Es geht nicht in erster Linie um neues Pflaster, frisches Grün und frische Farbe. Bei der Dorferneuerung geht es vor allem darum, Lebensqualität in den Ortskernen zu fördern. Ein Beispiel dafür ist der neu gestaltete Dorfplatz von Walchenfeld, der am Samstag eingeweiht wurde. Neben dem Lob für das Ergebnis wurde der Gemeinschaftsgeist als Plus des ländlichen Raums hervorgehoben. Und die Feier selbst zeigte, wie es aussieht, wenn der Platz mit Leben gefüllt ist.
Der Ort des Geschehens präsentierte sich bei Sonnenschein und weiß-blauem Himmel von seiner besten Seite. Zwar hatten sich für einen solchen Anlass ungewohnt wenige Menschen eingefunden, doch das hatte seinen Grund: Das Fest war speziell für die Walchenfelder Bürgerinnen und Bürger sowie geladene Gäste gedacht. Anhand der Fotos an einer Stellwand konnten sie sich nochmals den Unterschied zwischen dem jetzigen und dem früheren Aussehen des Platzes vor Augen führen.
Die Segnung nahm Pfarrer Gerd Greier vor, Pfarrerin Lucia Langer war terminlich verhindert. Er habe aber ein ökumenisches Segensgebet herausgesucht, merkte der katholische Seelsorger augenzwinkernd an. Später war dann zu dem besonderen Anlass das Bethaus zur Besichtigung geöffnet. Doch zunächst standen Ansprachen und Grußworte auf dem Programm.
Als „erprobtes Instrument zur Stärkung der ländlichen Regionen“ bezeichnete Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres die Dorferneuerung. Für Walchenfeld habe das Projekt „eine große Aufwertung des Ortsbildes“ gebracht. Er wies darauf hin, dass in der Gemeinde bislang insgesamt vier Maßnahmen der einfachen Dorferneuerung durchgeführt wurden. Zwei weitere in Stöckach und Kimmelsbach laufen noch.
Viel Lob gab es von stellvertretendem Landrat Michael Ziegler: „Sie haben ihren Heimatort herausgeputzt und zukunftsfähig gestaltet.“ Ziegler sprach von einem „schönen, ansprechenden Dorfmittelpunkt“ und einem „Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität“, der ganz im Sinne der Gemeindeallianz Hofheimer Land sei. Mit Blick auf den demographischen Wandel lobte Ziegler die Initiative der Gemeinde Bundorf, die Walchenfeld „in der Ortsmitte ein neues Gesicht und damit eine Perspektive für die Zukunft“ gegeben habe.
350 Helferstunden am Bethaus
Dass die evangelische Kirchengemeinde mit „auf den Zug aufgesprungen“ ist und die Außenfassade des 1830 errichteten Bethauses sanieren ließ, freute Ziegler ebenso wie die tatkräftige Unterstützung der Bürger dabei. Dieser Einsatz zeige, „dass Sie sich für Ihre Heimat verantwortlich fühlen und Ihnen die Weiterentwicklung ihres Dorfes wichtig ist“. 350 Helferstunden waren laut Volker Schüßler beim Bethaus zusammengekommen. Der Vertrauensmann des Kirchenvorstandes dankte allen, die mit angepackt hatten.
Manfred Stadler vom Amt für Ländliche Entwicklung würdigte ebenfalls das Engagement der Walchenfelder. „Jede Stunde Eigenleistung ist es wert.“ In dem Gesamtprojekt sah er einen Ausdruck des Gemeinschaftssinnes, der das Pfund des ländlichen Raumes sei. Und im Sinne der Gemeinschaft sei es wichtig, dass die Ortsmitte ansprechend gestaltet sei, denn „was nützt ein Dorfplatz, wenn sich dort niemand treffen will?“, so Stadler.
„Ein Ort lebt von dem, was im Ortskern passiert“, betonte Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gemeindeallianz Hofheimer Land. Dank der Bemühungen, die Ortskerne neu zu beleben, seien bislang über 150 Leerstände im Allianzgebiet beseitigt worden. Die Region hat den Worten von Borst zufolge einiges zu bieten, sie sei schön und lebenswert.
Konkret nannte er „die Landschaft, den Zusammenhalt in den Orten, das gute Klima und die Wohnmöglichkeiten“. Aufgabe der Kommunen sei es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, wie zum Beispiel in Sachen DSL. In zehn bis zwanzig Jahren sieht er den Haßgau gar als „Vorzeigeregion“ für die Bewältigung des demografischen Wandels und seiner Folgen.
„Dorferneuerung mit den Bürgern, für die Bürger“– das ist laut Architektin Erika Stubenrauch (Königsberg) in Walchenfeld „sehr gut gelungen“. Aufgabe der Fachleute sei es, ein solches Projekt zu begleiten und Vorschläge zu machen. Aber was und wie alles umgesetzt werden soll, da seien die Bürger gefragt.
Erika Stubenrauch machte keinen Hehl aus ihrer Freude darüber, dass und wie die Frage „Was passiert mit dem Bethaus?“ beantwortet wurde. Nur so sei ein „wirklich schöner Dorfmittelpunkt, ein einheitliches Werk“ entstanden.