In der Mai-Sitzung 2023 des Kreis-Kulturausschusses war das Projekt Schulzentrum Hammelburg zum letzten Mal öffentlich diskutiert worden. Im Herbst 2023 hatte der Hammelburger Stadtrat sein Einverständnis für das Vorhaben auf der Fläche Am Hochstein erteilt. In einer Pressemitteilung des Landkreises Bad Kissingen wird nun die Errichtung des Bauzauns ab 1. Februar 2024 und der Beginn der Erdarbeiten am Hochstein angekündigt. Was ist Stand der Dinge?
Was wird auf dem Gelände Am Hochstein gebaut?
Auf sieben Hektar Fläche sollen ein Gymnasium als "Clusterschule" (selbstständige Jahrgangseinheiten) mit sechs Ganztagsklassen plus Mensa und Mittagsbetreuung, eine Realschule mit 20 Klassen, eine Förderschule sowie eine Zweifachturnhalle mit Außensportanlagen entstehen. Aktuell geht es zunächst um den Bau von Gymnasium, Sporthalle und Mensa (Bauabschnitt eins). Möglicherweise ab 2027 soll dann der Bau der Realschule folgen (Bauabschnitt zwei).
Wann ging's los mit der Entwicklung des Schulzentrums?
Bereits im Dezember 2019 hatte man vonseiten des Landkreises begonnen, einen Architektenwettbewerb zum Bauabschnitt eins vorzubereiten. Durch die Corona-Pandemie verzögerte sich alles. Der Architektenwettbewerb wurde Anfang 2021 durchgeführt. Das Preisgericht tagte im März 2021, drei Büros waren schlussendlich in der Wertung. Die Numrich Albrecht Klumpp (NAK) Architekten GmbH aus Berlin ging im Mai 2021 aus dem Vergabeverordnungsverfahren als Sieger hervor. Im November 2021 präsentierte das Berliner Büro im Kreis-Kulturausschuss einen vorläufigen Entwurf zum ersten Bauabschnitt.
Was gehörte zur Entwurfsplanung? Geothermie nein – und dann doch ja.
Im März 2022 wurde die Entwurfsplanung im Kreis-Kulturausschuss näher erläutert. In der Marathon-Sitzung ging´s zum einen um kleinere Veränderungen und Optimierungen in Bezug auf die Gebäude- und Flächenstrukturen. Da sich – Stand damals - der Untergrund am Hochstein nicht für geothermische Wärmeerzeugung eigne, wie zwei Probebohrungen im Januar 2022 ergeben hatten, wurde zunächst Biomasse als regenerativer Energieträger fürs Schulzentrum ins Auge gefasst. Damals ging es auch um Förderungen bezüglich der energetischen Ausrichtung des Schulzentrums. Die günstigste von vier Basisvarianten für den Bauabschnitt eins wurde schließlich abgesegnet.
In der Sitzung im Mai 2022 kam die Energieversorgung per Geothermie noch einmal aufs Tapet - und wurde schließlich beschlossen. Denn von vornherein wurde stets betont, dass eine moderne energetische Ausrichtung beim Bau des neuen Schulzentrums mit im Vordergrund stehen soll. Der sympathische Vorteil dieser Energiepfähle sei, wie man damals argumentierte: Mit Erdwärme könnte man das große Schulzentrum nicht nur im Winter heizen, sondern auch in Hitzesommern wohl temperieren. Im Gespräch waren Geothermie-Pfähle mit geschätzten Mehrkosten fürs Schulzentrum in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro.
Wann wurde die Genehmigungsplanung besprochen?
Im Dezember 2022 hatte der Kreis-Kulturausschuss die Genehmigungsplanung in Auftrag gegeben. Im März 2023 war diese Leistungsphase im Kreisausschuss näher erläutert worden. Allerdings hieß es, dass man die Kostengruppen noch einmal prüfen werde, um eventuell Kostenoptimierungen zu erzielen. In der Sitzung im Mai 2023 wurden mögliche Einsparungen diskutiert. Die Kostenschätzung für den Bauabschnitt eins wurde dann, statt ursprünglich mit 76,1 Millionen Euro, mit 72, 3 Millionen Euro angesetzt.
Wie war die gesamte Kostenentwicklung?
Wie dem schriftlichen Jahresrückblick 2023 von Landrat Thomas Bold zu entnehmen war, hatte die Kostenschätzung für den Bauabschnitt eins im März 2022 bei 59,4 Millionen Euro gelegen. Dann waren verschiedene Aspekte eingearbeitet worden, wie zum Beispiel die Energieversorgung durch die besagten Geothermie-Pfähle, die Verlegung der Lüftungsanlagen in den Keller des zentralen Gebäudes und eine maximale Belegung mit Fotovoltaikanlagen auf den Dächern.
Im September 2022 wurden die Kosten für Bauabschnitt eins dann auf 63,7 Millionen Euro geschätzt. Nach Feststehen der Entwurfsplanung prognostizierte man die Kosten auf 76,1 Millionen Euro. Durch Einsparmaßnahmen kam man im Mai 2023 auf geschätzte Kosten in Höhe von 72,3 Millionen Euro. Nach Angaben der Kreisverwaltung beläuft sich die Kostenprognose für 2027 (Ende der Baumaßnahme) auf rund 80 Millionen Euro.
Darin enthalten sei, wie es hieß, der jährlich anzusetzende Preisindex in der Bauwirtschaft. Die Kosten für Bauabschnitt zwei, der etwa ab 2027 umgesetzt werden soll, waren schon im Etat 2023 mit geschätzten Kosten von 38,6 Millionen Euro eingepreist gewesen - Preisindexe der kommenden Jahre noch nicht inbegriffen.
Welche Fördermittel gibt es für das Großprojekt?
Nach Angaben der Kreisverwaltung wurden für den Bauabschnitt eins bei der Regierung von Unterfranken Mittel aus dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) in Höhe von 31,163 Millionen Euro beantragt. Die Regierung habe inzwischen das "vorläufige Ergebnis der Antragsprüfung", wie das im Fachdeutsch heißt, übermittelt, sagt Ralph Katholing, Bereichsleiter Hochbau im Landratsamt, jetzt auf Anfrage dieser Redaktion. Im Klartext: Die Förderung ist positiv besprochen, der endgültige Bescheid steht aber noch aus.
Wie sieht es mit der Planung der Realschule aus?
Die neue Realschule soll erst später in einem zweiten Bauabschnitt auf dem geplanten Schulcampus entstehen. Doch damit man nach Beendigung des ersten Bauabschnitts zügig weiterbauen kann, musste schon im Vorfeld ein räumliches und pädagogisches Konzept erstellt werden, das man der Regierung von Unterfranken vorlegen kann.
In der Sitzung im Februar 2022 wurde dieses vorgestellt. Geplant wird die neue Jakob-Kaiser-Realschule für 476 Schülerinnen und Schüler und 20 Klassen auf einer Hauptnutzfläche von 4000 Quadratmetern. Die 20 Klassen verteilen sich auf zweimal Vierer-Cluster und viermal Dreier-Cluster.
Was die Planungen angeht, hieß es, dass man keinen neuen Architektenwettbewerb ausschreiben will. Vielmehr sollte die Verwaltung nun im Rahmen eines Vergabeverordnungsverfahrens (VgV) einen Architekten suchen. Möglicherweise könnte man, wenn alles wie geplant läuft, im April 2027 mit dem Bau der Realschule beginnen, hieß es damals. In der Sitzung im Mai 2023 wurde bekannt gegeben, dass das Büro gk Projektmanagement (Kitzingen) das VgV-Verfahren für den Bauabschnitt zwei durchführen soll. Gestartet wurde es bislang noch nicht, sagt Bereichsleiter Katholing.
Was tut sich nun konkret ab 1. Februar auf dem Gelände Am Hochstein?
Im Oktober 2023 hatte die Regierung von Unterfranken den vorzeitigen Maßnahmenbeginn für den Bauabschnitt eins erteilt. Die Baugenehmigung der Stadt Hammelburg kam, laut Landratsamt, im November 2023. Ab 1. Februar 2024 wurde der Bauzaun eingerichtet. Das Areal für das künftige Schulzentrum Am Hochstein ist dann gesperrt, schrieb das Landratsamt dieser Tage in einer Pressemitteilung und wies auf den kurz danach anstehenden Beginn der Erdarbeiten hin.
Der Bauzaun umschließt das komplette Gelände, auf dem später die Schulgebäude und die Sportanlagen stehen, heißt es weiter. Während der Baumaßnahme sei das gesamte Gelände nicht begeh- und befahrbar.
Spaziergängerinnen und Spaziergänger, Sportlerinnen und Sportler müssten auf die umliegenden Flächen ausweichen, so die Pressemitteilung. Der Feldweg parallel zur Bundesstraße könne momentan noch genutzt werden.
Mit den Arbeiten zum Rohbau wird es aber noch etwas dauern, sagt Katholing. Die Arbeiten dazu seien jedoch schon ausgeschrieben. Vielleicht könnten erste Aufträge schon Mitte März vergeben werden. Dann könnte man, nach Angaben des Bereichsleiters, mit dem Bauen vielleicht noch vor dem Sommer anfangen.