Der international renommierte Künstler Hermann de Vries soll in Haßfurt ein eigenes Museum bekommen. Die Stadt Haßfurt will mit dem Millionenprojekt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das mächtige, Stadtbild prägende Fachwerkhaus in der Hauptstraße 35 wird aufwändig saniert und wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt. Und die Innenstadt soll mit dem neuen Anziehungspunkt spürbar an Attraktivität gewinnen.
Das stolze Fachwerkgebäude aus dem 16. Jahrhundert steht in der Haßfurter Hauptstraße genau gegenüber vom historischen Rathaus. Über Jahrzehnte war es als Geschäftshaus genutzt. Die Hypobank hatte hier eine Geschäftsstelle, die Firma Schauer verkaufte Spiel- und Schreibwaren und Sport-Weisheit aus Hofheim betrieb eine Filiale. Im Dezember 2015 kaufte die Stadt Haßfurt das Anwesen.
Obwohl das in einem Gelbton gestrichene Fachwerkhaus auf den ersten Blick noch ganz gut in Schuss zu sein scheint, brachte die Untersuchung durch einen Architekten dann doch erhebliche Mängel zu Tage. „Wir haben uns im Amtsleiter-Kreis intensiv Gedanken gemacht, welche Nutzung das Haus künftig haben kann“, berichtet Haßfurts Bürgermeister Günther Werner im Gespräch mit dieser Redaktion.
Dabei habe sich herausgestellt, dass das Haus für Gewerbe (Büros oder Praxen) oder für eine Wohnnutzung eher ungeeignet sei, nicht zuletzt wegen fehlender Parkplätze.
„Eine öffentliche Nutzung hingegen bietet sich an“, sagt Günther Werner. Ziel sei es, einen „attraktiven Magneten für die Innenstadt“ zu schaffen, kein Heimatmuseum, was inzwischen fast jede Kommune habe, sondern eine „Einrichtung als Alleinstellungsmerkmal“. Und da sei die Idee eines Museums für die Werkschau von Herman de Vries geboren worden.
Schon im Frühjahr 2016 habe man mit dem Künstler Kontakt aufgenommen und ihm erste Ideen präsentiert. „Er war hocherfreut, dass in dem Landkreis, in dem er seit 40 Jahren lebt, seine Werke in einer Dauerausstellung gezeigt werden sollen“, berichtet Werner von den Reaktionen des inzwischen 85-jährigen Künstlers. Mittlerweile haben schon weitere vertiefende Gespräche stattgefunden, auch der Haßfurter Stadtrat fuhr bereits nach Eschenau und besuchte de Vries in seinem Atelier.
Parallel zur Kontaktaufnahme mit dem Künstler sondierte die Stadt Haßfurt bereits verschiedene Zuschussmöglichkeiten. Es galt, so Bürgermeister Werner, zunächst die zentrale Frage zu beantworten: „Können wir uns das überhaupt leisten?“ Denn die Sanierung und der entsprechende Umbau des Fachwerkhauses ist kein Pappenstiel. Experten schätzen den Investitionsaufwand „auf mehr als drei Millionen Euro“. Mittlerweile ist aber klar: „Ja, wir können diese Investition stemmen“, betont Werner.
Die Stadt Haßfurt dürfe, wenn das Haus kulturell genutzt werde, auf Fördergelder aus mehreren Töpfen hoffen. Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bezirk Unterfranken, der Städtebauförderung und der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in München seien positiv verlaufen. „Es wird eine recht hohe Förderung geben“, betont Werner. Zugleich bittet er um Verständnis, dass die Ideen und Planungen erst jetzt öffentlich gemacht werden. „Ich wollte erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn die Gespräche geführt sind und wir sagen können, dass wir es uns auch leisten können.“
Inzwischen wurde auf Empfehlung der Landesstelle für nichtstaatliche Museen eine Expertin aus Wien mit einer Machbarkeitsstudie für das Museum beauftragt. „Wir wollten jemanden, der uns nicht kennt und deshalb alles neutral beurteilen kann“, macht Günther Werner deutlich. Die Österreicherin Dr. Claudia Haas hat sich nun Gedanken gemacht, wie das Fachwerkhaus auf drei Etagen für die Werkschau von Herman de Vries genutzt werden kann. In der Dezembersitzung des Stadtrates wird sie ihre Ergebnisse dem Gremium vorstellen.
Dabei wird sicherlich auch das laut Werner durchaus „heikle Thema“ des laufenden Unterhalts zur Sprache kommen. Denn das historische Haus für über drei Millionen Euro zu sanieren und ein Museum einzurichten, das ist eben nur die eine Seite. Es geht dann auch um den weiteren Betrieb des Kunsthauses, der – egal wie er gestaltet wird – Kosten verursachen wird. „Vielleicht finden wir aus der Geschäftswelt einen oder mehrere Mäzene, die uns hilfreich unter die Arme greifen“, hofft Werner.
Ud wie ist der Zeitplan? Günther Werner schätzt, dass die Sanierung und der Umbau sicherlich zwei Jahre lang dauern werden. „Wenn hier alles reibungslos klappt, dann könnten wir im Frühjahr 2019 das Museum eröffnen.“
herman de vries
Herman de Vries (er selbst benutzt beim Schreiben keine Groß- und Kleinschreibung) gilt international als einer der renommiertesten Künstler der Gegenwart. Er wurde am 11. Juli 1931 in Alkmaar geboren und besuchte von 1949 bis 1951 die Reichsgartenbauschule in Hoorn, arbeitete anschließend als Gärtner in Frankreich und den Niederlanden. Von 1961 bis 1968 war er Mitarbeiter am Institut für angewandte biologische Forschung in der Natur. Seit 1970 wohnt und arbeitet er in Eschenau.
1953 begann de Vries künstlerisch zu arbeiten, und er hatte 1954 eine erste Einzelausstellung. Mitte der 1950er Jahre malte er informelle Bilder, 1956 entstanden die ersten weißen Collagen, 1959 das erste weiße Bild.
De Vries verfasste einige Bücher über seine Zufallskunst, Aufsätze über Sprache und Ludwig Wittgenstein, über alte Pflanzennamen und Ökologie. Wichtige Ausstellungen mit seinen Werken gab es in Würzburg, Wien, Amsterdam, Bremen, Stuttgart, Karlsruhe, Hagen und Düsseldorf. Seine Arbeiten wurden auf den Biennalen in Venedig und Lyon gezeigt.
Heute spielen die Natur und insbesondere die Welt der Pflanzen, sowohl in der Botanik als auch in der Heilkunde, der Volksheilkunde und der Mythologie eine zentrale Rolle in seinem Werk. Zu seiner umfassenden künstlerischen Erforschung der Pflanzenwelt gehören auch Erfahrungen mit der psychedelischen Wirkung von Pflanzen. Er arbeitet mit getrockneten Pflanzen, Mineralien und Objekten unterschiedlicher Art aus der Natur. 2015 gestaltete de Vries den niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Unter dem Titel „to be all ways to be“ zeigte er neue Skulpturen, Objekte, Arbeiten auf Papier und Fotografien. In diesem Jahr stellte das Ernst-Barlach-Haus in Hamburg Werke des Künstlers unter dem Titel „sculptures trouvées“ aus. Quelle: Wikipedia