Es wird in Haßfurt kein Museum geben, in dem das Lebenswerk des in Eschenau lebenden Künstlers Herman de Vries präsentiert wird.
Der Stadtrat Haßfurt sprach sich in seiner Sitzung am Montagabend im kleinen Saal der Stadthalle im Beisein von rund 80 Besuchern mit deutlichen16:9 Stimmen gegen ein „Kunsthaus“ inmitten der Altstadt aus.
Bürgermeister Günther Werner zeigte sich anschließend enttäuscht darüber, „dass der Stadtrat die Chancen eines solchen Museums für Haßfurt nicht erkannt und gewürdigt hat“. Wäre das Ergebnis positiv gewesen, hätte die Stadt 90 Prozent an Zuschüssen für die Sanierung des Hauses erhalten. Jetzt aber müsse sie 90 Prozent der Kosten selbst tragen.
Der 85-jährige Herman de Vries selbst kommentierte den Beschluss mit den Worten: „ich bedauere, dass das museum nicht realisiert wird. aber ich habe verständnis für die entscheidung, weil der stadtrat einem großen budget für so eine kleine stadt über viele jahre hätte zustimmen müssen.“
Katharina Winterhalter, Pressesprecherin von Herman de Vries, erklärte: „Die Idee war verlockend, das Konzept vielversprechend, und es gab ein beeindruckendes Engagement in der Stadtverwaltung, im Stadtrat und beim Kulturforum. Und Herman de Vries war bereit, einen großen Teil seines Werks einzubringen. Aber das hat nicht gereicht. Ich kann nicht beurteilen, ob die Stadt das Museum für viele Jahre hätte finanzieren können, aber es gab deutliche Zweifel und etliche Stimmen, die das Geld lieber für andere Projekte ausgeben wollen. Vor diesem Hintergrund ist das ,Nein' wohl die bessere Entscheidung.“
So kam es, dass sich nur Bürgermeister Günther Werner, Reiner Schuster, Willibald Geuppert, Reiner Sidon, Jürgen Bätz und Berthold Albert (WG), Jürgen Baum (SPD) sowie Helene Rümer und Annette Marquardt (Bündnis90/Die Grünen) für das „Kunsthaus“ aussprachen.
Günther Werner hatte sich zuvor vergebens bemüht, die Stadträte davon zu überzeugen, dass das geplante Museum ein Gewinn für die Stadt werden könnte. „Es wäre das einzige Kunsthaus auf der ganzen Welt, das das komplette Lebenswerk von Herman de Vries zeigen würde, und der Künstler selbst würde Werke in Höhe von einer Million Euro in eine Stiftung einbringen“, sagte er.
Die zusätzliche Einrichtung einer Kinderpädagogik wiederum würde vielen Kindern in Haßfurt und im Landkreis den Zugang zur Kunst ermöglichen.
Doch alle Hinweise auf die hohe Förderung von 90 Prozent der Sanierungskosten, die sich zwischen drei und vier Millionen Euro bewegen, und auf die Aufgabe des Stadtrats, die Stadt immer noch ein Stück lebenswerter und lebendiger zu machen, fruchteten nichts. Letztendlich hatten sich die Fraktionen im Haßfurter Stadtrat bereits entschieden.
Im Mittelpunkt der Stellungnahme von Norbert Geier, dem Fraktionsvorsitzenden der CSU, stand die Finanzierung des Unterhalts, der abzüglich der Einnahmen auf jährlich rund 350 000 Euro geschätzt wurde. Denn er war der Meinung, dass sich „das Ganze“ nicht rentiere, wenn täglich nur 15 bis 20 Besucher wegen des Museums in die Stadt kämen. „Weiß denn die Bevölkerung, dass wir bereits heute rund 600 000 Euro für den Kulturbereich im Ergebnis aufwenden?“, so seine Worte.
Der Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt und der Finanzausschuss der Stadt hätten sich viele Jahre dem Thema Einsparungen in diesem Bereich gewidmet, aber bisher nur wenig erreicht. Demgegenüber stehe die Forderung des Kämmerers zu einer sparsamen Haushaltsführung.
Wie könne man dann den Bürgern erklären, dass die Mehreinnahmen aus der Grundsteuererhöhung im nächsten Moment in das Defizit eines Museums flössen, das eine sehr geringe Resonanz besitze und das vermutlich vielen Bürgern überhaupt nicht nahezubringen sei? So die rhetorische Frage Geiers.
Wie erkläre man den Gewerbetreibenden in der Stadt, dass das Budget für den Projektfonds beim Stadtmarketing heuer bei nur 30 000 Euro liege, man aber gleichzeitig 350 000 Euro für 15 bis 20 Besucher mehr am Tag bezahlen wolle? Während das Museum eine freiwillige Leistung sei, habe die Stadt doch so viele Pflichtaufgaben zu bewältigen, so der CSU-Sprecher.
„Letztlich ist es so, dass wir den meisten unserer Bürger mit dem Museum keinen Mehrwert bieten können. Das ist die überwiegende Meinung der Bevölkerung“, konstatierte Geier. „Also sollten wir über ein geändertes Nutzungskonzept für das Haus nachdenken.“
Gerade die Aussagen von Dr. Claudia Haas von Haas:Consult aus Wien aus ihrer Machbarkeitsstudie ließen keinen anderen Schluss zu, auch wenn das Projekt „nachvollziehbar wünschenswert“ wäre.
Diesen Ausführungen schloss sich auch der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Manfred Stühler, an. „Die Präsentation der Machbarkeitsstudie trifft den Nerv an entscheidenden Stellen: bei der Finanzierung und vor allem bei der Durchführung eines solchen Museums“, betonte Stühler.
Auch er sah keine Einsparmöglichkeiten im Haushalt zur Reduzierung der Ausgaben für den laufenden Betrieb. „Wir mussten bei unserer schwersten Entscheidung in unserer bisherigen Stadtratsarbeit zwischen Investitionen und Chancen abwägen, und zwei meiner Kollegen und ich haben uns nach reiflicher Überlegung gegen das Museum entschieden.“
Er verneige sich vor dem Schaffen, vor dem Lebenswerk, von Herman de Vries. Aber leider könne die Stadt die laufenden Kosten nicht aufbringen, auch wenn die Liebe zur Kunst noch so groß sei.
Berthold Albert, Vorsitzender der Fraktion der WG, wiederum sagte die mehrheitliche Zustimmung zu, auch wenn jeder Kollege selbst entscheiden könne. So stimmten lediglich Hachem Farmand und Michael Zehe gegen das Museum.
Helene Rümer, Vorsitzende der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen, betonte: „Kultur und Kunst machen Spaß und das Leben lebenswert. Kunst ist nicht alles, aber ohne Kunst ist alles nichts. Wir haben mit vielen Bürgern gesprochen und erfahren, dass sich viele dafür aussprechen. Daher haben wir uns auch dafür entschieden.“
Den Zuschuss von 90 Prozent erhalte die Stadt nur für dieses Projekt. Und in den kommenden zehn Jahren habe man viele Möglichkeiten, Gelder für den Unterhalt einzutreiben und das Stiftungsvermögen aufzustocken, meinte die Fraktionssprecherin.