Er wolle, "dass unser Kunsthaus ein Magnet in der Innenstadt wird". Diesen Satz hat Bürgermeister Günther Werner im September 2016 im Gespräch mit der Redaktion gesagt. Damals hatte die Stadt mit dem einst so stolzen, doch zuletzt leerstehenden Geschäftshaus in der Hauptstraße 35, Ecke Brückenstraße, große Pläne – die schließlich in dem Konzept für ein "Herman-de-Vries-Museum" gipfelten.
Im Jahr darauf ließ der Haßfurter Stadtrat das Projekt aus Kostengründen platzen. Und auch in anderer Funktion, etwa als Kaufhaus auf Zeit mit sogenannten Pop-Up-Stores, konnte das imposante Fachwerkgebäude mit seinen rund 200 Quadratmetern Verkaufs- oder Ausstellungsfläche seither nicht wirklich die Anziehungskraft entwickeln, die seiner Bedeutung im Stadtbild gerecht würde.
Für die Kreisstadt ein Problem: Sie hatte die Immobilie, die für ganze Generationen schlichtweg "Spielwaren Schauer" war, ehe 2012 eine Filiale des Hofheimer Schuh- und Sporthauses Weisheit einzog, zum Jahreswechsel 2015/2016 von privater Seite gekauft. Also ist es die Stadt selbst, die für den Erhalt des denkmalgeschützten, jedoch von zunehmendem Verfall bedrohten Objekts zuständig ist. Aktionen wie gelegentliche Kunstausstellungen oder eben Pop-Up-Stores mögen da finanziell allenfalls der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sein – gemessen an den Unterhaltskosten für das Gebäude und irgendwann unausweichlichen Investitionen in seine Zukunft.
Stadtrat wird sich am Montag mit Gutachten beschäftigen
Jetzt aber könnte sich etwas Entscheidendes tun, nachdem man im Rathaus so lange Zeit offenbar keinen dauerhaften Verwendungszweck für das ungeachtet seiner ungewissen Bestimmung einfach nur noch "Kunsthaus" genannte Anwesen finden konnte: Am Montagabend beschäftigt sich der Stadtrat Haßfurt mit dem Thema. Sprich mit einem Gutachten, welches HoGa Experts (München) im Auftrag der Stadt angefertigt hat. Es geht um Gastronomie. Hinter Hoga Experts stehen, so ist es der Firmenhomepage zu entnehmen, Fachberaterinnen und Fachberater für Hotellerie, Gastronomie und "branchenverwandte Bereiche".
Auftrag des Expertenteams war es offenbar auszuloten, ob ein gastronomischer Betrieb im Kunsthaus rentabel arbeiten könnte. Wie die Redaktion erfahren konnte, kommt das Gutachten offenbar tatsächlich zu eben diesem Ergebnis: Ja, es könnte sich für einen Pächter oder eine Pächterin sehr wohl lohnen, hier Gäste zu bewirten. Darüber soll der Finanzausschuss kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung informiert worden sein.
Für einen Wirt oder eine Wirtin könnte sich das Kunsthaus offenbar rentieren
Geht es also nur noch darum, Wirt oder Wirtin zu finden? Nein, dies sei nur eine Seite der Medaille, hieß es am Mittwoch aus Kreisen des Ratsgremiums. Denn: Auch für die Stadt müsste das Gastronomie-Projekt stemmbar sein. Denn es dürften nicht unerhebliche Investitionen anstehen, um aus der Hauptstraße 35 eine Gastwirtschaft, ein Restaurant, ein Bistro oder was auch immer zu machen, das allen Hygienevorschriften oder Anforderungen an Barrierefreiheit, Brand- und Denkmalschutz genügt. Was getan werden muss, was es kosten würde - und ob die Stadtpolitik schließlich bereit sein wird, das Geld auch in die Hand zu nehmen: All das will nun in naher Zukunft geklärt sein.
Viele Menschen aus Haßfurt und Umgebung sowie Publikum, das der Kreisstadt gerne einen Besuch abstattet, würden sich über die Erweiterung des gastronomischen Angebots gerade in der Innenstadt freuen. Hier hat Haßfurt nach Meinung vieler noch Defizite. Demgegenüber stehen Befürchtungen, dass es bald noch weniger Raum für Kunst und Kultur geben könnte – es sei denn, leibliche und geistige Genüsse ließen sich kombinieren.
Der Diskussion im Haßurter Stadtrat will ich nicht vorgreifen, bleibt immerhin noch die Hoffnung, dass man was 'Gscheits' aus diesem wunderschönen Haus macht.