In Aidhausen steht eines, und in Allertshausen. Auch in Dippach und Dürrenried. Und das geht im Alphabet so fort bis Walchenfeld und Wasmuthhausen: 15 Dorfgemeinschaftshäuser zählt die Hofheimer Allianz inzwischen, größtenteils sind sie in den vergangenen zehn Jahren entstanden beziehungsweise saniert worden. Weitere Dorfgemeinschaftshäuser sind im Bau oder in Planung.
Und warum das Ganze? Weil sie einen wichtigen Beitrag dabei leisten, die Dörfer und ihre Ortskerne lebendig und lebenswert zu halten und damit dem demografischen Wandel im Hofheimer Land zu trotzen, einem Landstrich, den man in vielerlei Hinsicht nicht als besonders privilegiert bezeichnen könnte.
Weitere Gemeinschaftshäuser kommen dazu
Die Hofheimer Allianz, das sind die Gemeinden Aidhausen, Bundorf, Ermershausen, Burgpreppach, Maroldsweisach, Riedbach und die Stadt Hofheim. Macht zusammen 53 Ortsteile. Und weil mit der Alten Schule in Goßmannsdorf das Gemeinschaftshaus Nummer 16 kurz vor der Eröffnung steht und sich der Klosterkeller Eichelsdorf sowie das Alte Rathaus Burgpreppach mitten im Umbau zu selbigem Zwecke befinden, lässt sich sagen: Alsbald hat jeder dritte Ort im Allianzgebiet sein Dorfgemeinschaftshaus - die obendrein allesamt miteinander vernetzt sind.
Und das gefällt auch dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Mit der Folge, dass die Hofheimer Allianz einmal mehr eine hohe Auszeichnung gewonnen hat. Und zwar beim Wettbewerb des Ministeriums unter dem Motto "Orte gemeinsam gestalten" anlässlich von 50 Jahre Städtebauförderung im Freistaat. Da wurde das Hofheimer Land in der Kategorie "Gesellschaftliche Treffpunkte und soziale Integration" Landessieger mit seinem Netzwerk Dorfgemeinschaftshäuser.
In der 900-Seelen-Gemeinde Bundorf stehen gleich vier Dorfgemeinschaftshäuser: das alte Pfarrhaus in Neuses, das einstige Schul- und Bethaus Walchenfeld und jeweils ein ehemaliges Bauernhaus in Kimmelsbach und Stöckach. Bürgermeister Hubert Endres (Freie Wähler) beschreibt sie als Treffpunkte für alle Arten von Veranstaltungen. "Da es in allen Gemeindeteilen von Bundorf keine Gastwirtschaft mehr gibt, war und ist dies ein wichtiger Aspekt für unsere Bürgerinnen und Bürger". Die Corona-Krise habe ja gezeigt, welche Auswirkungen es haben kann, wenn man sich nicht mehr treffen und austauschen dürfe. Im offiziellen Bewerbungsschreiben für den Landeswettbewerb ist von neuen sozialen und funktionellen Mittelpunkten die Rede, von Orten der Begegnung, des Ehrenamtes, des Generationenaustauschs und des Gemeinwesens.
Dass das Bauministerium überhaupt mit ins Spiel gekommen ist, hat damit zu tun, dass aus den Töpfen seiner Städtebauförderung seit 2010 Geld in zehn Gemeinschaftshaus-Projekte geflossen ist. Damit konnten dann - wie im Falle der alten Pfarrhäuser in Mechenried und Neuses nicht nur leerstehende, sondern auch denkmalgeschützte Objekte in den Ortskernen revitalisiert werden. Die Sulzbacher hingegen haben an der Stelle ihres ehemaligen Gefrierhauses 2019 einen Neubau eingeweiht.
Verantwortlich für die Dorfgemeinschaftshäuser sind übrigens nicht die Bürgermeister oder Gemeindeverwaltungen. Es sind jeweils die örtliche Dorfgemeinschaften, die die Häuser eigenständig betreiben, meist organisiert in Form eines Vereins.
Beispiel Rügheim mit seinen gut 600 Einwohnern, wo sich die alte und vier Jahrzehnte leer stehende Schule in ein schmuckes Dorfgemeinschaftshaus verwandelt hat. Das Haus gehört der Stadt Hofheim, doch betrieben wird die "Schul" vom Förderverein Dorfgemeinschaft Rügheim. Darunter ist eine Art Dachorganisation für alle 13 Rügheimer Vereine zu verstehen, ferner können der Dorfgemeinschaft Einzelpersonen beitreten, die ansonsten nirgendwo Vereinsmitglied sind. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, setzt aber im Gegenzug die Bereitschaft voraus, Arbeit für die Allgemeinheit zu leisten.
"Wir wollen in die Schul"
Siegfried Burger ist Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Mit einem Satz, den er immer wieder hört, machte er der Redaktion dieser Tage deutlich, welche Bedeutung für die Rügheimer das ortsbildprägende Gebäude zwischen Altem Rathaus, dem ehemaligen Gasthaus Reuther und der Kirche hat: "Wir wollen in die Schul".
Die Rügheimer feiern hier Geburtstage, Taufen, Hochzeiten. Burger koordiniert die Termine und führt den Belegungsplan, oft kommt es zu Überschneidungen. Aber auch für weniger spektakuläre und wiederkehrende Ereignisse stehen die Aufenthaltsräume im Erdgeschoss oder der große Saal im ersten Stock zur Verfügung: Für Vereinssitzungen, für Proben der Chöre, für die Gymnastikgruppe der Frauen, für den Sport der Männer Ü60, für die montäglichen Tanzkurse, für die Aufführungen der Theatergruppe. Oder die Lichterstube, "wenn sich die Frauen zum Handarbeiten, Spielen und Reden treffen" und die Männer da nicht dabei sein dürfen oder wollen und sich deshalb in der Hinterstube versammeln, wie Siegfried Burger erzählt.
Die Älteren können weiterhin im eigenen Ort feiern
Die völlig barrierefreie Alte Schule bietet zwei Küchen, WLAN, Freifunk, moderne Toiletten und vieles mehr. Sie ist so etwas wie das Herz Rügheims geworden, von dem alle Generationen profitieren, aber vor allem die Älteren: Nach dem Aus der Gastwirtschaft Reuther mit ihrem großen Tanzsaal können die Seniorinnen und Senioren wieder große Veranstaltungen im eigenen Ort besuchen, "selbst wenn sie einen Rollator brauchen", sagt Siegfried Burger.
Bleibt noch die Sache mit der Vernetzung: Schließlich wurde ja das Netzwerk Dorfgemeinschaft ausgezeichnet. Philipp Lurz, der Manager der Hofheimer Allianz, spricht von einem dezentralen Netzwerk, weil ja der Betrieb überall eigenständig laufe. "Die Allianz oder auch die Verwaltung fungiert dabei als übergeordneter Ansprechpartner, zum Beispiel für einen gegenseitigen Erfahrungs- und Ideenaustausch." Ein weiterer praktischer Vorteil sei, dass im Falle von Fördermittelanträgen, Projektwettbewerben und dergleichen das Netzwerk dort, wo es sinnvoll sei, als Ganzes auftreten und damit der Verwaltungsaufwand reduziert werden könne.
Allianzvorsitzender Borst: Kollegiale und vertrauensvolle Zusammenarbeit
Für den Hofheimer Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU), den Vorsitzenden der Gemeindeallianz Hofheimer Land, haben Dorfgemeinschaftshäuser eine Schlüsselfunktion für ein aktives, generationenübergreifendes Dorfleben, in das über die Dorfgemeinschaftsvereine der ganze Ort eingebunden ist. "Durch den über das Management gesteuerten Erfahrungsaustausch profitiert jeder von den Erfahrungen der anderen. Ohne die kollegiale und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Hofheimer Allianz wären die vielfältigen Erfolge der letzten Jahre nicht möglich gewesen", stellt Borst fest.
Und meint dabei auch den jüngsten Erfolg, den 1. Platz beim Landeswettbewerb "Orte gemeinsam gestalten."