Die Gemeinde-Allianz Hofheimer Land vertritt den Freistaat Bayern auf europäischer Ebene: Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat zusammen mit ihren Ressortleitern den unterfränkischen Verbund aus sieben Kommunen ausgewählt, um ihn für den Europäischen Dorferneuerungspreis auszuwählen. Am Freitag wurde die Bewerbungsmappe für den Wettbewerb mit dem Motto "Lokale Antworten auf globale Herausforderungen" im Rahmen eines Pressegesprächs im Bürgerzentrum in Hofheim vorgestellt.
Die Unterlagen lesen sich wie eine Erfolgsstory, die seit Gründung der Allianz im Jahr 2008 anhält. So hinkte die Bevölkerungsentwicklung im Allianzgebiet im Zeitraum von 1987 bis 2008 dem Landkreisdurchschnitt noch um elf Prozent hinterher. Die Zahl verringerte sich bis 2018 auf nur noch drei Prozent. Noch stärker verbesserte sich die Bilanz im Vergleich zum Bezirk Unterfranken (plus 10,1 Prozent) und zum Freistaat Bayern (plus 9,9 Prozent).
Auch die Beschäftigungssituation verbesserte sich. So stieg die Zahl der Arbeitsplätze von 3347 im Jahr 2008 auf 3786 zum Ende des Jahres 2018. Die Arbeitslosenzahl verringerte sich im gleichen Zeitraum von 303 auf 185 Personen. Die Frauenerwerbsquote stieg von 40 auf 43 Prozent.
Kampf gegen Leerstände im Ortskern
Die Größe der Siedlungs- und Verkehrsflächen wuchs indes nur minimal, während sie im gesamten Landkreis Haßberge wesentlich stärker anwuchs. Ein Grund für den geringen Anstieg im Hofheimer Land ist die ausgegebenen Maxime: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Um zu verhindern, dass in den Ortskernen immer mehr Gebäude leer stehen, entschieden sich im Jahr 2011 die Stadt Hofheim unter Bürgermeister Wolfgang Borst und der Markt Maroldsweisach unter dem damaligen Bürgermeister und heutigen Landrat Wilhelm Schneider für die Rücknahme von insgesamt 92 Bauplätzen mit einer Fläche von rund acht Hektar. Durch die Bemühungen des Flächen- und Leerstandmanagements sei es seit Prozessbeginn gelungen, 40,8 Hektar Fläche einzusparen, hieß es im Pressegespräch.
Durch die Auflage eines Förderprogramms konnten rund 300 Leerstände beseitigt werden. In 13 Ortsteilen sind mit Unterstützung der Bevölkerung Dorfgemeinschaftshäuser entstanden, die zu einem Netzwerk zusammengeschlossen sind. Zudem tragen mittlerweile vier Dorfläden im Allianzgebiet zur Verbesserung der Nahversorgung bei.
Auf einem guten Weg bei der Energiewende
Auch im Bereich der erneuerbaren Energien sei die Allianz nicht untätig gewesen. Durch die eigene Energieerzeugung im Allianzgebiet konnten im Jahr 2017 gut 82 Prozent der benötigten Energie gedeckt werden. So könne eine große Menge an Öl und CO2 eingespart werden. Auch der Wasserverbrauch liege im Gebiet der Gemeindeallianz weit unter dem unterfränkischen Durchschnitt. Das Hausmüllaufkommen betrage nur gut die Häfte dessen, was in Bayern und im Rest von Deutschland pro Person anfällt. Durch Kooperationsvereinbarungen mit Landwirten sei es auch möglich gewesen, den Nitratgehalt im Trinkwasser trotz rückläufiger Grundwasserneubildung zu senken.
Eine Integrationsbeauftragte sorgt dafür, dass Migranten Unterkunft und Arbeit finden. Auch im Bereich des Tourismus kann das Hofheimer Land mit steigenden Übernachtungszahlen punkten: Zwischen 2010 und 2018 stiegen die Übernachtungen um 84 Prozent.
Konkurrenz um den Dorferneuerungspreis
Insgesamt gibt es zwischen 25 und 30 Bewerber um den Europäischen Dorferneuerungspreis. Sie kommen aus Deutschland und Österreich und umgebenden Ländern. Aus Deutschland nehmen Bewerber aus sieben bis acht Regionen teil. Die Preisverleihung erfolgt im Herbst.
Geld für den Sieg gibt es nicht, doch der Erfolg kann vermarktet werden. Zudem ist das öffentliche Interesse groß. Alle Bürger haben die Möglichkeit, sich über die Social-Media-Kanäle der Gemeinde-Allianz über den Bewerbungsprozess zu informieren, die Allianz Hofheimer Land hat eine Facebook-Seite und einen Instagram-Account. Jeder Like bei Facebook und jeder Follower bei Instagram unterstütze außerdem die Bewerbung der Gemeinde-Allianz für den Wettbewerb, hieß es im Pressegespräch. Denn im Zeitalter der globalen Vernetzung und fortschreitenden Digitalisierung sei auch die Social-Media-Präsenz eines von vielen Kriterien, bei denen es die Jury zu überzeugen gilt.