Die Anfrage der Heimatzeitung kommt für Bürgermeister Günther Werner zu früh, viel zu früh. Bevor sich die Gutachter nicht geäußert haben, wolle er es eigentlich auch nicht tun. Am Mittwoch verriet das Stadtoberhaupt aber dann doch, dass an den Gerüchten etwas dran ist: Die Stadt Haßfurt will ein Kunsthaus einrichten, eine Art Kunst- und Begegnungsstätte vielleicht oder ein Museum. Was genau dahinter steckt, ist noch nicht für Augen und Ohren der Öffentlichkeit bestimmt.
Es steht aber fest, wo das Kunsthaus entstehen soll: Es ist das schmucke Geschäftshaus in der Hauptstraße 35, welches das Eckgebäude zur Brückenstraße bildet. Viele Jahre lockte hier das Spielwarengeschäft Schauer alte und junge Kunden an, im Herbst 2012 zog eine Filiale des Hofheimer Schuh- und Sporthauses Weisheit ein. Seit geraumer Zeit steht das Gebäude mit seinen rund 200 Quadratmetern Verkaufsfläche leer, zum Jahreswechsel hat es die Stadt Haßfurt von privater Seite gekauft.
Ob sich das Anwesen Hauptstraße 35 für ein Kunsthaus welcher Art auch immer eignet, das prüft derzeit ein in Wien ansässiger Gutachter. Dabei geht es nicht nur um die Finanzierbarkeit, sondern auch um die Vereinbarkeit der angedachten Nutzung mit dem Denkmalschutz und um Ausstellungskonzepte. Bis Jahresende soll die Expertise vorliegen.
Die Stadt habe schon viel Vorarbeit geleistet, sagte Günther Werner zum HT, was auch bedeutet, dass es schon sehr konkrete Vorstellungen gibt, wie und für welchen Zweck man sich das Kunsthaus vorstellt.
Das Stadtoberhaupt verrät zumindest eines: „Ich will, dass unser Kunsthaus ein Magnet in der Innenstadt wird.“ Dafür ist die Stadt offensichtlich bereit, eine Investition im Millionenbereich auf sich zu nehmen – wobei für dererlei kulturelle Zwecke mit Sicherheit dicke Fördertöpfe angezapft werden können. Für andere Nutzungen – etwa wieder als Geschäftshaus – seien die alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gemäuer kaum geeignet, nicht nur wegen der starken Denkmalschutzauflagen, sondern auch wegen der fehlenden Parkmöglichkeiten, die Kunden mit dicken Einkaufstüten abschrecken.
Dass sich in Sachen „Kunsthaus“ etwas bewegt, das kann den Haßfurtern und Kulturliebhabern allein deswegen nicht verborgen bleiben, weil am heutigen Donnerstag eine Ausstellung unter dem Motto „Kunst im Leerstand“ eröffnet – und zwar nirgendwo anders als im ehemaligen Spielwaren- und Sportladen. Initiator des Projekts ist das Ehepaar Marianne und Perry Alka, die das Geschäft für einige Monate gemietet haben. Die Besucher dürfen sich an Fotokunst von Perry Alka selbst und an Objekten des Bildhauers Gerhard Nerowski erfreuen. Für Marianne und Perry Alka geht es dabei um mehr als nur eine vorübergehende Nutzung des alten Geschäftshauses: „Wir wollen schon zeigen, dass es sich als Haus der Kunst und der Begegnung eignet“, blickte Perry Alka am Mittwoch nach vorne. Die beiden kennen auch die Pläne der Stadt; um das Projekt nicht im Anfangsstadium zu gefährden, halten sie sich mit öffentlichen Aussagen aber noch zurück.
In jedem Falle aber sprach Marianne Alka, die die Gründungsvorsitzende des Haßfurter Kulturforums war und noch in dessen Vorstand mitwirkt, schon jetzt von einem Gewinn für die Kreisstadt, sollte das Kulturhaus kommen. „Es wäre ein Anziehungspunkt in der Innenstadt, Touristen könnten nicht nur die Ritterkapelle, sondern auch das Kunsthaus besuchen – und ideal wäre es dann natürlich auch, wenn eine Fußgängerzone eingerichtet würde.“
Die Ausstellung „Kunst im Leerstand“ wird im Rahmen des Haßfurter Straßenfestes und danach immer freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet sein.