
In rund drei Jahren Bauzeit hat sich der verfallene Klosterkeller unterhalb der Kirche in Eichelsdorf in ein schmuckes Dorfgemeinschaftshaus verwandelt, in dem die rund 400 Jahre alten Mauern mit dem modernen Anbau nun ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Am Sonntag wurde die offizielle Einweihung des Klosterkellers gefeiert, der einst den Erlöserschwestern des nahegelegenen Klosters und heutigen Schlosses Eichelsdorf als Lagerstätte für Lebensmittel diente.

1,3 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert. 90 Prozent davon finanzierte der Freistaat Bayern. Die Stadt Hofheim trägt zehn Prozent der Baukosten. Für die Gestaltung der Außenanlagen waren 550.000 Euro vorgesehen. Hier lag man am Ende mit Kosten von 424.000 Euro sogar unter Plan. Diese werden zu 73 Prozent gefördert.
Barrierefrei und von einer Biogasanlage beheizt
Hofheims Bürgermeister Alexander Bergmann (CSU) zufolge wurde das Vorhaben, die Bauruine wiederzubeleben, von einigen Bürgerinnen und Bürgern beschmunzelt. Sie wurden eines Besseren belehrt. Denn das Gebäude sei jetzt ein "Schmuckstück", das barrierefrei ist und nachhaltig durch eine Biogasanlage beheizt wird. Bergmann dankte den zahlreichen Helferinnen und Helfern, die ihre Freizeit in den Bau investiert haben.

Landtagsabgeordneter Steffen Vogel (CSU) vertrat als Festredner Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), die wegen Krankheit ihr Kommen hatte absagen müssen. Vogel bezeichnete den Klosterkeller zusammen mit Kirche und alter Schule als "wunderbares Ensemble". Jürgen Eisentraut, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE), sagte er, kenne nur drei Projekte in Unterfranken, die mit 90 Prozent gefördert wurden. Alle drei lägen auf dem Gebiet der Hofheimer Allianz.
Blick in die Eichelsdorfer Ortsgeschichte
Nicht nur als Architekt mit dem Klosterkeller betraut war Jürgen Bergmann: Er ist auch Vorsitzender des neu gegründeten Vereins "Eichelsdorf Aktiv". Bergmann gab einen kurzen Abriss der Geschichte des Ortes und des Klosterkellers: Zwischen 850 und 950 wurde Eichelsdorf demnach von dem fränkischen Edlen Eigolt gegründet und erstmals 1317 urkundlich als Besitz der "Herren von Greusing" erwähnt.

1499 erwarben dann die "Herren Schott von Schotten" Eichelsdorf für 2000 Gulden, während die "Herren von Münster" im Jahr 1600 schon 20.000 Gulden bezahlen mussten. Sie zogen damals von Rügheim in das Eichelsdorfer Schloss. Den "Herren von Münster" ist es zu verdanken, dass im Jahr 1605 eine rege Bautätigkeit in Eichelsdorf einsetzte. So wurde nicht nur die evangelische St. Anna-Kirche, sondern auch der Schüttbau, damals nur "der Bau" genannt, errichtet – der spätere Klosterkeller. Im Torbogen ist noch die Jahreszahl eingraviert.
Der Bau diente der Vorratshaltung der Adelsfamilie. Im Obergeschoss war ein großer Schüttboden für Getreide, Stroh und Heu. Im Gewölbekeller darunter lagerte Bier, Gemüse, Obst und Wein. Bemerkenswert ist, dass Eichelsdorf von jeher protestantisch geprägt war, das Schloss jedoch katholisch. Daran änderte auch die Gegenreformation um 1700 nichts. Von Schloss Eichelsdorf aus wurde im Übrigen einmal der gesamte Haßgau von Amts wegen regiert.

Dass der Klosterkeller heute nicht Schlosskeller oder Schüttbau heißt, liegt daran, dass am 28. Juli 1870, nachdem das Schloss leer stand, dieses von Karl Joseph Hirt, einem Gerbereibesitzer, bei einer Versteigerung erworben wurde. Er vermietete es im Jahr 1874 an den Orden der Schwestern des Erlösers aus Würzburg.
Der Klosterkeller selbst wurde zuletzt 2008 an privat verkauft und dann von der Stadt Hofheim im Jahr 2012 erworben. Im gleichen Jahr gab es unter Altbürgermeister Wolfgang Borst (CSU) die Idee zur Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus mit dem einzigartigen Gewölbekeller, den man sonst nur in größeren Städten erwartet.
Über 1500 Arbeitsstunden der Dorfgemeinschaft
Jürgen Bergmann bedankte sich für den unermüdlichen Einsatz der Dorfgemeinschaft, die über 1500 Arbeitsstunden oder einen Sachwertgegenstand von 40.000 bis 50.000 Euro eingebracht habe. So waren etwa die großen Sandsteinplatten im Dachgeschoss von einem halben Meter Lehmschicht bedeckt gewesen. Sie wurden ausgegraben, gereinigt, sortiert und in Handarbeit im Dachgeschoss wieder eingebaut.

Architekt Bergmann übergab seinem Namenskollegen Alexander Bergmann den Schlüssel für das Gebäude. Den könne er eigentlich gleich wieder zurückgeben, da er – als Vorsitzender des Dorfvereins – sich darum kümmern werde, den Klosterkeller mit Leben zu füllen, merkte der Architekt an. Vereine finden dort ihren Platz. Der Klosterkeller kann aber auch für Events wie Hochzeiten gemietet werden.
Musikalisch umrahmt wurde die Einweihungsfeier vom Chor "La Musica". Den kirchlichen Segen spendeten Pfarrer Sieghard Sapper und Pastoralreferent Michael Feller.