In einigen Kommunen im Landkreis Haßberge laufen aktuell Planungen für den Bau von Nahwärme-Netzen. Kleinere Wärmeverbünde indes gibt es mancherorts schon seit mehreren Jahren. So etwa in Rügheim. Bereits seit 2013 existiert dort ein Nahwärme-Netz, an das 20 Haushalte angeschlossen sind. Aktuell laufen im Ort die Vorbereitungen für eine Erweiterung des Netzes.
In Hohnhausen wurde diese Idee bereits umgesetzt: Die Mehrheit der Haushalte dort ist inzwischen in einer Genossenschaft zusammen- und an das örtliche Nahwärme-Netz angeschlossen. Welche Erfahrungen haben Nutzer in den beiden Orten bislang mit der Nahwärme gemacht? Florian Gegner aus Rügheim und Bernd Pohley aus Hohnhausen haben der Redaktion einen Einblick gegeben.
1. Warum haben sich Gegner und Pohley für einen Nahwärme-Anschluss entschieden?
Florian Gegner befand sich gerade in der Planungsphase für sein Haus, als sich in Rügheim das erste Nahwärme-Netz ankündigte, wie er berichtet. Der Betreiber der örtlichen Biogas-Anlage hatte sich damals entschlossen, ein solches aufzubauen. Seit 2013 ist es in Betrieb. "Die Biogas-Anlage bestand schon, deswegen hat sich das angeboten, und ich finde es eine sinnvolle Idee, da die Wärme als Abfall ja sowieso anfällt", erklärt Gegner. Er habe sich in der Planungsphase für sein Haus viele Gedanken in Sachen Heizung gemacht, etwa über Pellets oder eine Wärmepumpe nachgedacht. "Als die Pläne für das Nahwärme-Netz bekannt wurden, waren diese Gedanken passé."
Ein kleineres Nahwärme-Netz machte 2009 auch in Hohnhausen den Anfang. Bernd Pohley erinnert sich, dass er sein Haus schon damals gerne hätte anschließen lassen, was aber aufgrund der Entfernung zur Biogas-Anlage nicht möglich gewesen sei. Das änderte sich, als im Ort die Idee konkret wurde, das Netz zu erweitern. Obwohl er erst drei Jahre zuvor einen neuen Brenner für seine Ölheizung hatte kaufen müssen, entschied sich Pohley für einen Anschluss. Im Vordergrund stand für ihn dabei der ökologische Gedanke, wie er berichtet. Außerdem bleibe durch die Nahwärme-Nutzung die Wertschöpfung in der Region beziehungsweise im Dorf, ergänzt der 57-Jährige.
Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, den Gegner und Pohley für ihre Entscheidung anführen: den Gemeinschaftsgedanken. "Es wurde eine gewisse Anzahl an Anschlussnehmern gebraucht, damit das Ganze finanziell machbar ist, sonst wären die Kosten für den Einzelnen zu hoch gewesen", erklärt Bernd Pohley. Er habe sich daher auch im Sinne der Gemeinschaft für einen Anschluss an das Nahwärme-Netz entschieden. Florian Gegner hebt ebenso die Grundidee der Nahwärme-Versorgung hervor: Dass ein Netz beziehungsweise eine Wärmequelle mehrere Haushalte versorgt und sich diese die Kosten teilen. "Ich glaube, dass das die Zukunft ist", sagt der Rügheimer.
2. Wie ist der Anschluss an das Nahwärme-Netz abgelaufen?
Eine Heizungsfirma tauschte 2020 im Haus von Bernd Pohley dessen Ölheizung gegen Nahwärme-Anschluss und Pufferspeicher aus. "Das Ganze war innerhalb von zwei Tagen erledigt", erinnert sich der 57-Jährige. Mehr war nicht erforderlich: "Die Leitung des Nahwärme-Netzes ging da schon bis ans Haus." Für Florian Gegner erwies es sich als "Glücksfall", dass er sich ohnehin noch in der Planungsphase für sein Haus befand. So sei es kein großer Aufwand gewesen, die Pläne entsprechend für Nahwärme-Anschluss und Pufferspeicher anzupassen.
3. Kam es schon einmal zu einem Ausfall der Nahwärme-Versorgung?
"In zehn Jahren gab es nie einen Ausfall", berichtet Florian Gegner. Einmal sei eine Motorrevision an der Biogas-Anlage erforderlich gewesen, sodass diese für einen Tag außer Betrieb war. "Das war aber vorher angekündigt", erklärt der 41-Jährige. Der Pufferspeicher in seinem Haus fasse 1000 Liter. Das durch die Abwärme der Biogas-Anlage erhitzte Wasser komme am Haus mit einer Temperatur von rund 70 Grad Celsius an. Bei einem Ausfall des Nahwärme-Netzes würde das Wasser im Pufferspeicher langsam kälter, erklärt Gegner. Notfalls könne er diesen aber mit Strom beheizen.
"Bis jetzt gab es keine Störung, alles funktioniert top", sagt auch Bernd Pohley. In Hohnhausen ist aber ebenfalls für den Notfall beziehungsweise für einen Ausfall der Nahwärme vorgesorgt: Der Pufferspeicher in seinem Haus fasse 800 Liter, erklärt der 57-Jährige. Zudem gebe es im örtlichen Heizhaus einen 18.000 Liter fassenden Pufferspeicher.
4. Sind die beiden Nahwärme-Nutzer mit ihrer Entscheidung für einen Anschluss zufrieden?
Sowohl Bernd Pohley als auch Florian Gegner würden sich wieder für einen Anschluss an das jeweilige örtliche Nahwärme-Netz entscheiden, wie sie der Redaktion berichten. "Man muss sich um nichts kümmern und auch den Ölpreis nicht beobachten", zeigt sich Pohley zufrieden. Neben einer einmaligen Einlage von 5000 Euro in die Genossenschaft und einer monatlichen Grundgebühr zahle er weniger als zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) für den Bezug der Nahwärme. Wenn nichts Außergewöhnliches passiere, bleibe das auch weiterhin so, blickt der 57-Jährige voraus.
Auf die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise – speziell im vergangenen Jahr – angesprochen, erklärt der Hohnhäuser, dass er sich dadurch noch einmal in seiner Entscheidung bestätigt gefühlt habe. "Im Nachhinein kann ich sagen: Bis jetzt alles richtig gemacht." Auch Florian Gegner konnte die Gas- und Heizdebatte des vergangenen Jahres "komplett entspannt" verfolgen. Geschätzt mindestens 50 bis 60 Prozent habe er durch den Bezug der Nahwärme an Kosten – im Vergleich zu einer Öl- oder Gas-Heizung – einsparen können. "Der konstante Preis ist absolut top", freut sich der 41-Jährige. "Ich kann mir auch nach zehn Jahren keine bessere Entscheidung vorstellen", lautet Gegners Fazit.