
Seit April gibt nun auch der Landkreis Bad Kissingen Bezahlkarten an Asylsuchende aus. 550 bis 600 dieser Plastik-Cards sollen bis Ende Mai an Berechtigte ausgegeben werden, sagte Landrat Thomas Bold beim Pressetermin am Montag, 6. Mai.
Allerdings ist die Zahl der Leistungsempfänger zum Thema Asyl im Landkreis mit 860 höher. Denn es gebe unter den geflüchteten Menschen sehr viele Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren, die keine Karten erhalten, erklärt Bold. Ihr Guthaben wird von den Eltern auf der Hauptkarte der betreffenden Familie mitverwaltet.
Wo im Kreis Bad Kissingen erhalten Asylsuchende die neue Bezahlkarte?
Derzeit können sich Berechtigte die Bezahlkarte zentral in der Zulassungsstelle des Landratsamts Bad Kissingen abholen, allerdings erst, nachdem sie von der Behörde schriftlich dazu eingeladen wurden, sagte Bold.
Ab 13. Mai geben dann auch die Zulassungsstellen in Bad Brückenau und Hammelburg die Karten an Asylsuchende aus. Das erspare dem ein oder der anderen unter Umständen einen längeren Anfahrtsweg. Es bedeute aber natürlich auch eine Verwaltungsvereinfachung, wenn man drei Stellen zur Ausgabe der Karten einrichtet.
Warum wollte sich das Landratsamt Bad Kissingen rasch an dem Projekt beteiligen?
"Wir wollten uns möglichst bald an dem Projekt Bezahlkarte beteiligen", sagte Bold und zeigte sich überzeugt davon, dass das Geld für Sozialleistungen dann wohl hier im Land bleibe und nicht ins Ausland transferiert werde. Zudem könne man möglicherweise so die starke Migration abschwächen.
Ein Hauptgrund für die rasche Beteiligung an diesem Projekt der Bundesregierung ist für ihn offenbar auch die Tatsache, dass die Verwaltung des Landratsamts mit der Aufnahme und Integration von geflüchteten Menschen einmal mehr "an die Belastungsgrenzen" kommt, wie er es formulierte.

Wie lief der Bezug der Sozialleistungen für Asylsuchende in der Vergangenheit ab?
Die Einführung der Bezahlkarte werde das Sozialamt enorm entlasten, sagte Sachgebietsleiter Florian Heck, der zusammen mit vier Kollegen und Kolleginnen gerade dabei ist, die Sozialleistungen für die Geflüchteten von der praktischen Ausgabe von Geldscheinen auf die künftig online verwalteten Bezahlkarten umzustellen.
"Die Gemeinden haben uns in der Vergangenheit unterstützt", sagt Heck. Denn bislang wurde das Geld für die Asylsuchenden zunächst an die Kommunen übermittelt. Die Städte und Gemeinden mussten ihrerseits zuvor Listen überstellen mit den Namen derer, die Leistungen bekommen. Die Listen mussten im Nachhinein wieder abgeglichen werden. Jetzt hätten die Kommunen erheblich weniger Arbeit, sagt Heck.
In welchen Schritten wird der Freistaat Bayern die Bezahlkarte nun einführen?
Die Einführung der Bezahlkarte war bei der Ministerkonferenz im November 2023 vereinbart worden. Während andere Bundesländer noch an der Umsetzung tüfteln, setzte der Freistaat Bayern gleich Maßstäbe. Am 21. März 2024 wurde mit vier Kommunen ein Pilotprojekt gestartet.
Insgesamt wurden 2000 Karten ausgegeben, sagte CSU-Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (Premich) am 6. Mai im Landratsamt. "Das Fazit ist positiv", bilanzierte er. Die Asylsuchenden nähmen die Bezahlkarte an.
Nun starten 15 weitere Kommunen und Gebietskörperschaften die Einführung des neuen Zahlungsmittels für Geflüchtete, darunter auch der Kreis Bad Kissingen. "Wir wollen natürlich ein Feedback von allen haben", sagt Kirchner.

In einem weiteren Schritt sollen dann 38 andere Kommunen und Kreise mit der Bezahlkarte an den Start gehen, später folgen noch einmal 39 Kommunen. Bis zum Ende des zweiten Quartals, also bis zum Sommer, soll die Karte dann, laut Kirchner, überall im Freistaat gültig sein.
Was können Asylsuchende im Kreis Bad Kissingen mit dieser Karte kaufen und was nicht?
Das neue Zahlungsmittel biete den Neuankömmlingen eine "Bandbreite an Möglichkeiten", sagt Kirchner. Die Menschen könnten damit überall dort einkaufen gehen, wo die Mastercard gültig ist. Man könne Geld ansparen, wenn eine Neuanschaffung ansteht. Wer beispielsweise die Bahncard möchte oder einen Handyvertrag braucht, könne sich das mit der Karte leisten.
Nicht möglich ist es, laut Kirchner, aber, Online-Käufe zu tätigen, also beispielsweise mit PayPal zu bezahlen. Auch Glücksspiel sei nicht möglich. 50 Euro können pro Person und Monat in bar abgehoben werden, so Kirchner weiter.
Das ist bei allen Bankinstituten möglich, die die Mastercard im Portfolio haben – ohne Kartennutzungsgebühr. So könne man sich beispielsweise dann auch einen Einkauf im Second-Hand-Basar leisten, falls es dort keine Online-Zahlungsmöglichkeit gibt.
Für Nutzerinnen und Nutzer der Bezahlkarte ist eine mehrsprachige Online-Plattform freigeschaltet, auf der man einsehen kann, wieviel Geld und wofür man dieses ausgegeben hat. Wenn die Karte verloren geht, kann man diese auch sperren lassen. Kirchner: "Das Geld ist aber noch da, weil es von der Leistungsbehörde verwaltet wird."