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Haßfurt
Kommentar: Krankenhaus Ebern? Landkreis soll Klartext reden
Am Mittwoch informieren die Haßberg-Kliniken die Bevölkerung über Veränderungen. Da ist Offenheit über das Millionendefizit und die gesundheitspolitische Großwetterlage wichtig.
2017, als diese Aufnahme entstand und die Haßberg-Kliniken den Standort Hofheim aufgaben, kam das Krankenhaus Ebern weitgehend ungeschoren davon. Jetzt stehen in Ebern große Veränderungen an. 
Foto: René Ruprecht | 2017, als diese Aufnahme entstand und die Haßberg-Kliniken den Standort Hofheim aufgaben, kam das Krankenhaus Ebern weitgehend ungeschoren davon. Jetzt stehen in Ebern große Veränderungen an. 
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 22:55 Uhr

Eine Ewigkeit scheint es her, dass sich der Haßgau ebenso vehement wie erfolgreich gegen die Schließung des Hofheimer Krankenhauses wehrte. Das war 2003 der Fall. Als das Krankenhaus 2017 schließlich doch dem Rotstift zum Opfer fiel, gab es kaum noch Widerstand.

Seither betreibt das Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken nur noch zwei Krankenhausstandorte: Haßfurt und Ebern. Jetzt, vier Jahre nach dem letzten großen Schnitt, sehen der Landkreis und der Klinikvorstand die Zeit für weitere Strukturmaßnahmen gekommen: Sie wollen die beiden Häuser "bedarfsgerecht neu auszurichten". Und sicher auch "bilanzgerecht" - denn die Haßberg-Kliniken drückt ein gewaltiges Defizit.

Ebern als Zentrum für Altersmedizin?

Was genau geplant ist, darüber werden vor allem Landrat Wilhelm Schneider und Klinikchefin Vera Antonia Büchner interessierte Bürgerinnen und Bürger am Mittwochabend online informieren. Schon jetzt steht fest: Ebern wird zum Zentrum für Altersmedizin einschließlich Palliativmedizin, Kurzzeit- und Übergangspflege. Dafür aber büßt das dortige Krankenhaus seine Chirurgie ein. Die nämlich wird künftig samt und sonders am Standort Haßfurt angesiedelt, wo laut Ankündigungsschreiben für die digitale Infoveranstaltung unter anderem auch der lange auf der Kippe stehende Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe "zukunftsorientiert aufgestellt" wird.

Landrat Schneider und Vorstandsvorsitzende Büchner werden sicher viele Fragen beantworten müssen: Etwa, ob das mit der "bedarfsgerechten Neuausrichtung" nicht Schönfärberei ist und es nicht ehrlicher wäre, vom "Ende für Ebern" zu sprechen. Die Initiative "Schluss mit Kliniksterben in Bayern" (Himmelkron), die sich als Anwalt für wohnortnahe Krankenhäuser sieht, hat dem Landrat geschrieben, mit der oben skizzierten Aufgabenverteilung drohe dem Standort Ebern mittelfristig das Aus. Tenor: Ein Krankenhausbetrieb, der (mangels Chirurgie) keine Notfallversorgung gewähren kann, wird alsbald nicht mehr zulässig sein.

Konkurrenz zur Akutgeriatrie in Haßfurt?

Aber auch der künftige Schwerpunkt "Altersmedizin" in Ebern sorgt für Stirnrunzeln: Schaffen die Haßberg-Kliniken damit nicht Doppelstrukturen? Schließlich hat das Krankenhaus Haßfurt mit viel Elan seine Akutgeriatrie ausgebaut. 

Vielleicht werden die Bürgerinnen und Bürger im Haßbergkreis bevorstehende Veränderungen in der Krankenhausversorgung eher verstehen und akzeptieren, wenn sie nicht in Floskeln wie "Wir stellen uns dem demografischen Wandel" verpackt daherkommen. Sondern wenn die Verantwortlichen Klartext reden. Etwa, dass es auf Dauer kaum sein kann, dass der Landkreis und seine Kommunen Millionendefizite der Haßberg-Kliniken mittragen müssen. Und dass ein Großteil der Probleme nicht hausgemacht, sondern der großen Gesundheitspolitik geschuldet ist, deren Herz nicht unbedingt für kleine Landkrankenhäuser zu schlagen scheint. 

Konzept mit Belegärzten ist nicht so aufgegangen wie erhofft

Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann kennt die Ängste der Eberner um "ihr" Krankenhaus, aber er weiß auch, dass der Standort rote Zahlen schreibt und die Versuche der vergangenen Jahre, Verluste durch Belegärzte und Operationen von außen zu decken, nicht wirklich erfolgreich waren. Er ist sich sicher, dass es eines neuen Konzepts bedarf, um die medizinische Versorgung im Raum Ebern langfristig sicherzustellen.

Mit jedem Wehwehchen ins Großklinikum?

Das Stadtoberhaupt ist sich aber einer weiteren Tatsache bewusst: Nicht nur die Politik macht den kleinen Krankenhäusern zu schaffen, sondern auch die Ansprüche der Bevölkerung. "Wenn heute jeder, der sich in den Finger schneidet glaubt, in die Handchirurgie nach Murnau zu müssen, wer braucht dann noch ein kleines Krankenhaus?", sagte Hennemann dieser Tage zur Redaktion.

Bürgerinnen und Bürger können sich über folgenden Link zur digitalen Infoveranstaltung "Zukunftskonzept für die Gesundheitsversorgung im Landkreis - Krankenhaus Ebern" am Mittwoch, 26. Mai, um 18.30 Uhr anmelden: www.hassberge.de/zukunftskonzept-ebern. Die Anmeldefrist endet am 25. Mai um 12 Uhr.

 
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    Wenn die stationäre Chirurgie in Ebern geschlossen würde, dann hätten wir aus dem Raum Ebern es am weitesten zum nächsten Krankenhaus, im Vergleich zum ganzen Landkreis. Wenn der Landkreis kein Geld hat, muss er den teuersten Standort schließen, das ist Haßfurt und nicht Ebern. Von dort aus ist es ein Katzensprung ins Leopoldina. Dann soll der Kreis nur noch das Krankenhaus Ebern erhalten, so hoch ist das Defizit dort bestimmt nicht wie in Haßfurt. Außerdem gehen Ebern nicht nach Haßfurt ins Krankenhaus. Nach Scheßlitz ist es gleich weit weg (27 Kilometer) und scheßlitz hat einen hervorragenden Ruf.
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  • P. H.
    Der Klaus Vogt fehlt uns, hier war das Hofheimer Land noch gut in der Zeitung vertreten. Schade, dass er nach GEO ist.
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  • E. F.
    Lieber "Herr Sage", natürlich lese ich (wahrscheinlich nicht nur ich) aus Ihrem Kommentar eine Pro-Haßfurt und Contra-Ebern-Haltung heraus. Wenn das angebliche Millionendefizit (kennen Sie die Zahlen?) wirklich so untragbar ist, dann muss auch Haßfurt geschlossen werden. Warum soll es in Haßfurt tragbar sein und in Ebern nicht? Das müssen Sie noch erklären!
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  • E. F.
    Herr Sage, wie er leibt und lebt: Immer einseitig für Hassfurt, immer einseitig gegen Hofheim und Ebern.
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  • M. S.
    Lieber „Orzach“, warum sollte ich für Haßfurt sein, und das auch noch einseitig und immer? Ich leibe und lebe übrigens gar nicht in Haßfurt. Mein Kommentar ist auch nicht gegen Ebern oder das dortige Krankenhaus gerichtet, das wäre eine Fehlinterpretation... es muss aber die Frage erlaubt sein, wie es mit den Haßberge-Kliniken weitergeht, die auf einem Millionendefizit sitzen.
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