgermeister wundert sich, das die Tourist-Info der Stadt in der ehemaligen "Hasen-Apotheke" Räume angemietet habe. Ebenso würde die Smart-City-Informationsstelle in angemieteten Räumen untergebracht. Auf der anderen Seite sei die Stadt im Besitz des zentral gelegenen Gebäudes, des "Kunsthauses", das weiterhin leersteht.
Leerstände in der Innenstadt
"Was hat er eigentlich gebracht?", fragt Rudi Eck zum sogenannten City-Manager, der nach seinen Worten "nach wenigen Jahren" schon wieder gegangen sei. "Gewerbliche Leerstände in der Innenstadt - da muss man sich drum kümmern." Unter anderem auch darum, wer das alte Amtsgericht bekommt - "der Staat verlagert immer wieder Behörden" - oder die Gastwirtschaft "Zum Hirschen". "Es ist einfach zu wenig, was da gemacht wird", so Eck, "schließlich handelt es sich hier um den total wichtigen Innenstadtbereich."
Smart City kein Selbstläufer
Eck sieht ferner die Gefahr, "man verlässt sich zu arg auf Smart City". Zunächst einmal müsse er immer wieder feststellen, dass weite Kreise der Bevölkerung immer noch nicht genau wüssten, was "Smart City" überhaupt bedeutet. Smart City ist mehr als das Stadtwerk. Wobei das Stadtwerk die Zeichen der Zeit erkannt habe. Die Entwicklung des Stadtwerks biete eine gute Grundlage für die Umsetzung der Energiewende. Aber "manchmal habe ich den Eindruck", so Rudi Eck, "man geht davon aus, als könnte die Wunderwaffe Smart City viele Projekte erfassen. Was eine große Fehleinschätzung wäre. Dieses Programm fordert von der Stadt weitere Projekte wie einen Busbahnhof und solche Dinge." Hier müsse die Stadt in den nächsten Jahren liefern. "Man sollte nicht denken, es genügt, ein Förderprogramm zu holen, und dann läuft alles von alleine."
Appell des Altbürgermeisters
Schließlich appelliert der Altbürgermeister an die amtierenden Stadtoberhäupter sowie Stadtväter und -mütter: "Gebt mehr Informationen raus. Es gibt viele Baustellen, aber meines Erachtens zu wenig Dynamik in der Umsetzung." Man könne nicht einfach Löcher aufreißen und dann nur schauen, was draus wird. "Es wird nicht leichter für alle Verantwortlichen", so Eck, zumal aufgrund der Coronakrise manche Million im Stadtsäckel fehlen werde: "Vielleicht wurde in den letzten Jahren doch versäumt, wenigstens das eine oder andere Projekt intensiver und schneller voranzutreiben?"