Kommunale Allianzen, in denen sich eine Gruppe von benachbarten Städten und Gemeinden zusammenschließt, um enger zusammenzuarbeiten, werden immer häufiger. Dennoch ist das Konzept vielen Bürgern noch recht unbekannt. Das erlebte auch Philipp Lurz: Wenn er in den letzten Wochen seinen Freunden erzählte, dass er eine Stelle als Allianzmanager antritt, musste er in manchen Fällen erst erklären, was das bedeutet – und dass es sich dabei nicht um einen Job bei einer bekannten Versicherung handelt.
Vielmehr ist Lurz nun dafür zuständig, die Gemeindeallianz Hofheimer Land zusammenzuhalten. Unter anderem organisiert er gemeinsame Projekte und Veranstaltungen der Kommunen, die sich darin zusammengeschlossen haben, verwaltet die Leerstände oder kümmert sich um das Mitteilungsblatt "Allianzbote". Am 1. Februar hat Philipp Lurz die Stelle angetreten. Noch bis zum 15. Februar teilte er sich den Schreibtisch mit seinem Vorgänger Matthias Hirschmüller, nun ist die Einarbeitungsphase vorbei und der "Neue" muss alleine klar kommen.
Die Bewerbung hatte Vorrang
"Die Einarbeitung hätte intensiver sein können", merkt Lurz an, der nach eigenem Bekunden nur wenig Zeit hatte, sich von Hirschmüller in seine neuen Aufgabenfelder einführen zu lassen. Das war vor allem der Bewerbung der Hofheimer Allianz um den Europäischen Dorferneuerungspreis geschuldet. Diese Bewerbung sehen die Verantwortlichen der Allianz-Kommunen als große Chance, sie ist allerdings auch mit viel Arbeit verbunden, die Hirschmüller und Lurz gerade in ihrer gemeinsamen Zeit im Allianzmanager-Büro gemeinsam zu schultern hatten. Da blieb wenig Zeit für andere Dinge.
Nun allerdings ist die Bewerbungsbroschüre fertig und der Hofheimer Bürgermeister Wolfgang Borst konnte Matthias Hirschmüller ein Exemplar als Abschiedsgeschenk mitgeben - zusammen mit einem Fahrradrucksack. Denn der Grund, warum Hirschmüller die Hofheimer Allianz verlässt, ist, dass er in seine Heimat zurückkehrt und bereits angekündigt hat, dass er dort öfters mal mit dem Rad zur Arbeit fahren möchte. Der 47-Jährige wird nun Geschäftsführer der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Ansbach.
Philipp Lurz will länger bleiben
Zweieinhalb Jahre lang war Hirschmüller der Hofheimer Allianzmanager. Nachdem der kommunale Verbund im Jahr 2008 gegründet und die Stelle für den Manager im Jahr 2013 gegründet wurde, ist Philipp Lurz bereits der vierte auf dem Posten. Doch der 33-Jährige, der für die Stelle einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen hat, kündigt an, im Gegensatz zu seinen Vorgängern länger in Hofheim bleiben zu wollen. Derzeit wohnt er noch in Stadtlauringen im Landkreis Schweinfurt, hat allerdings kürzlich ein Haus in Großbardorf im Landkreis Rhön-Grabfeld gekauft, in das er bald mit seiner Familie ziehen will. Dort ist er selbst auch aufgewachsen.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern stammt Lurz also selbst aus der Region, was Wolfgang Borst und seine Bürgermeisterkollegen aus den anderen Allianzgemeinden hoffen lässt, dass der neue Manager diesmal länger bleiben wird. Und noch etwas unterscheidet Lurz von den vorherigen Allianzmanagern: Er ist kein Geograph. Stattdessen hat er in Erlangen Politik- und Sozialwissenschaften studiert, später folgte ein Masterstudium mit dem Schwerpunkt Medien und Kommunikation in Nürnberg. Zuletzt arbeitete er in der Pressestelle eines Unternehmens.
So kündigt er auch an, als Allianzmanager einen größeren Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit zu legen, als das seine Vorgänger getan haben. Viele Angebote der Allianz seien denjenigen, die eigentlich von ihnen profitieren können, noch gänzlich unbekannt. Das soll sich unter seiner Verantwortung ändern, verspricht Lurz.
Der Manager definiert seine Stelle selbst
Dass ein neuer Allianzmanager neue Ideen einbringt und dabei möglicherweise andere Themenschwerpunkte setzt als seine Vorgänger, sei durchaus gewollt. "Der Fokus ändert sich durch eine Neubesetzung", sagt Philipp Lurz. Zwar gebe es Pflichtaufgaben, der Manager könne aber auch eigene Ideen einbringen. "Ich definiere die Stelle." Ein Bereich, in dem es die Geographen, die den Posten vor ihm innehatten, wohl leichter hatten, war das Leerstandsmanagement. In das müsse er sich noch einarbeiten, meint Lurz. Dabei hätten die wenigen Wochen, in denen er sich bis jetzt mit dem Thema beschäftigt hat, bereits Spuren bei ihm hinterlassen: "Man fährt durch die Orte mit anderen Augen", sagte er.
Finanziert wird die Stelle des Allianzmanagers vom Amt für Ländliche Entwicklung, der Städtebauförderung der Regierung von Unterfranken und den beteiligten Kommunen. Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst sprach bei Hirschmüllers Verabschiedung und der Vorstellung seines Nachfolgers von einem "wehmütigen, aber auch freudigen Anlass". Das Anforderungsprofil der Stelle sei einzigartig, da die Hofheimer Allianz so vielseitig aufgestellt sei. Als ein besonderes Projekt hob Borst das Musikfestival Hofheimer Land hervor, dessen Ziel es sei, "den Zusammenhalt rüberzubringen".
Auch Menschenkenntnis gehört dazu
"Man braucht auch Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis", führte Borst weiter aus. Denn mit der Stadt Hofheim, den Marktgemeinden Burgpreppach und Maroldsweisach sowie den Gemeinden Aidhausen, Bundorf, Ermershausen und Riedbach hat die Hofheimer Allianz sieben Mitgliedskommunen. Für den Allianzmanager bedeutet das: Sieben Bürgermeister mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihren jeweils eigenen Vorstellungen, die es unter einen Hut zu bringen gilt.
Dem scheidenden Allianzmanager dankte der Bürgermeister für die "stets gute, loyale und aufrichtige Zusammenarbeit" und bezeichnete ihn als "die tragende Säule". Dass sich mit Philipp Lurz ein Nachfolger gefunden hat, der auch von Anfang an an den Bewerbungsunterlagen für den Dorferneuerungspreis mitarbeitete, bezeichnete Borst als Glücksfall. Und auch Lurz betonte: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit."