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Bad Kissingen
Leader bringt's für den Landkreis Bad Kissingen: 3,4 Millionen Euro allein seit 2008
Das Förderprogramm der Europäischen Union (EU) wurde in den 1990er Jahren gestartet. Seit 2003 wurden im Landkreis Bad Kissingen 86 Leader-Projekte umgesetzt.
Tolle Aussichten : Überall in der Rhön sind Himmelsschauplätze geplant. Auf dem Gläserberg bei Dermbach (Thüringen, im Bild) gibt es bereits einen. Auch am Berghaus Rhön soll bald einer mit Leader-Fördermitteln entstehen.
Foto: Anna-Lena Bieneck | Tolle Aussichten : Überall in der Rhön sind Himmelsschauplätze geplant. Auf dem Gläserberg bei Dermbach (Thüringen, im Bild) gibt es bereits einen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Im Sommer 2022 hatte das Bayerische Landwirtschaftsminsterium den Antragstopp für Leader-Projekte der Förderperiode 2015 bis 2022 verkündet. Auch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Landkreis Bad Kissingen musste, wie andere LAGs, mehrere Themen, darunter die Digitalisierung der jüdischen Friedhöfe, streichen. Eigentlich hätten die Projekte noch bis zum 31. Dezember 2022 eingereicht werden können.

"Es war ungut, denn keiner von uns, aber auch niemand aus den anderen Lokalen Aktionsgruppen wusste davon", kommentiert LAG-Managerin Cordula Kuhlmann diesen Vorgang. Vom bayerischen Landwirtschaftsministerium sei im Sommer zu hören gewesen, dass die Leader-Mittel bereits aufgebraucht sind.

Sechs Projekte fielen aus der aktuellen Förderkulisse

Sechs Projekte des Landkreises Bad Kissingen kamen nicht mehr zum Zug und stehen nun, laut Kuhlmann, auf einer bayerischen Warteliste, für den Fall, dass anderswo in Bayern Projekte nicht zu Stande kamen und Fördermittel zurückgegeben werden müssen. Fünf dieser sechs Projekte betreffen die Jüdischen Friedhöfe in Hammelburg, Bad Brückenau, Bad Kissingen, Steinach und Maßbach.

Schon vor längerer Zeit hatten diese Kommunen eine Projektgruppe gegründet und Vorstellungen entwickelt, wie sie ihre Jüdischen Friedhöfe online dokumentieren könnten, erzählt die Regionalmanagerin des Landkreises. In Bad Kissingen war dieses Vorhaben, bezogen auf den städtischen Friedhof, Anfang 2022 auch im Stadtrat vorgestellt worden: Rund 500 Grabsteine sollen im Zuge dieses Vorhabens vermessen, fotografiert und restauriert werden, hieß es damals.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Anschließend will man sie online in einer Datenbank zugänglich machen, so dass sie zum einen für die Nachwelt erhalten bleiben, aber auch für aktuelle pädagogische Konzepte einsehbar sind. Vergeblich war die Vorarbeit der Projektgruppe aber nicht, sagt Kuhlmann. Denn die fünf Projekte sollen auf jeden Fall für die nächste Leader-Förderperiode mit angemeldet werden.

Alles, was mit der Leader-Förderung zusammenhängt, klingt für Laien oft hochkompliziert. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber schnell die konkret fassbaren Auswirkungen dieser Bemühungen. So wurden zum Beispiel in der Leader-Förderperiode von 2008 bis 2014 im Landkreis Bad Kissingen insgesamt 32 Projekte unterstützt, so die LAG-Managerin weiter.

2007 bis 2013 betrug die Leader-Förderung 1,8 Millionen Euro

Die Gesamtinvestitionen in die Leader-Projekte dieses Zeitraums durch Kommunen, Landkreis, Vereine, GmbHs betrugen 5,4 Millionen Euro, wovon die Leader-Förderung einen Anteil von 1,8 Millionen Euro hatte.

Dieses Projekt ist in Planung: Die Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in Bad Kissingen sollen digital dokumentiert werden.
Foto: Siegfried Farkas | Dieses Projekt ist in Planung: Die Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in Bad Kissingen sollen digital dokumentiert werden.

Durch ergänzende Maßnahmen, beispielsweise des Amts für Ländliche Entwicklung Unterfranken, der Städtebauförderung, des Bezirks Unterfranken oder der Agentur für Arbeit konnten, nach Kuhlmanns Angaben, sogar noch weitere Fördermittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro für diese Vorhaben im Landkreis Bad Kissingen lockergemacht werden.

In der letzten Förderperiode 2014 bis 2022 wurden, Kuhlmanns Ausführungen zufolge, 21 Projekte mit einer Leader-Förderung ausgestattet. Dazu zählen auch vier Projekte, die trotz Antragstopp im Sommer noch in letzter Minute bewilligt wurden: das Solar- und Gründachpotenzialkataster des Kreises, der Himmelsschauplatz am Berghaus Rhön, die Inszenierung des Kreuzgewölbes im Kloster Altstadt und des Klangwegs im Klostergarten sowie die Anschaffung eines Theater-Lkws fürs Theater Schloss Maßbach.

"Wir haben in all den Jahren viel erreicht."
Cordula Kuhlmann, LAG-Managerin

Die Gesamtinvestitionen in die Projekte der Förderperiode 2014 bis 2022 durch Kommunen, den Landkreis und Vereine betrugen, nach Kuhlmanns Angaben, 3,3 Millionen Euro, wobei 1,6 Millionen Euro mit Leader-Mitteln abgedeckt wurden. Durch ergänzende Anträge konnten weitere Fördermittel in Höhe von rund zwei 2 Millionen Euro durch die Leader-Vorhaben eingeworben werden.

Die 'Strecke 46', die vergessene Autobahn (im Bild Bauwerk 144 bei Gräfendorf), wurde in der vergangenen Leader-Förderperiode berücksichtigt.
Foto: Sammlung Dieter Stockmann | Die "Strecke 46", die vergessene Autobahn (im Bild Bauwerk 144 bei Gräfendorf), wurde in der vergangenen Leader-Förderperiode berücksichtigt.

Seit 2003 wurden insgesamt im Landkreis 86 Leader-Projekte umgesetzt, sagt die LAG-Managerin nicht ohne Stolz. "Sei es die Dachmarke Rhön, die Rhöner Wanderwelt, die Bäderregion oder das Naturbad Aura, all das wäre ohne Leader nicht möglich gewesen", resümiert Kuhlmann. "Wir haben in all den Jahren viel erreicht." Demnächst sollen die Projekte der ausgehenden Förderperiode noch in einem Flyer zusammengefasst werden, um Interessierten näherzubringen, worum es bei Leader geht, sagt Kuhlmann, nämlich um Projekte für Bürgerinnen und Bürger hier im Landkreis.

Erste positive Signale vom Freistaat

Am 15. Juli hat die LAG Landkreis Bad Kissingen sich beim Freistaat bereits für die kommenden Förderperiode 2023 bis 2027 beworben. Das heißt, zunächst ging es darum, ein neues Entwicklungskonzept einzureichen. "Das haben wir in Workshops und bei Evaluierungsrunden sorgfältig vorbereitet", sagt Kuhlmann und macht klar, dass sich jede Leader-Region in jeder Förderperiode wieder neu bewerben muss.

Es seien bereits erste "positive Signale" aus dem Ministerium da, sagt die Regionalmanagerin. Offiziell bekanntgegeben wird das Ergebnis jedoch erst im Frühjahr 2023. Erst dann geht’s für die LAG daran, die einzelnen Projekte nach den gegebenen Richtlinien und Fördersätzen festzulegen. Die Projekte könnten dann, laut Kuhlmann, möglicherweise im Sommer zur Förderung eingereicht werden.

Leader-Förderung der Europäischen Union

Das EU-Förderprogramm Leader gibt es seit 1999. Es steht für "Liaison entre les actions de développement de l´économie rurale", was ungefähr die "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft" bedeutet. Verkürzt könnte man sagen, dass die EU mit diesen Geldern die ländlichen Regionen in den Mitgliedstaaten auf ihrem Weg zu einer selbstbestimmten Entwicklung unterstützen will. Selbstbestimmt heißt in diesem konkreten Fall sogar, dass die Menschen vor Ort in den Leader-Regionen direkt beteiligt werden. Ein Gremium lokaler Akteurinnen und Akteure (Lokale Aktionsgruppe, LAG) muss zunächst eine Entwicklungsstrategie formulieren, bevor Projekte eingereicht werden können. Es gibt aktuell allein in Deutschland 320 Leader-Regionen, 688 in Bayern und acht in Unterfranken. Die LAG Bad Kissingen entstand im Jahr 2001. Sie wurde 2014 in einen Verein umgewandelt.
Quelle: Bayerisches Landwirtschaftsministerium 
 
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