Was für ein Gewusel. Ausgerüstet mit orangenen und blauen Schwimmwesten und unseren Paddeln stehen wir wie viele andere an der Einstiegsstelle für Kanufahrer am Bleichrasen in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen). Geduld ist gefragt. Unmöglich können alle gleichzeitig die Kanus ins Wasser lassen und lospaddeln. Dank einer kurzen Einführung vom Kanuverleiher wissen wir zumindest in der Theorie, wie man das Paddel am besten hält. Die Beine sollten während des Paddelns geschlossen sein, die Knie leicht gebeugt. Mal sehen, ob das funktioniert.
Auch auf die Tier- und Pflanzenwelt an den Uferzonen sollen wir achten. Damit wir die Stockenten und Blesshühner nicht stören. Denn, wie wir erfahren haben, ist es oft ein Problem Naturschutz und Bootswandern in Einklang zu bringen. Wir werden uns bemühen. Unser Weg: von Hammelburg flussabwärts bis zum Campingplatz Roßmühle hinter Morlesau. Das sind etwa 13 Kilometer. In zweieinhalb Stunden sei das locker zu machen, meint der Kanuverleiher. Mhm. Ob er bedenkt, dass wir mit vier Kindern unterwegs sind? Mal sehen, wie weit wir kommen. Abholen lassen kann man sich überall.
Motiviert setzen wir die Boote ins Wasser, wir gehen mit zwei Viererkanus und einem Einer auf die Strecke. Im Einer sitzt Kevin, der am meisten Ahnung hat und schon seit der Kindheit paddelt. Bis alle im Boot sind, dauert es. Erst ist es wacklig, doch man gewöhnt sich schnell. Schwierig ist es, einen synchronen Paddelrhythmus zu entwickeln. Links, rechts, links, rechts. Wer hinten sitzt, hat die Kapitänsmütze auf und muss lenken. Vorne ist man „nur der Motor“.
Wir starten bei Flusskilometer 29,5 vorbei an Erlen und Weiden, die sich oft bis zur Wasseroberfläche neigen. Beim Blick nach oben lugt das schöne Schloss Saaleck hervor. Schon nähert sich die erste Stromschnelle, ein zerfallenes Wehr. Die Mutigen unter uns passieren die Schnelle. Es macht Spaß. Manch einer landet hier aber auch im Wasser. Einige hundert Meter weiter hat das erste Kind Hunger. Zum Glück haben wir alles dabei in der wasserdichten Tonne: Paprika, Äpfel, belegte Brötchen, Salamisticks und Gummibärchen. An der frischen Luft mundet's eben. Die Erwachsenen stimmen „Wir lagen vor Madagaskar“ an. „Wie peinlich“, sagen die Kids und singen lieber nen Rap von Cro.
Wir paddeln weiter, vorbei an Wiesen und Auen, begleitet von blau-schimmernden Libellen. Richtig idyllisch ist es hier. Für eine Weile schaffen wir es, die Stille zu genießen und beobachten das Spiel von Sonne und Schatten im Flusswasser. Dann holt uns der Wettbewerbsgedanke ein. Wir wollen das Nachbarsboot überholen. Teamwork ist angesagt. Und eins und zwei und drei. Geschafft! Diebach, Kilometer 24,5 – die erste große Umtragestelle: Aussteigen, Kanus rausholen und Platz schaffen – die Nächsten stehen schon Schlange. Bei 32 Grad Hitze ein guter Ort, um zu baden. Die Kinder versuchen sich im Einer – Schiff Ahoi, es klappt.
Weiter gehts bis zum nächsten Wehr – am Romantik-Hotel Neumühle. Das Fachwerksensemble inmitten von Wald und Wiesen am Ufer der Saale sieht einladend aus. Tja. Nix für uns heute. Wir sind Abenteurer und Entdecker. Und werden im Zelt schlafen. Nach etwa viereinhalb Stunden („gut, wir haben ja Pause gemacht“) kommen wir am Campingplatz Roßmühle an. Mit einem Schwamm und Saale-Wasser entkernen wir unser Boot von Zweigen, Brotkrumen und Kleingetier. Übrigens schmerzt der Po vom Sitzen und die Arme fühlen sich an wie Blei.
Jetzt heißt es Zelt aufbauen und Grillfleisch besorgen. Nach dem Abendessen gib's für die Großen und Kleinen noch gegrillte Marshmallows. Die Kinder planschen noch abends in der Saale. Ein perfekter Ausflug. Fast ein bisschen wie Urlaub.
Tipps zur Tour
Viele nützliche Infos zum Bootswandern auf der Fränkischen Saale, Adressen der Kanuverleiher sowie eine Karte gibt es bei Tourismus Fränkisches Saaletal in Hammelburg, Kirchgasse 4, 97762 Hammelburg. Im Internet: www.tourismus-hammelburg.de
Camping: www.freizeitzentrum-rossmühle.de