
Beim ersten Hinsehen ist es aus Sicht des Landkreishaushaltes eine gute Nachricht: Ab 2024 wird der Landkreis Haßberge wieder weniger Geld in den Betrieb des Flugplatzes in Haßfurt stecken. Statt der erst im Juni beschlossenen 75.000 Euro werden es dann 50.000 Euro pro Haushaltsjahr sein. Dies empfiehlt der Kreisausschuss Haßberge nach seiner Sitzung am Montag dem Kreistag zur endgültigen Entscheidung im November. Angesichts des Einsparpotenzials darf als sicher gelten, dass das oberste Kreisgremium der Empfehlung folgt.
Wie kommt es dazu, dass der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt nun für seine beiden Hauptgesellschafter, den Landkreis Haßberge und wohl auch die Kreisstadt Haßfurt, wieder billiger wird, was sich schon im April angedeutet hatte? Die wirtschaftliche Situation der Verkehrslandeplatz GmbH hat sich gebessert: Nach defizitären Jahren schreibt der Flugplatz seit 2021 wieder schwarze Zahlen. Im Geschäftsjahr 2022 soll das Plus knapp 120.000 Euro betragen.
Ist das also alles in allem eine positive Entwicklung, nachdem 2020 der dritte große Partner, die Stadt Schweinfurt, aus der Flugplatz-Gesellschaft ausgestiegen war, weswegen der Landkreis Haßberge und die Stadt Haßfurt ihren Zuschuss zu den Betriebskosten auf 50.000 Euro verdoppeln mussten?
Instrumentenflug bei "Nacht und Nebel" nicht mehr möglich
Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite: Die wirtschaftliche Lage des Flugplatzes hat sich nicht verbessert, weil der Flugverkehr plötzlich nur so brummen würde. Sondern im Wesentlichen, weil man hier seit bald zwei Jahren den Instrumentenflug aufgegeben hat, der es Pilotinnen und Piloten ermöglicht, bei "Nacht und Nebel", also ohne Rundumsicht, in Haßfurt zu starten und zu landen.
Das Bittere daran: Der so genannte "Luftraum F", wie es damals noch hieß, war hier erst wenige Jahre zuvor errichtet worden. Und das für über 900.000 Euro, von denen der Freistaat 40 Prozent übernahm, während sich die damaligen drei kommunalen Gesellschafter den Rest teilten. Da könnte man von einer Fehlinvestition sprechen, erst recht, weil die Förderung zurückgezahlt werden muss.
Rolf Schneider ist seit genau drei Jahren Geschäftsführer der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH. Mit der Entscheidung für den Instrumentenbetrieb, für den der Platz im September 2013 die Zulassung bekam, hat er nichts zu tun. Von rausgeworfenem Geld will er nichts wissen. Im Gespräch mit der Redaktion argumentierte Schneider am Dienstag damit, dass ein Großteil der Investitionen dem Flugplatz auch jetzt zugute käme: Die Nachtflugbefeuerung etwa oder der Zaun, der damals nötig wurde, und der den Platz natürlich generell schütze. Ohnehin sagt der Geschäftsführer mit Blick auf den Instrumentenflug: "Man kann das jederzeit wieder beleben."

Das Ende für den Instrumentenflug hat mehrere Gründe. Dazu gehört, dass das Schweinfurter Unternehmen SKF 2019 seinen täglichen Flugverkehr nach Göteborg eingestellt habe, was die Zahl der Instrumentenflüge und die entsprechenden Einnahmen daraus drastisch reduzierte. Vor allem aber nennt Rolf Schneider die in jüngster Vergangenheit massiv gestiegenen und vor Jahren noch nicht absehbaren Anforderungen der Bundesanstalt für Flugsicherung an die Technik und das Personal am Flugplatz.
Da ist von der geforderten neuen Wetterstation die Rede, deren Preis im sechsstelligen Bereich liege. Oder der Verpflichtung, den Funkverkehr rund um die Uhr aufzuzeichen. All das hätte die Betriebskosten so in die Höhe getrieben, "dass wir am Ende die Reißleine ziehen mussten".
Warum ein Kreisrat gegen die Reduzierung stimmt
Rund 100 Millionen Euro gibt der Landkreis Haßberge im laufenden Jahr für seine Aufgaben aus. Das ist 2000 Mal die Summe, die er ab nächstem Jahr wieder in den Flugplatzbetrieb stecken wird. Trotzdem hat es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an den Zuwendungen gegeben, meist aus den Reihen von SPD, Grünen, ÖDP und Linken. Der Tenor war oft genug: Keine Subvention von Hobbyfliegerei. Und die Industrie soll selbst für ihre Fliegerei aufkommen. So kam es am Montag im Kreisausschuss zum Kuriosum: Rainer Baumgärtner (Zeil) von der ÖDP stimmte als einziger gegen die Verringerung des Zuschusses – weil er wollte, dass der Landkreis dem Flugplatz gar nichts bezahlt.
Dabei haben Start- beziehungsweise Landebahn und Tower in den Mainauen ihren festen Platz im Regionalplan von Main-Rhön, sprich der so bezeichneten unterfränkischen Region 3. Hier ist er als Schwerpunktlandeplatz und somit wichtige Verkehrsinfrastruktureinrichtung ausgewiesen. Unterstützung gibt es vom Land oder vom Bund im Falle des Falles jedoch immer nur für Investitionen, nie aber für den Betrieb.