Die Stadt Haßfurt wird sich intensiv mit dem Gedanken beschäftigen, im sogenannten Kunsthaus in der Hauptstraße 35, Ecke Brückenstraße, ein Hotel mit gastronomischem Betrieb einzurichten: Der Stadtrat Haßfurt hat am Montag einstimmig die Verwaltung beauftragt, auszuloten, welche Kosten auf die Stadt zukommen würden, wenn sie die Immobilie der angedachten Nutzung entsprechend umbauen und sanieren würde. Zudem wird das Rathaus die Frage klären, welche Fördertöpfe sich anzapfen lassen.
Bürgermeister mahnt zu behutsamen Vorgehen
Eine Entscheidung für ein neues Hotel in der Innenstadt ist damit aber noch nicht gefallen; diese Rückversicherung war manchem Ratsmitglied wichtig. Doch auch Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt) mahnte zu einem behutsamen Vorgehen. Schritt für Schritt will das Stadtoberhaupt ausloten, ob das Projekt Wirklichkeit werden kann.
Den ersten Schritt indes hat die Stadt bereits getan: Sie hatte bei Hoga Experts (München), einem Experten für Hotellerie, Gastronomie und branchenverwandten Bereiche, ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob für einen potenziellen Pächter oder eine Pächterin Hotel- und Gastronomiebetrieb rentabel laufen könnten. Das Ja von Hoga Experts auf diese entscheidende Frage war nun ausschlaggebend für den Stadtratsbeschluss, sich ab sofort mit den Investitionskosten der Stadt für die baulichen Veränderungen ihrer Immobilie auseinanderzusetzen.
Das Gutachten aus München liegt den Stadträtinnen und Stadträten vor, öffentlich einsehbar war es bis Montag nicht. Einzelheiten aus dem Papier wurden in der Ratssitzung nicht diskutiert. Bürgermeister Werner fasste das Ergebnis der Studie nur kurz zusammen: "Das Fazit lautet: Eine gastronomische Nutzung mit Hotellerie ist durchaus möglich." Die Gutachter sollen ein Hotel mit bis zu 14 Zimmern vorgeschlagen haben.
Ende eines Museums: Bittere Erinnerung an eine geplatzte Seifenblase
Dass in der Stadtpolitik bei dem Thema trotz der Aussicht auf eine dauerhafte Verwendung des einst so stolzen Geschäftshauses keine Euphorie aufkommen mochte und mag, dürfte im Wesentlichen zwei Gründe haben: Zum einen ist allen noch das Fiasko in bester Erinnerung, das die Kreisstadt mit ihren hochtrabenden Plänen für das im Kunsthaus geplante Herman-de-Vries-Museum erlebt hat.
Es war ein überaus ehrgeiziges Projekt zur Würdigung des in Eschenau lebenden Künstlers und seiner hochgeschätzten Werke, für das es sogar Millionenzuschüsse gegeben hätte. Das aber schließlich doch im Stadtrat durchfiel, weil die Mehrheit der Rätinnen und Räte befürchteten, der Stadtkasse könnten die laufenden Kosten davongaloppieren. "So eine Situation möchte ich nicht noch einmal erleben", erinnerte sich Bürgermeister Werner am Montag mit Unbehagen an das Zerplatzen der Seifenblase zurück.
Zum anderen ist da die Frage: Braucht Haßfurt wirklich ein weiteres Hotel? Und wenn ja, sind Standort und Anwesen geeignet? Jürgen Kehrlein (CSU) zum Beispiel könnte sich mit einer "guten Wirtschaft und einem guten Koch" anfreunden – genau in diesem Bereich klaffen ja in der Kreisstadt nach übereinstimmender Meinung seit langem Lücken. "Bed & Breakfast" wären für Kehrlein auch noch ok. Aber gleich ein ganzes Hotel nicht.
Und selbst wenn der Bedarf bestehen, sprich die Konkurrenz unter dem Beherbergungsgewerbe der Kreisstadt nicht zu groß werden sollte: Woher sollen Wirt und Wirtin und ihr Personal kommen in Zeiten, in denen ein Ende des Fach- und Arbeitskräftemangels nicht abzusehen ist, unter dem gerade die Gastrobranche leidet? Derlei Skepsis war in und am Rande der Ratssitzung zu vernehmen; ebenso aber tauchte etwa die Frage auf, ob sich Gäste wirklich darauf einlassen werden, dass sie ihre Autos nicht direkt am Hotel parken können.
Neben der ungeklärten Finanzierung stehen also noch viele weitere Fragezeichen hinter dem möglichen Hotel. Die Öffentlichkeit wird hier erst mitreden können, wenn das Hoga-Experts-Gutachten allgemein zugänglich ist. Eine Antwort auf die Frage, wo das Kulturforum Haßfurt künftig Kunstausstellungen präsentieren wird, dürfte aber nicht in der Studie zu finden sein.
In der Stadtratssitzung am Montag klang an, dass das Forum, welches sich der Förderung von Kunst und Kultur in der Kreisstadt verschrieben hat, in Kürze ein eigenes Konzept für die künftige Nutzung des Kunsthauses präsentieren will. An ein Hotel denken die Freundinnen und Freunde der schönen Künste dabei wohl kaum.
Vor der Beschlussfassung hatte Bürgermeister Werner noch einmal betont, dass die Stadt so viele Möglichkeiten für das in weiten Teilen des Jahres leer stehende Kunsthaus diskutiert und geprüft habe – ohne greifbares Ergebnis. Da will der Rathauschef dem Gedanken an ein Hotel auf jeden Fall eine Chance geben.
Fachwerkhaus müsste saniert werden
Denn die Stadt steckt in einem Dilemma: Der Bauzustand der denkmalgeschützten Immobilie ist nicht der beste, früher oder später muss die Stadt ordentlich Geld in die Hand nehmen, um das malerische Fachwerkhaus zu sanieren. Doch eine grundlegende Sanierung macht nur Sinn, wenn sie im Einklang mit der künftigen Nutzung des Hauses steht.
Die Stadt sollte sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, hier gibt es genug Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes.
eine Idee:😉
Meldet das „Kunsthaus“ bei der UNESCO an ,(vielleicht) wird es ins Welt Erbe aufgenommen, dann kommen ganz viele Touristen, dann brauchen wir auch wieder Gastronomie.
Die Stadt investiert in eine Schrott Immobilie, denke das Geld wäre besser investiert z.B. Ausbau der Radwege!!