Die Deutsche Einheit ist seit kurzem am ehemaligen Grenzstreifen zwischen Allertshausen (Markt Maroldsweisach) und Hellingen (Stadt Heldburg) für jede und jeden deutlich sichtbar: Dort prangt nun der Schriftzug "EINHEIT" in sieben Großbuchstaben, die ihren Namen auch wirklich verdienen. Denn sie sind 2,3 Meter hoch und wiegen jeweils 150 Kilogramm. Am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, wurde das Denkmal mit einem Festakt feierlich eingeweiht.
Die Wortskulptur "EINHEIT" besteht aus Stahlbuchstaben mit Edelrost-Patina und stammt aus der Dresdner Metallwerkstatt des Künstlers Hüseyin Arda. Zur Verfügung gestellt haben die Skulptur die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig. Sie wurde im Jahr 2015 ursprünglich als Skulptur "FREIHEIT UND EINHEIT" geschaffen und war in Leipzig ausgestellt.
Innerhalb von drei Wochen den Platz hergerichtet
Eigentlich sollten die Buchstaben dann in Eisfeld (Thüringen) aufgestellt werden, doch der Standort dort passte nicht, wie Heldburgs Bürgermeister Christopher Other (CDU) in seiner Rede erklärte. Er bot die Aufstellung auf Heldburger Grund am Grenzstreifen an und erhielt den Zuschlag. Innerhalb von drei Wochen gestaltete Other mit Helfern den Platz. Es wurden Fundamente errichtet und auf 90 Quadratmetern Blumen aus dem oberfränkischen Mitwitz gepflanzt. "Es entstand eine Einheit in Vielfalt und Freiheit", sagte Other.
Er erinnerte in seiner Rede an den 2. Dezember 1989, als die Grenze zwischen Allertshausen und Hellingen fiel, die über Jahrzehnte Familien und Freunde getrennt hatte. Die Region um den südlichsten Zipfel Thüringens und den angrenzenden Teil Frankens bezeichnete er als "Schmelztiegel der Kulturen", in dem sprachliche Grenzen verschwimmen würden. "Wir sind alle Franken", sagte der Bürgermeister.
Wunsch den Radweg nach Thüringen auszubauen
Maroldsweisachs Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) erinnerte sich, wie er als Jugendlicher mit dem Fahrrad an die Grenze fuhr, um in den Osten zu schauen. Heute könne er den "wunderschönen Radweg" nach Käßlitz fahren. Thein appellierte an Staatssekretärin Katharina Schenk (SPD), den Radweg von Allertshausen nach Hellingen, der derzeit an der ehemaligen Grenze aufhört, zu verlängern. Schenk versprach, das Thema im thüringischen Ministerium für Inneres und Kommunales anzusprechen.
Pfarrer Martin Popp-Posekardt bezeichnete in seiner Predigt die Begriffe "Einheit" und "Freiheit" als "siamesische Zwillinge". Die über eine Million Betonplatten, die auf dem ehemaligen Kolonnenweg verbaut wurden, seien das einzige Relikt aus der DDR-Zeit. Heute sei der Weg ein grünes Band, ein Wanderweg und ein Weltkulturerbe.
Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider (CSU) erinnerte daran, dass die Straße von Allertshausen nach Hellingen vor 34 Jahren in einer "Nacht- und Nebelaktion" vom Landratsamt Haßberge und der Gemeinde Maroldsweisach gebaut wurde. Die Straße sei auf der thüringischen Seite nun holprig und müsse erneuert werden, auch im Sinne einer Erweiterung des Burgenwinkel-Tourismus in Richtung Heldburg, der "fränkischen Leuchte".
Rolf Kaden (FW), stellvertretender Landrat des Landkreises Hildburghausen, erinnerte sich, dass das Wort "Wahnsinn" vor 34 Jahren das Wort des Tages war. Er dankte dem damaligen Landrat Rudolf Handwerker (CSU) und seinen damaligen Kollegen dafür, dass diese ihm und seinen damaligen Kollegen das wirtschaftliche Arbeiten beigebracht hätten. Es gelte den "Geist des Aufbruchs wiederzubeleben", sagte Kaden vor weit über 200 Zuhörenden. Bei Thüringer Bratwurst, Kaffee und Kuchen schlossen die Feierlichkeiten am Dienstag bei sommerlichen Temperaturen.