Der Kanu-Tourismus ist die Haupteinnahmequelle für Jason McKinney. Der Erlebnispädagoge hat 2019 ein Freizeitcamp in Gräfendorf direkt an der Fränkischen Saale eröffnet. Er verleiht Kanus und Kajaks, bietet geführte Bootswanderungen an, Kanu-Gruppen übernachten im Camp und buchen verschiedene Freizeitaktivitäten wie BBQ-Abende, Flossbauen und Bogenschießen.
"Die Kanuten machen etwa Dreiviertel meines Umsatzes aus", sagt er. Aber: Die Einnahmen aus dem Kanu-Tourismus sieht er jetzt bedroht, und zwar auf ungewisse Zeit. Warum? Das Landratsamt Bad Kissingen hat vor kurzem das Bootfahren auf der Saale innerhalb der Landkreisgrenzen aus Sicherheitsgründen verboten. "Für mich ist das ein großer Einbruch", sagt McKinney. So groß, dass er um seine wirtschaftliche Existenz fürchtet.
Was ist genau verboten und wo?
Das Verbot gilt laut Allgemeinverfügung ab sofort und bis auf Weiteres für kleine Boote ohne eigene Triebkraft, also etwa Kanus, Kajaks, Canadier, Schlauchboote und Stand-Up-Paddle-Boards. Aber es gibt Ausnahmen: Befahrbar bleibt der 3,4 Kilometer lange Abschnitt in Bad Kissingen zwischen Saline und Lindesmühle sowie die letzten 800 Meter flussabwärts ab Morlesau bis zur Grenze zum Landkreis Main-Spessart. Die beiden Saale-Dampferle in Bad Kissingen dürfen wie gewohnt zwischen Rosengarten und Saline verkehren. Wer sich nicht an das Verbot hält, dem droht eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro.
Warum gibt es das Verbot?
Grundsätzlich gilt die Ausübung des Gemeingebrauchs. Das heißt vereinfacht, jeder Mensch darf den Fluss mit einem Boot befahren, genauso wie er im Wald spazieren gehen kann. Wer sich in der Natur aufhält, muss mit naturtypischen Gefahren rechnen, also etwa, dass er dabei von einem herunterfallendem Ast getroffen wird.
Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen warnt bereits seit drei Jahren kontinuierlich vor einer erhöhten Gefahr. "Es gibt nur wenige Abschnitte, bei denen wir sagen, die Gefährdung entspricht dem normalen, naturtypischen Maß", erläutert die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes, Birgit Imhof. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft.
Der Baumbestand am Ufer ist überaltert und viele Bäume sind beschädigt, sei es durch Pilzbefall, Biberfraß oder die extreme Trockenheit und Hitze. "Das ist eine vielschichtige Situation, bei der vieles zusammenkommt", sagt sie. Auch Bäume, die auf den ersten Blick grün und gesund wirken, könnten selbst bei schönem Wetter durch eine Windböe brechen.
Gefahrenlage
Die Behörde hält das Risiko, das Bootsfahrer von einem umfallenden Baum oder herabstürzenden Ast getroffen werden, als zu hoch ein. Zudem könne auch im Wasser liegendes Gehölz zur Gefahr für Leib und Leben werden, weil sich dort heimtückische Strömungen bilden. "Uns ist klar: Das Verbot ist ein großer Eingriff für die Kanufahrer, aber es geht uns darum, die Menschen zu schützen. Die Saale ist bei uns nicht in einem Zustand, wo wir sagen können, das sind naturtypische Gefahren. Es ist wunderschön und idyllisch, aber auch gefährlich", betont Imhof. Sie erinnert an die Radfahrerin, die in Würzburg im Ringpark erschlagen wurde. "So etwas möchten wir nicht erleben."
Bisher hat das Wasserwirtschaftsamt die Gefahrenlage nicht konkret beziffern können. Es wurde geschätzt, dass jeder vierte bis dritte Baum einsturzgefährdet sei. Im vergangenen Herbst wurden innerhalb von drei Monaten auf einem 1,8 Kilometer langen Saale-Abschnitt 59 umgestürzte Bäume beseitigt. Weitere 99 wurden gefällt. "Das ist ein Übermaß", kommentiert Imhof.
Wasserwirtschaft warnt, Landratsamt entscheidet
Das Landratsamt Bad Kissingen entscheidet darüber, ob Kanufahrer und Co im Landkreis Bad Kissingen auf der Saale paddeln dürfen, oder nicht. Letztlich folgt es den Warnungen des Wasserwirtschaftsamtes. "Wir haben den vergangenen Sommer noch mitgetragen, weil wir noch keine konkreten Zahlen vorliegen hatten", sagt Thomas Schoenwald, geschäftsleitender Beamter des Landratsamtes.
Eine unkonkrete Gefährdungslage reiche für ein Verbot nicht aus. Deshalb wurden 2023 an allen Anlegestellen Warnhinweise angebracht und immer wieder Pressemitteilungen mit Warnungen veröffentlicht. Auch die Kanuverleiher hätten gut kooperiert und die Fahrenden aufgeklärt.
In den vergangenen Wochen kam dann das Umdenken in Richtung Sperrung. "Die vorgelegten Zahlen sind beeindruckend. Es handelt sich um eine besondere Gefährdungslage mit der Konsequenz der Verbots", sagt der Jurist. Zum einen um Menschenleben zu schützen, zum anderen aber auch wegen Haftungsfragen. Nach Einschätzung des Landratsamtes könne die Behörde im Schadensfall auf dem Wasser juristisch belangt werden, die Rechtslage sei in Bezug auf das ,Jedermannsrisiko' nicht so eindeutig wie im Wald.
Kritik von Bootsverleihern
Die Position stößt bei den Betroffenen auf Unverständnis und Kritik. Melf Hauck aus Bad Kissingen verleiht nebenberuflich Kanus. Die Sperrung des Flusses trifft ihn nicht ganz so hart, aber trotzdem empfindlich. Rund 50 Touren hatte er vergangenes Jahr zwischen Bad Neustadt und Hammelburg. "Dieses Jahr kann ich keinen Umsatz machen", sagt er.
Er hält die Entscheidung des Landratsamtes für schwer nachvollziehbar, weil das Bootsfahren in den Nachbarlandkreisen weiterhin erlaubt ist. Und: "Wo ist der Unterschied zu ich werde im Wald von einem Ast getroffen zu, ich werde auf der Saale getroffen?", fragt er. Das Befahren des Flusses genauso wie der Besuch im Wald gehöre zum Lebensrisiko.
Jürgen Leitschuh, nebenberuflicher Verleiher aus Hammelburg, muss mit dem Verbot auf bis zu 20.000 Euro Umsatz verzichten. Er gibt zu bedenken, dass die Sperrung der Saale insbesondere den Tourismus rund um Hammelburg hart trifft. Gerade Übernachtungsbetriebe verdienen gutes Geld mit Bootswandergruppen.
Die von unserer Zeitung befragten Verleiher kritisieren zudem das Wasserwirtschaftsamt dafür, in den vergangenen Jahren den Baumbestand am Ufer nicht konsequent genug gepflegt zu haben.
Kanuverband läuft Sturm
Der Bayerische Kanuverband läuft Sturm gegen die Sperrung der Saale und hat bereits angekündigt, sich zu wehren. In einer Pressemitteilung wirft der Verband dem Landratsamt Behördenwillkür vor und kritisiert, organisierte Kanusportler auszusperren. "Wir werden das als Verband so nicht auf uns beruhen lassen. So kann man mit dem Thema Gemeingebrauch nicht umgehen", sagt Stefan Schmitt, Ressortleiter Umwelt und Gewässer beim BKV.
Der Gemeingebrauch erlaube das Betreten der freien Natur und das Befahren von Flüssen. Es sei eine Unsitte, dies mit Verordnungen regulieren zu wollen. "Das ist freie Natur und keine Vollkasko-Veranstaltung", meint er. Ihm sei über Jahrzehnte kein Fall bekannt, in dem ein Kanut von einem herabfallenden Ast oder umstürzenden Baum zu Schaden gekommen ist. "Wir sind vorsichtig positiv gestimmt, dass die Allgemeinverordnung keinen Bestand haben wird", sagt er.
Warum ist Main-Spessart nicht gesperrt?
Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes erklärt, dass die Behörde die Gefährdungslage im Landkreis Rhön-Grabfeld ähnlich einschätzt und mit dem Landratsamt in Kontakt steht. Weiter flussabwärts im Landkreis Main-Spessart sei die Flussstruktur anders und die Probleme mit den Uferbäumen nicht derart gegeben. Dort ist das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg zuständig.
Imhof räumt ein, dass es durch die feuchten und warmen Winter in den vergangenen Jahren nur eingeschränkt möglich war, größere Gehölzarbeiten vorzunehmen. Nach März sind naturschutzrechtlich keine größeren Arbeiten erlaubt. Die Behörde arbeitet an einem Konzept, den Baumbestand zu verjüngen. Ziel ist ein Baumbestand mit verschiedenen Altersgruppen, Kahlschlag gilt es zu vermeiden und langfristig soll auch der Mensch die Saale wieder gefahrlos nutzen können.
Tourismusverband Frankens Saalestück und die Allianz Fränkisches Saaletal müssen dieses abwegige Ansinnen stoppen ! Erst mit der Saale als Kanurevier für die Region werben und dann das Befahren verbieten?
Vorschlag: Frankens Saalestück platziert Warnschilder an den Einstiegsstellen und räumt querliegende Bäume sowie andere Hinterlassenschaften des Hochwassers. Die Bootsverleiher beteiligen sich mit Eigenleistung oder mit 5 €/Boot.
auf der Saale gehabt.
Wenn es danach geht , dürfte man auch nicht Skifahren (Lawinengefahr), oder einen 18jährigen, evtl.Testosterongestörten die Fahrerlaubnis über einen Porsche , oder SUV geben ( Unfallgefahr).
Da haben einige Bürostuhlinhaber ("Sesself***er erlaubt die Netiquette ja nicht) jahrelang ihre Hausaufgaben nicht gemacht und ihre Sicherungspflicht verpennt, weils ja so schün grün aussieht. Das ist das eigentliche Problem. Bitte mal historische Fotos unserer Gewässer ansehen: Erstaunlich, was da alles nicht an den Ufern wuchs!
Und komisch, dass es offensichtlich zwei verschiedene Saalen gibt? Nein, es gibt nur zwei verschiedene Wasserwirtschaftsämter. Eines mit Praxisbezug und eines für Hochmoore und Rhönbächlein.
Und hier ist das verlorene "urz".
Es gibt keine Definition von naturtypischen Gefahren, jeder kann das auslegen wie er will.
Ein Haftungsausschluss muss für die eigene Lebensbereiche genügen. Mache ich es dennoch, bin ich eigenverantwortlich. Wo ist das Problem, ausser dass sich das Beamtentum um alles kümmern will und dennoch weder hinterherkommt noch bürgerfreundlich ist. #
Die sollten sich um Prioritäten kümmern. Nicht um Peanuts. Oder eben der Sicherungspflicht nachkommen. Wie hat das Jahrhunderte vorher funktioniert? Ganz einfach... es gab keine Ämter, die sich überall einmischen.
Wer in der Wirtschaft eine falsche Entscheidung trifft und vor Gericht dafür zur Verantwortung gezogen wird, blecht und wird seines Lebens nicht mehr froh.
Ein Beamter dagegen darf den größten Unsinn verfügen, und wenn seine Entscheidung vor Gericht keinen Bestand hat, zahlt "die Staatskasse", also wir alle, die wir mit unseren Steuern ja auch den Arbeitsplatz dieses Bürostuhlinhabers finanzieren. Der Bürger zahlt also in jedem Fall, ob er Recht bekommt oder nicht.
Eine persönliche Haftungspflicht für Beamte würde mit Sicherheit in den Amtsstuben zu mehr Nachdenken vor den Entscheidungen führen, und die "ICH bin Beamter, was kümmern mich die Bürger" -Mentalität vielleicht ein wenig eindämmen