In den über 50 Ortschaften der Gemeindeallianz Hofheimer Land waren die Bürgerinnen und Bürger jüngst aufgerufen, sich mit ihrem Dorf auseinanderzusetzen – mithilfe von Dorfheften, die vor Ort in Umlauf waren. Das Ergebnis ist ein buntes Potpourri zu jeder Ortschaft. Die Dorfhefte bestehen aus Notizen, Hintergrundinfos, Wünschen, Anekdoten, historischen Fotos, selbst gemalten Bildern, aus Mundartgedichten und Erinnerungen an fast vergessene örtliche Begebenheiten sowie vielem mehr.
Je nach Ortschaft sind die Hefte ganz unterschiedlich ausgefallen, zeigen aber auch Gemeinsamkeiten auf, wie Projektkoordinatorin Kerstin Brückner berichtet, etwa den Wunsch vieler Einheimischer, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Mehr als 800 Haushalte haben sich in die Statistik am Ende der Hefte eingetragen. Die Dorfhefte? "Ein Riesenbeteiligungsprojekt", fasst Brückner zusammen.
2021 gingen die Dorfhefte in der Hofheimer Allianz in Umlauf
Am 20. April 2021 wurde das erste Heft ausgegeben. Bis Oktober folgten 74 weitere. In manchen der Allianz-Ortschaften zirkulierte also nicht nur ein Dorfheft, sondern mehrere. Je nach Absprache mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vor Ort, erklärt Brückner und berichtet, dass aktuell immer noch Hefte aus den Ortschaften zurückkommen. In Maroldsweisach und Hofheim indes sind die Dorfhefte – bis auf eines, das aus Hofheim zurückkehrte – verschwunden.
Ursprünglich habe man für "Dorfbegegnungen unterschiedlichster Art" sorgen wollen, berichtet Brückner zu dem Projekt. Doch, da das Vorhaben in die Corona-Zeit fiel, seien die Dorfhefte nun zu einer "asynchronen Dorfbegegnung" geworden, mit Fokus auf der Bewusstseinskultur: "Was haben wir? Was brauchen wir? Worauf sind wir stolz?" Mit 17 Fragen und sieben Fotos von markanten Stellen aus dem jeweiligen Ort sowie einer kleinen Anleitung gab Brückner die Dorfhefte aus.
Eindrücke aus Lendershausen, Eichelsdorf und Allertshausen
Vor Ort wurden die Hefte dann auf unterschiedliche Weise verteilt, wie vier Verantwortliche stellvertretend beim Pressetermin mit der Redaktion berichten. In Lendershausen zum Beispiel koordinierte Stadtrat Alexander Häpp (WG Lendershausen) den Umlauf der Hefte. Nachdem ein erster Versuch nicht wie gedacht funktioniert hatte, habe er sich letztendlich dafür entschieden, von Haus zu Haus zu gehen und nach einem Vierteljahr gemerkt, dass er dafür Unterstützung brauche. Am Ende zahlte sich das Vorgehen aber aus: Nur ein Haushalt habe sich nicht beteiligt.
In Eichelsdorf war Marion Manietta Ansprechpartnerin für das Projekt und ihr Mann Armin, seines Zeichens Ortssprecher, behielt den Überblick über gleich drei Dorfhefte, die im Ort durch die Häuser wanderten. In Allertshausen machten Feuerwehrkommandant Gerd-Peter Schmidt und seine Tochter Julia den Anfang. Nachdem das Dorfheft erst einige Zeit liegengeblieben sei, hätten sie sich dann doch die Zeit genommen und sich schließlich sogar bremsen müssen, nicht das ganze Heft alleine auszufüllen, berichten die beiden mit einem Schmunzeln.
Von Treffpunkten über Einkaufsmöglichkeiten zu Leerständen
"Die Dorfhefte geben einen intensiven Überblick über das, was im Dorf läuft", sagt Kerstin Brückner mit Blick auf das Ergebnis des Projekts. So wurde in den Heften unter anderem abgefragt, wo örtliche Treffpunkte und Wohlfühlplätze oder auch Einkaufsmöglichkeiten sind, wo es Leerstände gibt und was im Ort schöner werden könnte.
"Es ist geplant, dass wir das durchgehen und in die Gemeinderäte und den Stadtrat bringen", sagt die Projektkoordinatorin zu Anmerkungen, Kritik und Wünschen, die die Einwohnerinnen und Einwohner der Orte in den Dorfheften hinterlassen haben. Einzelne Punkte seien zwischenzeitlich auch bereits umgesetzt worden oder in Arbeit.
Gleichzeitig soll aus den gesammelten Inhalten eine Publikation entstehen, wie Brückner berichtet, die als eine Art Willkommenswegweiser fungieren und Einblicke in das Leben in der Hofheimer Allianz geben soll. Die einzelnen Dorfhefte selbst gehen zurück in die Ortschaften, wo sie vielleicht Ausgangspunkt für eine Chronik sein könnten, in jedem Fall aber gut aufbewahrt werden sollten, wie sich die Runde einig ist. Denn zwar sei der Sachwert gering, der ideelle dafür aber umso höher.