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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Wer sind eigentlich die Publikumslieblinge des Sommerfestivals?
Das Sommerfestival ist bunt und musikalisch schillernd - auch in der 4. Woche. Die Frage ist, ob die finanziellen Blessuren der Corona-Jahre schon ausgeheilt sind.
Die Karten sind heiß begehrt: Lucas und Arthur Jussen spielen am Sonntag im Rossini-Saal - natürlich dann real am Klavier.
Foto: Marco Borggreve | Die Karten sind heiß begehrt: Lucas und Arthur Jussen spielen am Sonntag im Rossini-Saal - natürlich dann real am Klavier.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:51 Uhr

Der Kissinger Sommer 2022 ist jetzt drei Wochen alt – und läuft offenbar recht gut. Das ist jedenfalls spürbar, wenn man mit Erna Buscham über die Konzerte der vergangenen Wochen ins Gespräch kommt. Die Assistentin des Intendanten Alexander Steinbeis sitzt schließlich im Festivalbüro mit an der Quelle des Geschehens. Sie weiß viel Positives zur Nachfrage nach einzelnen Konzerten zu berichten.

Schon das Eröffnungskonzert am 17. Juni mit dem hr-Sinfonieorchester und dem Dirigenten Alain Altinoglu war, laut Buscham, im Vorfeld sehr gut gebucht worden. Ebenso sei das Wandelkonzert im Kurhausbad am 22. Juni lange im Voraus ausverkauft gewesen, denn schließlich sind der Mandolinist Avi Avital und Aydar Ganullin mit seinem Bajan renommierte Größen, die nicht zum ersten Mal beim Sommer-Festival in Bad Kissingen dabei waren. Buscham: "Sie haben hier inzwischen ihre Fan-Gemeinde."

Kurhausbad als neuer Veranstaltungsort

Das Kurhausbad als Veranstaltungsort war 2022 ein Versuchsballon. Doch im Foyer kann man leider nur 120 Sitzplätze stellen, sagt Buscham. Da war das Organisationsteam hin- und hergerissen: Einerseits hätten viel mehr Gäste Karten für das Konzert gewollt. Andererseits habe man das Musikereignis aber nicht einfach woandershin verlegen wollen, denn viele Gäste hätten wohl gerade wegen dieses neuen Veranstaltungsorts Karten gebucht, sagt Buscham.

Brachten die Wiener Mentalität in ihren Liedern 'rüber: Die Neuen Wiener Concert Schrammeln.
Foto: Stephan Mussil | Brachten die Wiener Mentalität in ihren Liedern 'rüber: Die Neuen Wiener Concert Schrammeln.

Auch die Karten für die Wiener Lieder am darauffolgenden Tag in der Konzertmuschel seien weggegangen wie warme Semmeln. Das wollten offensichtlich viele selbst mal erleben: Heurigen-Atmosphäre, die Günther Groissböck, der österreichische Opernsänger mit der Bass-Stimme, zusammen mit den Neuen Wiener Concert Schrammeln vermittelte.

Zudem war das Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks mit Dirigentin Joana Mallwitz am 25. Juni, laut Buscham, zu 99 Prozent ausverkauft. Und natürlich war das Konzert der Bamberger Symphoniker mit Rudolf Buchbinder am Klavier wieder ein Zugpferd. Der renommierte Wiener Pianist hatte sich in den vergangenen Festival-Jahren etwas rar gemacht - 2016 war er zum letzten Mal da – und wurde deshalb von den Fans besonders stark frequentiert, sagt Buscham.

Karten für Kent Nagano und das DSO waren heiß begehrt

99 Prozent Auslastung bescheinigte Buscham auch für den Jazz-Lunch im Hotel Kaiserhof Victoria am vergangenen Sonntag. Und dann war da natürlich am 3. Juli Kent Nagano, der vielbeschäftigte und gefragte Star unter den internationalen Dirigenten, der momentan Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg ist.

Die Fans sind gespannt auf die Sopranistin Lise Davidsen, die am Samstag zusammen mit den Wiener Symphonikern im Max-Littmann-Saal auftritt.
Foto: Ray Burmiston | Die Fans sind gespannt auf die Sopranistin Lise Davidsen, die am Samstag zusammen mit den Wiener Symphonikern im Max-Littmann-Saal auftritt.

Der Auftritt in Bad Kissingen knüpfte musikalisch an alte Zeiten an, denn sechs Jahre lang war Nagano auch Dirigent des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) gewesen, mit dem er hier auftrat. Die Nachfrage nach Karten sei bei diesem Konzert so groß gewesen, dass man sich entschloss, den langen Gang im Littmann-Saal noch für die Gäste mit Plätzen zu bestücken, sagt Buscham.

Konzerte lassen sich nicht einfach verlegen

Aber auch die Tschechische Philharmonie (8. Juli) und die Wiener Symphoniker und die Sopranistin Lise Davidsen (9. Juli) ziehen freilich ihre Fans an. Interessant ist auch, dass "neue" Stars im Kissinger-Sommer-Reigen sofort ihr Publikum finden: Die Brüder Lucas und Arthur Jussen zum Beispiel sind zum ersten Mal beim hiesigen Festival dabei (Sonntag, 10. Juli) und treten im Rossini-Saal auf.

"Die beiden sind bekannt und beliebt", sagt Buscham. Dementsprechend groß sei die Nachfrage. Aber man könne dann leider solche Mittagskonzerte (11 Uhr) nicht plötzlich in den Littmann-Saal verlegen, weil dort dann gerade andere Künstlerinnen und Künstler ihre Proben abhalten, beschreibt die Assistentin des Intendanten den Zwiespalt der Festivalleitung.

Leute, die sofort Karten bestellen und solche, die abwarten

"Wir sind ganz gut über die Pandemie bekommen", bilanziert Buscham im Hinblick auf den Ticketverkauf für die Veranstaltungen. Anfangs sei der Run auf die Karten groß gewesen, dann habe es auch Leute gegeben, die wegen der Unsicherheiten in Bezug auf Corona und vielleicht wegen des Ukraine-Kriegs eher zurückhaltend waren und keine Karten bestellten. "Manchen Leuten fehlt vielleicht auch das Geld im Geldbeutel", spielt Buscham auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation an.

"Da kommt auch viel zurück."
Erna Buscham, Assistentin des Intendanten Alexander Steinbeis

Aber wer Karten kaufte und zum Festival kam, beziehungsweise kommt, sei mit Freude dabei und man höre viel Lob. "Da kommt auch viel zurück", sagt Buscham und erzählt von Menschen, die sie in der Stadt trifft und die begeistert von Konzerten im Regentenbau berichten, aber auch von den Prélude-Events mitten in der Stadt.

War schon mal 2005 im Kissinger Sommer dabei: Sir András Schiff präsentiert am 14. Juli sein Programm 'Carte blanche' im Regentenbau.
Foto: Lukas Beck | War schon mal 2005 im Kissinger Sommer dabei: Sir András Schiff präsentiert am 14. Juli sein Programm "Carte blanche" im Regentenbau.

Übrigens kommen auch die samstäglichen Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern im Weißen Saale beim Publikum recht gut an. Wer mal "Auf einen Kaffee …" (so der Titel)  mit Petr Popelka oder Adam Fischer und dem Intendanten Alexander Steinbeis dabei war, weiß, wie locker und interessant Kunst sein kann. Man müsse die Kultur nicht in der Tiefe erspüren können, um von diesen Plaudergesprächen zu profitieren, sagt Buscham. "Ohne Ahnung geht das auch", bringt die Assistentin es auf den Punkt. Offensichtlich hat sich das herumgesprochen, denn anfangs habe man im Weißen Saal nur 30 Stühle gestellt, dann recht schnell aber auch 60 Stühle erweitert.

Der programmatische Neustart, den sich Intendant Alexander Steinbeis und sein Team für 2022 auf die Fahnen geschrieben hatte, ist offenbar gelungen. Freilich bleibt abzuwarten, wie die Rechnung am Ende des Festivals ausfällt. Buscham will sich da auf keine Prognose festlegen.

"Finale. Aufbruch. Tastenzauber. Bad Kissingen" ist das Motto der letzten Festival-Woche

Eins ist aber klar: Das Festival muss sich rechnen – und das vom Stadtrat beschlossene Defizit von 750 000 Euro sollte nicht überschritten werden. Die Assistentin des Intendanten lässt sich zumindest dies entlocken: "Wir sind guter Dinge, dass man das Defizit halten kann." Schließlich steht ja auch noch eine ganze Festival-Woche ins Haus mit renommierten Stars wie Sir András Schiff, dem STEGREIF.orchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und den Bamberger Symphonikern – alles Namen, die vermutlich noch mal verstärkt Gäste in den Regentenbau locken werden.

Karten gibt's online unter www.kissingersommer.de, telefonisch unter (0971) 8048-444 oder an der Abendkasse. 

 
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