Bekommt Goßmannsdorf bald ein eigenes Nahwärmenetz? Vor Ort gibt es aktuell erste Überlegungen dazu. Am Donnerstagabend fand eine Info-Veranstaltung in Sachen Nahwärmenetz statt. Rund 40 Interessierte hatten sich im örtlichen Pfarrheim eingefunden. Werner Kaffer, der Vorsitzende der Wählergemeinschaft Goßmannsdorf (WGG), und zwei Vertreter der Firma Enerpipe aus Hilpoltstein, Stefan Hippeli und Christian Tuschinski, standen Rede und Antwort. Die Redaktion hat zentrale Fragen und Antworten zu dem Vorhaben aus der Veranstaltung und im Gespräch zusammengetragen:
1. Ein Nahwärmenetz für Goßmannsdorf: Wie kam es zu der Idee?
Die Frage, ob in Goßmannsdorf ein Nahwärmenetz entstehen könnte, kam im vergangenen Jahr auf. In der Mitgliederversammlung der Wählergemeinschaft Goßmannsdorf stellten Mitglieder einen Antrag, sich mit dem Thema Nahwärmenetz auseinanderzusetzen, wie WGG-Vorsitzender Werner Kaffer berichtet. "Wir haben dann beschlossen, das Ganze auf den Weg zu bringen", erklärt er. Die WGG habe den Anstoß geliefert, es sei aber wichtig, dass sich nun auch Aktive für einen Arbeitskreis finden, der dann die weiteren Schritte koordiniert. Vier Freiwillige gibt es hierfür im Nachgang der Info-Veranstaltung aktuell.
2. Was ist bisher in Sachen Nahwärmenetz passiert?
Die WGG hat unter anderem eine erste Fragebogenaktion im Ort gestartet, um zu klären, ob seitens der Goßmannsdorferinnen und Goßmannsdorfer überhaupt Interesse an einem Nahwärmenetz besteht. Der Fragebogen war einfach gehalten, wie Werner Kaffer erklärt. Es sei bei der Umfrage vor allem um zwei Punkte gegangen: das Interesse an einem Anschluss an ein Nahwärmenetz und die Bereitschaft, sich dazu in einer Genossenschaft zusammenzuschließen. Mittlerweile hat die WGG Kontakt zur Enerpipe GmbH aufgenommen. Einer Firma, die auf Nah- und Fernwärme-Projekte spezialisiert ist.
3. Stößt das Vorhaben in Goßmannsdorf auf Interesse?
Das Ergebnis der Fragebogenaktion, die die WGG im Ort durchgeführt hat, zeigt: 55 Haushalte haben an der Umfrage teilgenommen. Davon signalisierten 22 Haushalte, dass sie zeitnah Interesse an einem Anschluss hätten, und zehn, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt interessiert wären. Neun Haushalte erklärten, dass sie unentschlossen seien. Drei Haushalte wünschten sich weitere Informationen. Elf Haushalte bekundeten, kein Interesse zu haben. Was die Beteiligung an einer Genossenschaft betrifft, erklärten sich 35 Haushalte dazu bereit, 17 sprachen sich dagegen aus.
4. Wie könnte ein mögliches Nahwärmenetz in Goßmannsdorf aussehen?
Über die genaue Ausgestaltung eines Nahwärmenetzes im Ort lässt sich aktuell noch wenig Konkretes sagen, wie auf der Info-Veranstaltung deutlich wurde. Einer der Gründe hierfür: Zunächst muss unter anderem ermittelt werden, welche Haushalte sich am Ende wirklich anschließen lassen möchten. Und beispielsweise auch, wo sich die Haushalte der potenziellen Anschlussnehmerinnen und -nehmer vor Ort im Einzelnen befinden.
Ein Nahwärmenetz sei nicht wie ein Baum, der vom Stamm aus wächst und sich nach oben hin weiter verzweigt. Ganz im Gegenteil: Die Planung starte mit dem letzten Haus, erklärt Stefan Hippeli von Enerpipe. Der Aufbau des Nahwärmenetzes sei der Knackpunkt. Sprich, die Frage, wohin der Wärmetransport Sinn macht und wohin nicht. Die Wirtschaftlichkeit spiele eine zentrale Rolle. "Ein Netz lässt sich nur umsetzen, wenn es wirtschaftlich ist", so Hippeli. "Je mehr angeschlossen sind, desto effektiver ist das Netz."
Viele Nahwärmenetze nutzen als Wärmequelle Biogasanlagen. In Goßmannsdorf gibt es im Bereich der Aussiedlerhöfe eine solche. Diese wird dort auch bereits zur Wärmeversorgung genutzt, sodass nicht mehr viel Energie übrig bleibt, wie Hippeli berichtet. Als im Moment kostengünstigste Alternative steht daher eine Hackschnitzelheizung für das im Ort angedachte Nahwärmenetz im Raum.
Diese sei zum Beispiel auch mit einer Wärmepumpe oder mit Solarthermie koppelbar, erklären die Enerpipe-Vertreter. "Möglichkeiten gibt es viele, es ist eure Entscheidung", sagt Hippeli in seinem Vortrag an die Anwesenden gewandt. WGG-Vorsitzender Werner Kaffer sieht in Sachen Hackschnitzel auch den Vorteil, dass diese regional bezogen werden können und so das eingesetzte Geld ebenfalls in der Region verbleibt.
5. Wie sieht der weitere Zeitplan in Sachen Nahwärmenetz aus?
Im Laufe der kommenden Woche werden an die Goßmannsdorfer Haushalte – 285 sind es an der Zahl, wie Werner Kaffer erklärt – erneut Frage- beziehungsweise Erhebungsbögen ausgeteilt. Mit diesen sollen unter anderem Gebäudedaten, wie etwa das Baujahr des Hauses oder die aktuelle Heizart, abgefragt werden. Ausgehend von der so gewonnenen Datengrundlage kann dann die Planung für das Nahwärmenetz starten.
Bis 23. März sollen die ausgefüllten Erhebungsbögen in einer Box in der Bäckereiverkaufsstelle in der Dorfmitte, "bei der Erna", abgegeben oder zum Beispiel per E-Mail an die WGG geschickt werden. Stefan Hippeli fügt an, dass der Bogen noch keine endgültige Verpflichtung darstelle, sich am Ende an das Nahwärmenetz anschließen zu lassen. Ebenso stelle er keine automatische Berechtigung für einen Anschluss dar.
6. Was würde ein Anschluss an das Nahwärmenetz kosten?
Auch was die Anschlusskosten und den Wärmepreis betrifft, gibt es aktuell für das Goßmannsdorfer Nahwärmenetz noch keine konkreten Zahlen. Wie Stefan Hippeli ausführt, sind hierfür letztlich unterschiedliche Faktoren ausschlaggebend, welche vom Bau der Heizzentrale und den Tiefbauarbeiten bis zur Art und Anzahl der angeschlossenen Gebäude reichen. Hippeli und sein Kollege Christian Tuschinski weisen daraufhin, dass es auch Fördermöglichkeiten gibt – für die Genossenschaft durch die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW), für Einzelpersonen durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
7. Welche Besonderheiten gilt es in Sachen Nahwärmenetz zu beachten?
Nur Mitglieder der Genossenschaft, die innerhalb der nächsten Monate gegründet werden und als Betreiber fungieren würde, können sich an das Nahwärmenetz anschließen lassen, wie Stefan Hippeli erklärt. Jede Anschlussnehmerin und jeder Anschlussnehmer ist also Unternehmer und Kunde zugleich. Aber, so Hippeli: "Keiner haftet mit seinem persönlichen Eigentum." Nur mit dem Mitgliedsbeitrag. Unabhängig von den Genossenschaftsanteilen habe jede und jeder eine Stimme.
"Es funktioniert nur, wenn Leute Verantwortung übernehmen", unterstreicht Hippeli – etwa in Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft. Die Generalversammlung bestimme auf Vorschlag des Vorstands dann über den Weg, der eingeschlagen werden soll. Ziel sei es, die Mitglieder günstig mit Wärmeenergie zu versorgen und kostendeckend zu arbeiten. Dabei sei der Einsatz aller gefragt. "Es wird nur funktionieren, wenn ihr das wollt und dahintersteht", erklärt Hippeli, der privat selbst Vorsitzender einer Nahwärme-Genossenschaft ist.