
Die Regierung von Unterfranken hat inzwischen an drei weiteren Schulen im Landkreis Bad Kissingen anteilige Stellen für Jugendsozialarbeit genehmigt, hieß es am Montag im Kreisausschuss. Und es gibt drei Schulen, die für 2023 Bedarf angemeldet haben.
Seit etlichen Jahren bemüht man sich vonseiten des Kreisjugendamts, dieses staatliche Angebot an den Schulen im Landkreis auszubauen. Der Landkreis Bad Kissingen stieg 2013 ein und beschloss 2014, freie Träger der Jugendhilfe mit der Jugendsozialarbeit zu betrauen.
Pro Stelle 16.360 Euro Zuschuss vom Freistaat
Was die Kosten angeht, legte der Freistaat für eine Ganztagsstelle einen Zuschuss von 16.360 Euro zu den Gesamtkosten fest. Die freien Träger der Jugendhilfe beteiligen sich mit zehn Prozent an den zuwendungsfähigen Personalkosten.
Was dann als zu finanzierender Gesamt-Restbetrag bleibt, teilen sich der Landkreis Bad Kissingen im Rahmen der Jugendhilfe und der jeweilige Sachaufwandsträger für die Schulen (Kommune) zu je 50 Prozent.
Im Juni 2021 wurde Jugendsozialarbeit an elf Schulen praktiziert, wofür der Landkreis im Jugendhilfe-Etat 2021 rund 173.000 Euro bereitstellte. Im Kreisetat 2022 waren für die JaS 261.000 Euro eingestellt. Im Etat 2023 sind 401.000 Euro im Ansatz.

Im Sommer 2022 hatte man im Kreisausschuss nichtöffentlich über JaS-Stellenanteile an der Berufsschule Garitz (von 0,5 auf 0,8), an der Grundschule Burkardroth (neu 0,5) und an der Mittelschule Burkardroth (neu 0,5) beraten und diese beschlossen. Jetzt ist also die Genehmigung dafür von der Regierung erfolgt.
Für 2023 meldeten drei Schulen Bedarf an
Inzwischen sehen drei andere Schulen für die Zukunft Bedarf für Jugendsozialarbeit (jeweils halbe Stelle): die Mittelschule Maßbach, die Grundschule Maßbach-Poppenlauer sowie die Grund- und Mittelschule Oberthulba. An den Schulen gingen Bedarfserhebungen voraus, die interessante Ergebnisse zeitigten.
Die Mittelschule Maßbach besteht aus fünf Klassen mit 102 Schülerinnen und Schülern. Im Jahr 2010, dem Jahr der letzten derartigen Erhebung, waren das noch acht Klassen mit 164 Kindern und Jugendlichen gewesen. Der Migrationsanteil liegt heute bei 14,7 Prozent und hat sich im Vergleich zu 2010 verdreifacht, heißt es in der Sitzungsvorlage. Der Anteil der Kinder, die nicht in die Klasse integriert sind, beziehungsweise unzureichende soziale Kontakte aufweisen, liegt laut dieser Erhebung bei 13,7 Prozent und hat sich gegenüber 2010 mehr als verdreifacht.
14,7 Prozent der Kinder an der Mittelschule Maßbach zeigen massive Defizite im Sozialverhalten (mehr als verdreifacht), heißt es weiter. Verdoppelt hat sich, im Vergleich zu 2010, der Anteil der Kinder, die nach Einschätzung der Lehrkräfte auch privat unzureichend integriert sind (13,7 Prozent) oder über mehrere Wochen emotional belastet sind (19,6 Prozent).
Interessante Erhebungen der Lehrkräfte
Interessant sind auch die Informationen aus der Erhebung zur Grundschule Maßbach-Poppenlauer. Die Schule besteht heute aus acht Klassen mit 205 Schülerinnen und Schülern. 2010 waren es noch neun Klassen mit 212 Kindern gewesen. Die Mädchen und Buben kommen aus Maßbach, Rannungen, Poppenlauer, Volkershausen, Weichtungen, Rothhausen, Theinfeld und Thundorf. Der Migrationsanteil liegt bei 12,7 Prozent und hat sich, gegenüber 2010, fast verdoppelt.

Der Anteil der Kinder mit ausgeprägten Defiziten im Sozialverhalten hat sich mit 11,5 Prozent verfünffacht (gegenüber 2010), heißt es weiter. Vervierfacht hat sich der Anteil der Kinder, die nach Einschätzung der Lehrkräfte privat unzureichend integriert sind (9,3 Prozent). Verdreifacht hat sich der Anteil der Kinder (ebenfalls 9,3 Prozent), die bei den Eltern im erzieherischen Bereich offenbar unzureichend angeleitet werden.
In Oberthulba: 83 Schüler weniger als vor 13 Jahren
Die Beratungsgespräche an der Schule haben deutlich zugenommen, teilt die Schule mit. Die Lehrkräfte beobachteten zudem in den letzten Monaten eine Zunahme von Fällen, in denen die Kinder die Schule schwänzten, Schulangst hatten, gemobbt wurden, familiäre Konflikte hatten, in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt waren oder die Leistungen in der Schule verweigerten.
Die Grund- und Mittelschule Oberthulba besteht aktuell aus 14 Klassen mit 270 Schülerinnen und Schülern. 2010 waren das noch 16 Klassen mit 353 Kindern und Jugendlichen. Die Schule hat eine offene Ganztagsbetreuung und das Angebot der Inklusion, informiert die Schule. Der Migrationsanteil hat sich, gegenüber 2010, trotz stark reduzierter Schülerzahl fast versechsfacht (14,1 Prozent). Verdoppelt hat sich, nach Angaben der Erhebung, der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit nicht akzeptablen Defiziten im Fehlverhalten (10,4 Prozent).
Kreisausschuss stimmte den Anträgen zu
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die im privaten Bereich offenbar unzureichend integriert sind, liegt bei sieben Prozent (Verdoppelung zu 2010), teilen die Lehrkräfte mit. Die Schule gab an, dass sie insbesondere Unterstützung braucht bei der Arbeit mit Kindern, die Auffälligkeiten im sozial-emotionalen Bereich zeigen, die Essstörungen haben, die selbst verletzendes Verhalten zeigen oder die Schule schwänzen.
Im Kreisausschuss waren sich alle einig, dass die Einrichtung der Jugendsozialarbeit an diesen Schulen wichtig ist. 2023 muss der Kreis dann mit einem anteiligen Kostenzuschuss von jeweils 10.000 Euro pro halber JaS-Stelle kalkulieren. Das Jugendamt wurde beauftragt, die weiteren Schritte in die Wege zu leiten.
Die in Zukunft durch weitere Zuwanderung entstehenden Probleme an Schulen und der daraus folgende Bedarf an Schulsozialarbeit wird nicht nur finanziell eine Herausforderung für Sachaufwandsträger, Kommunen, etc., sondern muss auch die intensive Arbeit in und mit den Familien der schwierigen und oft schwer verhaltensgestörten Schüler und Schülerinnen zunehmend in den Blick nehmen.
Ich habe seinerzeit an der Einführung von Schulsozial in Bayern mitgewirkt und schon damals war klar, dass der Arbeit mit den Eltern hohe Bedeutung zukommt.
Wichtig ist auch, dass die eingesetzten pädagogischen Fachkräfte erfahren sein sollten und idealerweise diverse Landessprachen der Schüler/Innen mit Migrationshintergrund beherrschen sollten.
Leider werden oft junge Studienabsolventen mit wenig Lebenserfahrung in diesem relativ anspruchsvollen Berufsfeld verheizt.
Manchmal kommt Schulsozialarbeit auch an Grenzen, auch das muss bedacht werden…..