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Hofheim
Hofheim: Ein Loblied auf das Leben auf dem Lande - und ein neuer Sieger des Europäischen Dorferneuerungspreises
"Brückenbauer": Beim großen Festakt in der Hofheimer Zweifachturnhalle wird die österreichische Gemeinde Stadtschlaining als neuer Gewinner gekürt.
Die Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises aus Stadtschlaining mit Wolfgang Borst, Vorsitzender der Hofheimer Allianz (links).
Foto: Martin Schweiger | Die Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises aus Stadtschlaining mit Wolfgang Borst, Vorsitzender der Hofheimer Allianz (links).
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:14 Uhr

Die Stadtgemeinde Stadtschlaining im österreichischen Burgenland ist Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2022. Die Preisverleihung erfolgte am Freitag in der Zweifachturnhalle in Hofheim im Rahmen eines Festaktes am Freitag, der auch eine Werbeveranstaltung für das Landleben war.

"Der ländliche Raum ist der Raum der Zukunft", sagte Wolfgang Borst, Vorsitzender der Gemeindeallianz Hofheimer Land, in einem Dreiergespräch auf der Bühne und stieß damit auf offene Ohren. Denn fast alle der rund 600 Zuhörerinnen und Zuhörer aus über 20 Regionen Europas waren an diesem Freitag Landbewohner. "Wir haben Home Office, Natur, Energiewende und bezahlbaren Wohnraum. Die jungen Leute kommen aus den Städten zu uns", begründete Borst seine These.

Kleine Ortschaften lebens- und liebenswert zu erhalten, das gelingt in der Hofheimer Allianz vorbildlich. Hier Stöckach in der Gemeinde Bundorf.  
Foto: Martin Sage | Kleine Ortschaften lebens- und liebenswert zu erhalten, das gelingt in der Hofheimer Allianz vorbildlich. Hier Stöckach in der Gemeinde Bundorf.  

"Wir gehen guten Zeiten entgegen", fügte er hinzu und fand dabei die Unterstützung des Staatsministers für Regionalentwicklung des Freistaats Sachsen, Thomas Schmidt. Er empfahl den Anwesenden, mehr über Stärken als über Probleme des Landlebens zu reden. Der "überhitzte Wohnungsmarkt in den Städten" mache das Wohnen auf dem Land wieder attraktiv. Gleichzeitig zeigte sich der Minister dankbar dafür, dass er nicht Teil der 20-köpfigen Bewertungsjury war, die eine Auswahl aus den 21 teilnehmenden Kommunen aus elf Ländern treffen musste. "Es gibt nur Gewinner", betonte er.

"Der ländliche Raum ist der Raum der Zukunft"
Wolfgang Borst, Vorsitzender der Hofheimer Allianz

Die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, kam nicht persönlich zum Festakt. In einem Grußwort drückte sie ihre große Freude darüber aus, wie viele Menschen aktiv ihre Heimat mitgestalten. Klimaschutz, die Zunahme alter Menschen und die Digitalisierung seien zwar eine große Herausforderung, böten aber auch Chancen.

Eine Uraufführung konnte das Publikum erleben, als der "Allianzchor" unter Leitung von Andrea Lutsch die Bühne betrat und drei Musikstücke sang. Der Chor besteht aus Bürgermeistern, Landrat Wilhelm Schneider und weiteren Prominenten der Allianz.

Stadtschlaining, der neue Sieger, stellt sich vor:

Mit einem "Griaß eich" betrat Werner Glösl, Stadtrat der Gemeinde Stadtschlaining, die Bühne. Er bedankte sich bei dem Gastgeber, der Hofheimer Allianz, dem Sieger 2020, für die "großartige Veranstaltung". Die Delegation aus Stadtschlaining bestehe aus Mitgliedern, die aus drei Ländern kommen. Fünf Sprachen würden in der Delegation gesprochen. "Alleine damit haben wir das Motto des Wettbewerbs ,Brücken bauen' erfüllt", sagte Glösl, der sich für den ersten Preis bedankte.

Weltpremiere: Der Allianzchor sang unter Leitung von Andrea Lutsch.
Foto: Martin Schweiger | Weltpremiere: Der Allianzchor sang unter Leitung von Andrea Lutsch.

Rund 2250 Menschen leben in der aus den fünf Ortschaften Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental und Stadtschlaining bestehenden Gemeinde südlich von Wien, unweit der ungarischen Grenze. Passend zum Namen des Bundeslandes Burgenland erinnert im historischen Zentrum Stadtschlainings eine großartig restaurierte Burg an das mittelalterliche Erbe des Ortes.

Eine von weltweit fünf Friedensstädten

Seit dem Jahr 1995 ist Stadtschlaining eine von weltweit fünf Friedensstädten. Die bereits erwähnte Burg beherbergt ein Friedensmuseum sowie ein internationales Studienzentrum für Friedenskultur, an dem der populäre Studiengang "Peace and Conflict Studies" angeboten wird. Frieden wird auch gelebt: Menschen aus 25 Nationen wohnen in Stadtschlaining friedlich zusammen. In 86 Betrieben arbeiten über 300 Beschäftigte. Die 46 Vereine haben 2185 Mitglieder.

Neben der Burg wurde auch alte Bausubstanz im historischen Stadtzentrum erhalten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Integration Geflüchteter und von Menschen mit Beeinträchtigung. Besonders beeindruckend ist die Teilnahme von Bewohnerinnen und Bewohnern des Wohnprojekts an den Special Olympics.

Auch der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim hatte seinen Auftritt beim Festakt zur Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises.
Foto: Martin Schweiger | Auch der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim hatte seinen Auftritt beim Festakt zur Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises.

An die lange Bergbautradition erinnert ein Museum. Zudem war Stadtschlaining früher ein jüdisches "Stettle". In der früheren Synagoge befindet sich heute ein Museum inklusive Bibliothek.

Mehrere weitere Preise gehen auch an deutsche Gemeinden

Neben dem Europäischen Dorferneuerungspreis erhielten fünf Kommunen den Europäischen Dorferneuerungspreis in Gold, darunter Himmighausen in Nordrhein-Westfalen und Thallwitz in Sachsen. Neun Kommunen erhielten die Auszeichnung in Silber, darunter das bayerische Markt Waldthurn und Quarnebeck in Sachsen-Anhalt. Sechs Teilnehmende wurden mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis in Bronze geehrt, darunter Dissen in Brandenburg.

Der Europäische Dorferneuerungspreis ist übrigens nicht mit einem Preisgeld verbunden, hat jedoch einen hohen ideellen Wert und ist ein Aushängeschild für den Preisträger.

Nach dem Singen der Europahymne "Freude schöner Götterfunken", begleitet von den Leuzendorfer Musikanten, endete der Festakt. Danach ging es zum Feiern ins Festzelt auf dem Marktplatz.

 
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  • heribert.zimmermann@t-online.de
    Man sollte aktuelle Fotos verwenden!
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