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Hammelburg
Schulzentrum Hammelburg: Größtes Kreisprojekt des Jahrzehnts
Modern, lebendig, nachhaltig und wirtschaftlich sollte der Entwurf sein. Das Preisgericht hat jetzt die Sieger gekürt. Warum ein Projekt von 19 besonders hervorstach.
Den ersten Preis im Architektenwettbewerb zum Hammelburger Schulzentrum räumten Numrich Albrecht Klumpp Architekten (Berlin) ab. Im Bild (von links) Gymnasialdirektor Matthias Ludolph, Architekt Albrecht Numrich, Landrat Thomas Bold, Hammelburgs Bürgermeister Armin Warmuth und Andreas Fuchs, Leiter des Sachgebiets Hoch-/Tiefbau im Landratsamt. 
Foto: Isolde Krapf | Den ersten Preis im Architektenwettbewerb zum Hammelburger Schulzentrum räumten Numrich Albrecht Klumpp Architekten (Berlin) ab.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:54 Uhr

"Das Projekt Hammelburger Schulzentrum hat eine Größenordnung, die selbst der Landkreis in dieser Art bislang noch nicht umgesetzt hat", sagte Landrat Thomas Bold beim Pressegespräch am Mittwoch im Landratsamt. Allein für den ersten Bauabschnitt (Gymnasium, Zweifach-Turnhalle, Mensa) rechnet er mit einem Kostenvolumen von 45 bis 50 Millionen Euro. Am 23. und 24. März hatte das Preisgericht getagt und die Sieger des Realisierungs- und Ideenwettbewerbs zu diesem Schulzentrum ausgewählt.

Numrich Albrecht Klumpp Architekten heißt die GmbH aus Berlin, die den ersten Preis (44 000 Euro) davontrug. Die Architektengemeinschaft gilt, wenn man online nach ihr forscht, quasi als das Schulbau-Büro Berlins. Aber die Architektengemeinschaft kann auch mit renommierten Großprojekten, wie zum Beispiel dem Forschungs- und Weiterbildungszentrum für Kultur und Informatik (FKI) am Ufer der Spree, auf dem Campus Wilhelminenhof in Berlin-Oberschöneweide, aufwarten. 

Die Preisträger stehen fest

Den zweiten Preis (27 500 Euro) ergatterte das Büro Baumschlager Hutter Partners (München), das seit 2010 besteht und inzwischen weltweit 300 Bauten realisierte, wie der Homepage zu entnehmen ist. Spezialisiert sind Baumschlager Hutter Partners auf Infrastrukturgebäude, Krankenhäuser, Projekte für Hotellerie und Gastronomie sowie Büro- und Gewerbebauten. Der dritte Preis (16 500 Euro) geht an die Franz und Sue ZT GmbH (Wien), die ebenfalls mit interessanten architektonischen Bauten aufwarten kann, wie zum Beispiel dem Quartiershaus Der Elefant in Wien.

1. Preis: So sieht der Entwurf von Numrich Albrecht Klumpp Architekten (Berlin).
Foto: Isolde Krapf | 1. Preis: So sieht der Entwurf von Numrich Albrecht Klumpp Architekten (Berlin).

Die drei Preisträger sind nun zwar bekannt. Doch in trockenen Tüchern ist deswegen noch nichts, hieß es am Mittwoch. Denn Mitte Mai muss erst mal das Vergabeverordnungsverfahren (VGV) durchlaufen werden, bevor feststeht, wer nun in Hammelburg zum Zuge kommt. Bis dahin müssen die drei Anwärterbüros noch das aufarbeiten, was das Preisgericht an ihren Entwürfen monierte. 

Ressourcenschonend, nachhaltig und effektiv sollen die Neubauten fürs künftige Schulzentrum in Hammelburg gestaltet werden, so formulierte es Thomas Wirth vom Kitzinger Büro arc.grün, als er im Juli 2020 die Inhalte des Realisierungs- und Ideenwettbewerbs zu diesem Großprojekt im Kreisausschuss vorstellte. 

19 Entwürfe wurden beim Landratsamt eingereicht

Auf neun Hektar Fläche sollen ein Gymnasium als "Clusterschule" mit sechs Ganztagsklassen plus Mensa und Mittagsbetreuung, eine Realschule mit 20 Klassen, eine Förderschule sowie eine Zweifach-Turnhalle mit Außensportanlagen entstehen. Einbezogen werden müssen bei der Planung auch Freiflächen und die verkehrstechnischen Anbindungen, lautete der Auftrag. Die Mensa soll ein zentraler Treffpunkt zwischen den Schulen werden, das hatte man bei einem Workshop im Juni 2020 erarbeitet.

22 Architektenbüros aus Deutschland und Österreich wurden aufgefordert, ihre Entwürfe für ein modernes Schulzentrum einzureichen, sagte Landrat Thomas Bold. 19 Büros machten letztendlich bei dem Wettbewerb mit. Ein elfköpfiges Preisgericht sichtete die Entwürfe und wertete sie aus. 

Den 2. Preis bekam das Architekturbüro Baumschlager Hutter (München) für diesen Entwurf.
Foto: Isolde Krapf | Den 2. Preis bekam das Architekturbüro Baumschlager Hutter (München) für diesen Entwurf.

Die Numrich Albrecht Klumpp Architekten gründeten ihren Entwurf auf vier solitäre Baukörper, die sich um einen Campusplatz gruppieren, erläuterte Matthias Hein (Bregenz), der Vorsitzende des Fachpreisgerichts, welcher online zum Pressetermin im Landratsamt zugeschaltet war. Die Idee des Campus sei "perfekt erfüllt", weil alle Gebäude gleichermaßen angebunden seien. Lob gab's von seiner Seite für die parkähnliche Landschaft und die interessante Wegführung. Das Gymnasium werde innen durch Lichthöfe aufgelockert.

Viel Lob, aber auch kritische Anmerkungen

Hein hob unter anderem zwei holzverkleidete Obergeschosse hervor, die durch Fluchtbalkone dem Ganzen "eine gewisse Leichtigkeit" verleihen würden. Positiv schnitt beim Preisgericht offensichtlich auch die Umsetzung der Unterrichtsräume im ersten Obergeschoss ab. Denn diese seien, dem pädagogischen Konzept entsprechend, in mehreren kompakten Klassenzimmer-Einheiten plus Begegnungszone (Clustern) angeordnet statt in einer langen Zimmerflucht.

Die Kritik des Preisgerichts setzt unter anderem an dem geplanten Busbahnhof an. Dieser sei zwar "flächensparend und unspektakulär angeordnet". Jedoch sei dies in Anbetracht des tatsächlichen Bedarfs (Stellplätze, Schleppkurven) noch nicht befriedigend gelöst. Zudem sei die Wegebeziehung zwischen Mensa und Außenbereich noch verbesserungswürdig. Was so manchem Preisrichter nicht gefiel: Einige wenige Klassenräume sind im Entwurf allein zu einem der Innenhöfe hin orientiert. Auch was den späteren Bau der Realschule angeht, sahen manche aus der Jury noch erhebliche Flächendefizite in der Planung. 

So plante die Franz und Sue ZT GmbH (Wien) das Hammelburger Schulzentrum (3. Preis).
Foto: Isolde Krapf | So plante die Franz und Sue ZT GmbH (Wien) das Hammelburger Schulzentrum (3. Preis).

Beim Entwurf der Numrich Albrecht Klumpp Architekten GmbH besticht, laut Hein, dass das Gymnasium an die nördliche Erschließungsstraße platziert ist. Das heißt, das Gymnasium sei die erste Adresse für das Schulzentrum. Dazwischen liege ein ansprechender und ruhiger Campus, der attraktive Zuwege zu den Gebäuden aufweist. Allerdings wird, in diesem Entwurf die öffentliche Erreichbarkeit der Sporthalle erschwert, so Hein. 

Warmuth: "Aufwertung der Schullandschaft"

Der Entwurf der Franz und Sue ZT GmbH zeichnet sich durch eine pavillonartige Bebauung in kleinen Einheiten aus, die sich um die Mensa als zentrales Element gruppieren, wie Hein erläuterte. Der Entwurf nutze zwar die Grundstücksfläche tief bis in den Süden aus, bedinge dadurch aber für die Sportanlagen und die Realschule aufwändige Sekundärerschließungen. Anerkennungspreise bekamen zudem die PECK.DAMM architekten gmbH (München) und die Gerber Architekten GmbH (Dortmund) (jeweils 11 000 Euro).

Die Gewinner des zweiten und dritten Preises hatten sich am Mittwoch entschuldigen lassen. Lediglich Albrecht Numrich war zur Preisübergabe erschienen. "Der Wettbewerb ist der erste Aufschlag", sagte der Berliner Architekt. "Jetzt beginnt für uns die Arbeit, denn wir müssen nun die Kritikpunkte der Jury einarbeiten." Es freute ihn, dass die Fluchtbalkone des von ihm und seinen Kollegen eingereichten Entwurfs bei den Preisrichtern auf Gegenliebe stießen. Denn das Hintersinnige daran sei ja, dass diese gleichzeitig als Sonnenschutz dienen sollen.  

Jeder für sich und doch alle gemeinsam

Sowohl Landrat Bold und Hammelburgs Bürgermeister Armin Warmuth als auch Gymnasialdirektor  Matthias Ludolph zeigten sich von der Idee zum Schulzentrum und von Numrichs Entwurf begeistert. Das sei wohl das größte Projekt des Kreises in diesem Jahrzehnt, sagte Bold.

Das Schulzentrum werde die Stadtentwicklung positiv und nachhaltig beeinflussen, glaubt Warmuth und setzt dabei auf die "Aufwertung der Schullandschaft" in Hammelburg. Schulleiter Ludolph freute sich, dass der Kreis das Großprojekt, trotz Coronakrise, zügig vorantreibt. Ihn begeistert unter anderem an Numrichs Projekt, dass jede Schule ihren eigenen Bereich hat und dennoch alle auch gemeinsam zusammenkommen können, zum Beispiel in der Sporthalle und in der Mensa.

 
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