Erstmals nach zwei Jahren, in denen die Sternsinger-Aktion coronabedingt ausfallen musste oder nur eingeschränkt stattfinden konnte, ziehen dieser Tage wieder Kinder als Sternsinger, verkleidet als Heilige Drei Könige, von Haus zu Haus und sprechen in gewohnter Form den Segen. Allerdings kehrt 2023 nicht in allen Kirchengemeinden der Alltag ein. So werden etwa in Maroldsweisach keine Sternsinger entsandt.
"Wir würden gerne die Sternsinger-Aktion 2023 in Maroldsweisach durchführen", schrieb Kirchenpfleger Thomas Sauer dazu kurz vor Weihnachten im örtlichen Mitteilungsblatt, dem "Zeilberg-Echo". Doch: "Leider haben sich zwei Jahre Corona auch hier sehr negativ ausgewirkt. Da uns viel zu wenige Kinder und Helfer zur Verfügung stehen, können wir leider keine Sternsinger aussenden."
16 Jungen und Mädchen würden als Sternsinger in Maroldsweisach benötigt
Für eine große Flächengemeinde wie Maroldsweisach benötige man mindestens vier Sternsinger-Gruppen mit 16 Kindern oder mehr, berichtet Sauer auf Anfrage der Redaktion. Er bestätigt noch einmal, dass es sehr schwierig gewesen sei, Kinder oder Helferinnen und Helfer für die Sternsinger-Aktion zu finden. Die Kinder, die vor Corona als Sternsinger unterwegs waren, seien nun einfach zwei Jahre älter. Zudem seien es oft Geschwisterpaare gewesen. Wenn da eines der Kinder aufhöre, sei das andere meist auch nicht mehr dabei.
Früher waren 20 bis sogar über 30 Kinder, auch begleitet von ihren Eltern, als Sternsinger in Maroldsweisach unterwegs, wie Sauer erklärt. 2021 musste die Sternsinger-Aktion dann aufgrund der Corona-Pandemie erstmals komplett ausfallen. 2022 habe der Segensspruch zum Abholen ausgelegen, berichtet der Kirchenpfleger.
Auf diese Lösung setzt man in der Kirchengemeinde, die zur Pfarreiengemeinschaft St. Kilian und Weggefährten gehört, notgedrungen nun auch in diesem Jahr. An der Herz-Jesu-Kirche in Maroldsweisach und im Hof von Thomas Sauer liegt der Segensspruch samt Spendenmöglichkeit für die Sternsinger-Aktion am 6. und 7. Januar aus. Er hoffe, dass es nächstes Jahr wieder besser werde, sagt Sauer. "Bei den Kindern, die dabei waren, hat man gemerkt, dass es ihnen Spaß gemacht hat."
Auch in Friesenhausen sind an Dreikönig keine Sternsinger unterwegs
Wie sieht es in anderen Pfarreien im Landkreis Haßberge in Sachen Sternsinger aus? In der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt in Friesenhausen werden in diesem Jahr, ähnlich wie in Maroldsweisach, ebenfalls keine Sternsinger von Haus zu Haus ziehen. "Die nach außen hin sichtbaren Zeichen für die Haustüre werden am Dreikönigstag im Gottesdienst gesegnet und danach, zusammen mit den Segenswünschen, an die Haushalte verteilt", informierte Eva Schlund die Redaktion Anfang der Woche im Auftrag des Pfarrgemeinderats Friesenhausen.
Auf Nachfrage berichtet sie, dass die Sternsinger-Aktion auch hier mangels Beteiligung ausfällt. Es gebe keine Kinder mehr, die als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, nur ein Brüderpaar und das sei verhindert. "Es ist wirklich schade", sagt Schlund mit Blick auf die ausfallende Sternsinger-Aktion. "Das ist ja Brauchtum." Früher seien auch schon evangelische Kinder mit dabei gewesen, erzählt sie. Aber viele der Kinder seien inzwischen einfach aus dem Sternsinger-Alter herausgewachsen.
Pfarrer Jaroslaw Woch, der für die Pfarreiengemeinschaft Aidhausen-Riedbach zuständig ist, berichtet, dass man merke, wie sich die demografische Situation verändert hat. "Die großen Jahrgänge haben wir in den vergangenen Jahren verabschiedet." Es sei ursprünglich in allen Pfarrgemeinden geplant gewesen, die Sternsinger-Aktion durchzuführen, erklärt er mit Blick auf Friesenhausen. Andernorts seien Sternsinger-Gruppen unterwegs, aber teilweise weniger als früher. "Wir tun, was wir können", sagt Woch.
Nur mit Anmeldung kommen die Sternsinger zu Haushalten in Zeil
In Zeil findet die Sternsinger-Aktion in diesem Jahr "in etwas anderer Form" statt, wie die Pfarreiengemeinschaft Am Weinstock Jesu auf ihrer Website informiert. Wer von den Sternsingern am Dreikönigstag, dem 6. Januar, besucht werden möchte, musste sich dazu vorab anmelden. "Das ist dadurch bedingt, dass die Ministranten weniger geworden sind", berichtet Diakon Andreas Hofer auf Anfrage der Redaktion.
Es seien weniger Kinder aktiv als noch vor vier, fünf Jahren. Gleichzeitig gebe es Kinder, die durch die coronabedingten Ausfälle noch nie als Sternsinger unterwegs waren. Deswegen habe man sich entschieden, weniger aber dafür größere Gruppen zu bilden. Auch in Krum kämen die Sternsinger nur nach vorheriger Anmeldung.
In Ziegelanger und Sand finde die Sternsinger-Aktion hingegen wieder in gewohnter Form statt. Wie Hofer berichtet, waren in Sand zuletzt Erwachsene als Sternsinger unterwegs. In diesem Jahr habe man wieder Kinder für die Aktion gewinnen können. Der Diakon bezeichnet die Lage mit Blick auf die Sternsinger insgesamt als "durchwachsen".
Schwierige Suche nach Sternsingern in Haßfurt
Die Sternsinger würden versuchen, nach Möglichkeit alle Haushalte zu besuchen, berichtet Pfarrer Stephan Eschenbacher mit Blick auf die Sternsinger-Aktion in der Stadt Haßfurt. Mit einem Aufruf auf ihrer Website hatte die Pfarrei St. Kilian noch Mitte Dezember nach Kindern und Jugendlichen gesucht, die bereit sind, bei den Sternsingern mitzumachen. Nicht nur in Haßfurt, auch in den übrigen Mitgliedsgemeinden der Pfarreiengemeinschaft seien 2023 Sternsinger-Gruppen unterwegs.
"Es war schwieriger als sonst, wir hatten ziemlich zu kämpfen und auch jetzt ist es eng", berichtet Eschenbacher zur Suche nach Sternsingern in der Kreisstadt. Die vergangenen Ausfälle der Aktion durch die Corona-Pandemie seien ein Aspekt, aber es fehle wohl auch der Bezug zur Sache. Hinzu komme der Aufwand, einen ganzen Tag unterwegs zu sein. Die Ferien könnten aktuell ebenso eine Rolle spielen, sagt der Pfarrer. "Sonst war oft nach Dreikönig am nächsten Tag wieder Schule."
Während mancherorts im Landkreis Haßberge also offenbar dringend nach Sternsinger-Nachwuchs gesucht wird, scheint das in der Pfarreiengemeinschaft Hofheim aktuell kein Problem zu sein. In allen Pfarrgemeinden sind Sternsinger unterwegs, wie Pastoralreferentin Agnes Donhauser berichtet. "Die Gemeinden haben genügend Kinder gefunden für ihre Gruppen." In einem der Orte gebe es heuer sogar eine Sternsinger-Gruppe mehr.