Es ist das größte und teuerste Infrastrukturprojekt, das es in Hammelburg jemals gab: Im Bereich Hochstein-Süd soll das Stadtgebiet in den kommenden Jahren um rund 18 Hektar Fläche wachsen. Gut die Hälfte davon nimmt das neue Schulzentrum des Landkreises ein, die Kosten alleine für den ersten Bauabschnitt (siehe unten) belaufen sich auf mehr als 72 Millionen Euro.
Zudem sollen dort Einzelhandel und Gewerbe unterkommen, unter anderem zieht die Merkurbank aus der Innenstadt in ein Mischgebiet südlich des E-Centers um. Dem Bauantrag hat der Hammelburger Stadtrat bereits zugestimmt, obwohl noch kein Baurecht besteht.
Lob für gute Zusammenarbeit
„Wir arbeiten sehr gut mit der Stadt und dem Landratsamt zusammen“, berichtet Dr. Marcus Lingel, persönlich haftender Gesellschafter und Inhaber der Merkurbank. Die Privatbank hat den Bauantrag bereits parallel zur Bauleitplanung gestellt. „Ein so komplexes Projekt hatten wir alle noch nicht“, sagt Architekt Matthias Kirchner, der die Bebauungspläne für den Bereich Hochstein-Süd betreut.
Sein Büro müsse parallel Hochbau , Erdarbeiten, Auffüllungen, Technik, Entwässerung und andere Aspekte berücksichtigen. „Der Bebauungsplan ist noch nicht rechtskräftig, aber die technische Planung ist weitgehend abgeschlossen“, nannte Kirchner als Beispiel für das ungewöhnliche Vorgehen. Auch der Busbahnhof sei mittlerweile fertig geplant.
Erschließung in mehreren Abschnitten
Die beiden Bebauungspläne für das Schulzentrum und das Mischgebiet mit der Merkurbank lagen bereits einmal öffentlich aus. Mittlerweile sind Änderungen eingearbeitet und Ausgleichsflächen aufgenommen. Nach der zweiten Auslegung hofft Kirchner auf einen zügigen Satzungsbeschluss.
Dann könnte 2024 mit der Erschließung begonnen werden, allerdings müssten die Arbeiten vermutlich aufgeteilt werden, weil die Ausschreibungen für Erdarbeiten, Straßen, Rückhaltebecken und weitere Projekte sehr umfangreich seien. Zudem geht Kirchner davon aus, dass der Neubau der Merkurbank zunächst an den Mischwasserkanal am Sportzentrum angeschlossen und später umgeklemmt werden muss.
Im Jahr 2019 die Bank Schilling übernommen
Die Merkurbank hofft laut Lingel auf die Baugenehmigung bis Herbst und den Baubeginn noch in diesem Jahr. Die Bank will einen Generalunternehmer beauftragen. Einzug soll spätestens im ersten Halbjahr 2025 sein.
Die Merkurbank hatte im Jahr 2019 die Hammelburger Bank Schilling übernommen. Lingel fährt einen klaren Wachstumskurs: Rund hundert neue Mitarbeiter habe die Privatbank mit den beiden Hauptniederlassungen in München und Hammelburg im vergangenen Jahr eingestellt. Alleine in Hammelburg wuchs die Belegschaft von rund 110 auf 140. Im acht Millionen Euro teuren Neubau am Hochstein sind bis zu 180 Arbeitsplätze vorgesehen.
Merkurbank auf Wachstumskurs
Grundlage für den Wachstumskurs sind gute wirtschaftliche Zahlen: Die Bilanzsumme stieg laut Lingel von 2,72 Milliarden Euro 2021 auf 3,22 Milliarden Euro im Jahr 2022, das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit wuchs dabei von 21,4 Millionen auf 22,2 Millionen Euro.
Von den Zinsschwankungen, die anderen Banken zu schaffen machten, sei die Privatbank kaum betroffen, weil sie nur rund 50 Millionen Euro an festverzinslichen Wertpapieren mit kurzen Laufzeiten halte. Deshalb habe die Privatbank auch bereits 2022 wieder Zinsen aufs Tagesgeld gezahlt und damit rund 450 Millionen Euro neue Einlagen generiert, berichtet Lingel.
Neue Möglichkeiten für die Mitarbeiter
„Wir sind Vermögensberater und bieten ein unternehmerisches Banking an“, fasst der Inhaber das Hauptgeschäft zusammen. Die Bank sei unabhängig, verkaufe keine eigenen Produkte, sondern vermittle geprüfte Produkte anderer Anbieter.
„Mit dem Neubau wollen wir uns als leistungsfähiger Partner in der Region etablieren und unseren Mitarbeitern neue Möglichkeiten bieten“, sagt Lingel. Dazu gehöre unter anderem eine höhere Ausbildungsquote.