
Alle reden von der hauseigenen Photovoltaikanlage und wie mit deren sauberem Strom Wärmepumpe, Elektroauto, Wasch- und Spülmaschine betrieben werden können. Um die ebenfalls klimafreundliche Wärmegewinnung auf dem Hausdach mittels Solarthermieanlagen ist es dagegen sehr still geworden. Auf manchen Dächern werden heute sogar schon funktionstüchtige Solarthermiekollektoren abgebaut, um Platz für neue Photovoltaikmodule zu schaffen – weil Strom vielseitiger einsetzbar und damit offensichtlich wertvoller ist.
Ist das Dach noch frei, scheint die Installation einer Photovoltaikanlage tatsächlich die flexiblere Variante zu sein. Aber eine bestehende Solarthermieanlage sollte weiter betrieben werden – auch oder gerade wenn eine Wärmepumpe als zukunftsfähiges Heizsystem die alte Öl- oder Gasheizung ablöst. Denn nicht nur die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage ist sinnvoll. Gleiches gilt auch für die Verbindung von Wärmepumpe und Solarthermieanlage.
Die Solarthermieanlage speichert warmes Wasser in den Pufferspeicher ein
Bei der Standardvariante, die sich bei Ein- oder Zweifamilienhäusern in der Regel anbietet, wird die Solarthermieanlage wie auch die Wärmepumpe direkt an den Pufferspeicher angeschlossen und erwärmt bei Sonnenschein das Wasser darin – ähnlich wie bei der klassischen Hybridlösung mit Gas- oder Ölkesseln und Solarthermie. Reicht die aus der Sonneneinstrahlung gewonnene Wärme aus, kann die Wärmepumpe ganz abgeschaltet bleiben. Das ist meist zwischen Mai und September der Fall. Das senkt die Laufzeit der Wärmepumpe erheblich – was nicht nur den jährlichen Stromverbrauch der Wärmepumpe erheblich reduziert, sondern gleichzeitig die Lebensdauer der Wärmepumpe erhöht.
Zwar ist die Solarthermieanlage im Winter für die komplette Wärmeversorgung zu schwach, sie kann aber die Wärmepumpe bei der Warmwasserbereitung und beim Heizen spürbar unterstützen. Da der Speicherinhalt durch die Solarthermie an sonnigen Wintertagen bereits vorerwärmt ist, muss die Wärmepumpe weniger Energie aufbringen. In Verbindung mit einer Solarthermieanlage genügt oft auch der Einsatz einer kleineren, kostengünstigeren Wärmepumpe. Wichtig für die Effizienz ist eine gut eingestellte Steuerung, die für eine optimale Kommunikation zwischen Wärmepumpe und Solarthermie sorgt.
Solarthermie kann auch bei Erdwärmepumpen eingesetzt werden
Eine seltener eingesetzte Kombination von Solarthermie und Wärmepumpe besteht darin, die Sonnenwärme schon im sogenannten Primärkreis der Erdwärmepumpe zu nutzen. Das bedeutet, dass die im Primärkreis der Wärmepumpe zirkulierende Sole, ein Wasser-Frostschutz-Gemisch, mithilfe von Solarabsorbern vorgewärmt wird.
Solarabsorber funktionieren ähnlich wie solarthermische Kollektoren, allerdings sind sie einfacher und billiger gebaut und haben keine Glasscheibe. Durch die Absorber steigt die Temperatur der Sole, wodurch die Wärmepumpe effizienter arbeitet.
Lieber Photovoltaik oder lieber Solarthermie?
Stellt sich die Frage, ob man bei der geplanten Nutzung eines noch komplett freien Hausdachs nicht am besten sowohl Photovoltaikmodule als auch Solarkollektoren installiert? Davon ist eher abzuraten – auch weil der Einsatz beider Techniken zusätzliche Kosten verursacht. Nicht zuletzt wegen der vielseitigeren Verwendungsmöglichkeit des selbst erzeugten Solarstroms dürfte dabei in der Regel die Photovoltaik die erste Wahl sein – und angesichts des meist steigenden Strombedarfs sollte damit dann am besten das ganze Dach belegt werden.
Und wenn man zusätzlich eine Solarthermieanlage installieren will, dann kann man diese gut an der Fassade anbringen. Die senkrechte Montage bietet bessere Erträge im Winter und in den Übergangszeiten – und im Sommer keine Probleme wegen Überhitzung des Solarkollektors.
Zum Autor:Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!, in Kempten.