Immer wieder hatten die Haßberg-Kliniken in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Dabei stand nicht die Qualität der medizinischen Versorgung in der Kritik, es ging vor allem um die Finanzen und damit um die Zukunftsfähigkeit des Kommunalunternehmens. 2017 musste das Haus Hofheim schließen, sodass mit Haßfurt und Ebern nur noch zwei Standorte verblieben. Auch die Geburtshilfe in Haßfurt stand auf der Kippe – erst die Einführung einer neuen staatlichen Förderung konnte die Station vor der bereits beschlossenen Schließung bewahren.
Neuer Chefarzt für die Geburtshilfe
Seit einem Jahr haben die Haßberg-Kliniken nun eine neue Chefin. Am 1. April 2020 wurde Dr. Vera Antonia Büchner Vorstandsvorsitzende des Kommunalunternehmens. In den vergangenen Monaten haben sie und andere Verantwortliche an einem Konzept gearbeitet, das die Krankenhäuser in Haßfurt und Ebern für die Zukunft gut aufstellen soll. Am Mittwoch stellte es die Klinikchefin gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Wilfried Neubauer, Landrat Wilhelm Schneider und den Bürgermeistern der Klinikstandorte Haßfurt und Ebern in einer Pressekonferenz vor.
"Die großen Gewinner sind die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis", sagte Landrat Wilhelm Schneider. Eine Nachricht, die vor allem bei werdenden Eltern für Erleichterung sorgen dürfte, ist die Neubesetzung der Chefarztstelle für Gynäkologie und Geburtshilfe. Hier hatte es zuletzt Diskussionen gegeben, ob die Klinik die Station aufgeben wolle, da bekannt geworden war, dass die im Sommer auslaufenden Verträge von Chefarzt Dr. Raphael Kupietz und seinem Stellvertreter Harald Klossek nicht verlängert werden, und gleichzeitig noch kein Nachfolger genannt wurde.
Nun gibt das Kommunalunternehmen bekannt, dass der aus Syrien stammende Arzt Muhammad Nayef die Chefarztstelle übernehmen wird. Nayef hatte bereits in Aleppo als Arzt in einer Klinik gearbeitet, deren Größenordnung die der Haßberg-Kliniken um ein Vielfaches übersteigt – die Rede ist von bis zu 9000 Geburten im Jahr. Vor zehn Jahren kam er nach Deutschland, wo er sich durch das Gesundheitssystem wieder nach oben arbeitete.
Lückenloser Übergang
Klinikchefin Büchner betont in diesem Zusammenhang, sie sei froh, dass durch die Neubesetzung ein lückenloser Übergang von Kupietz auf seinen Nachfolger möglich werde. Der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner betonte, er sei nach der Diskussion um ein mögliches Ende der Geburtshilfe "dankbar, dass es jetzt in ruhigere Fahrwasser gerät". Wichtig sei auch der gute Ruf der Klinik. Als Bürgermeister betonte er auch, dass das Krankenhaus zu den größten Arbeitgebern seiner Stadt gehört. Auch deshalb wünsche er sich, dass die Haßberg-Kliniken zukunftsfähig bleiben.
Werner und sein Eberner Amtskollege Jürgen Hennemann äußerten sich auch zu den Strukturveränderungen, die in den beiden Häusern anstehen. Die bedeuten vor allem eine stärkere Spezialisierung an beiden Standorten. "Das Haus Haßfurt wird zum Zentrum der Grundversorgung im Landkreis", sagte Werner. Das bedeutet vor allem, dass die stationäre Chirurgie, die es derzeit noch an beiden Häusern gibt, künftig komplett nach Haßfurt verlagert wird.
Die Umstellung soll 2022 kommen, zum Renteneintritt des Eberner Chirurgie-Chefarztes Dr. Klaus Riedel. "Da könnte ich jetzt sagen: Wir verlieren was", meint Eberns Bürgermeister Hennemann. "Das würde ich aber nicht so sehen." Vielmehr werde auch das Haus Ebern zukunftsfähig ausgerichtet. "Wer nutzt die kleinen Land-Krankenhäuser? Das sind ja vor allem die älteren Leute", meint Hennemann. Und genau für die soll am Standort Ebern künftig noch mehr angeboten werden.
Kurzzeitpflege im Eberner Krankenhaus
Denn in Ebern soll das Krankenhaus eine Lücke schließen, die in den vergangenen Jahren in den Altenpflegeeinrichtungen entstanden ist: 30 Plätze für die Kurzzeitpflege. "Das ist ein Problem in vielen Landkreisen", sagt Landrat Wilhelm Schneider: Viele Kurzzeitpflegeplätze seien in den Einrichtungen in Dauerplätze umgewandelt worden. Schlimm sei das vor allem für Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen: "Die wünschen sich auch mal eine Entlastung."
Da in den Einrichtungen also kaum noch entsprechende Plätze zur Verfügung stehen, will der Landkreis nun verstärkt selbst ein Angebot schaffen. Das soll unter anderem am Eberner Krankenhaus der Fall sein. Ein weiteres Projekt, bei dem unter anderem Kurzzeitpflegeplätze entstehen sollen, ist der geplante Zeiler Gesundheitspark, der bereits vor einigen Wochen vorgestellt wurde.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
In Ebern sollen außerdem Plätze für die Übergangspflege eingestreut werden, also Pflegeplätze für Menschen, die an sich nicht pflegebedürftig sind, aber nach einer medizinischen Behandlung wie einer ambulanten Operation zeitweise auf Hilfe angewiesen sind. "Damit haben wir die Nachsorge direkt am Standort", freut sich Klinik-Chefin Büchner. "Der Patient muss nicht hin- und hergeschoben werden."
"Rundum bestens versorgt im Kreis. Ambulant. Stationär. Pflege.", lautet das Motto der Neuausrichtung. Dabei soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, betont Büchner. Wichtig ist diese Botschaft vor allem für diejenigen, die bisher in der stationären Chirurgie in Ebern tätig waren. Diesen sollen verschiedene Möglichkeiten offen stehen. Möglich wäre ein Wechsel in einen anderen Bereich, vor allem zu den neu geschaffenen Pflegeplätzen, ein Wechsel nach Haßfurt, sowie erweiterte Angebote für Altersteilzeit. Betroffen seien rund 40 bis 45 Arbeitsplätze.
Stationäre Chirurgie von Ebern nach Haßfurt
Neben dem Zentrum für Altersmedizin, das in Ebern auf- und ausgebaut werden soll, stelle das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) die andere wichtige Säule des dortigen Krankenhauses dar. In diesem soll "zur wohnortnahen Versorgung" die ambulante Chirurgie ausgebaut werden, während die stationäre Chirurgie nach Haßfurt verlagert wird, wo die Chirurgie seit Jahresbeginn einen neuen Chefarzt hat: Als Nachfolger von Dr. Hildrun Schättin, die in den Ruhestand ging, übernahm im Januar Dr. Mathias Fritz. Ausgebaut werden soll in Haßfurt vor allem die Wirbelsäulenchirurgie. Eine Zertifizierung zum Schilddrüsenzentrum ist bereits abgeschlossen.
Eine weitere Stelle, die neu besetzt werden soll, ist die des Chefarztes der Inneren Medizin in Ebern – Der aktuelle Chefarzt Ants Lohmus scheidet Mitte 2021 aus dem Dienst. Aktuell ist die Klinik noch auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger.
Wir in Ebern brauchen kein Altenheim im Krankenhaus, sondern ein echtes Krankenhaus. Ein Krankenhaus, das keine stationäre Chirurgie mehr hat, ist kein zukunftsfähiges Krankenhaus, sondern hier wird Etikettenschwindel betrieben. Ich wünsche mir hier von der Main-Post mehr ehrliche Berichterstattung!
Es zeichnet sich ab, das der gleiche Trick, mit dem Hofheim um sein Krankenhaus gebracht worden ist, auch in Ebern angewandt werden soll.