Der US-amerikanische Konzern Paccar betreibt 18 Teilevertriebszentren für Lkw auf vier Kontinenten, davon vier in Europa. Jetzt kommt also ein weiteres Logistikzentrum in der Marktgemeinde Maßbach dazu. Für Bürgermeister Matthias Klement ist es in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg, dass sich dieser Global Player nun in der Kommune ansiedelt.
Denn das Gewerbegebiet bei Poppenlauer gibt es seit mehr als 20 Jahren. "Ich hatte mir vorgenommen, diese Gewerbeflächen in meiner Amtszeit zu beleben", sagt Klement, der seit 2014 als Bürgermeister im Amt ist. Ein großer Schritt hin zur Realisierung dieses Projekts sei 2021 der Entschluss im Gemeinderat gewesen, das Gewerbegebiet zusammen mit dem Bauunternehmen Bindrum (Hammelburg) zu erschließen.
Colliers International sollte einst die Vermarktung beschleunigen
Was die Gewerbeflächen unweit der A 71 angeht, seien in der Vergangenheit relativ wenige Anfragen von potenziellen Firmen gekommen, sagt Klement. 2016 habe die Kommune sogar mal Colliers International, ein Frankfurter Dienstleistungs- und Immobilienmanagement-Unternehmen, mit ins Boot geholt. "Sehr erfolgversprechend war das nicht", sagt der Bürgermeister rückblickend.
Erst mit der Erschließung des Gewerbegebiets kam, laut Klement, Bewegung in die Sache. Nicht zuletzt deswegen, weil sich Bauunternehmer Patrick Bindrum in der Branche auskennt und die Kontakte zu Paccar mitentwickelt habe. Mit im Gespräch waren damals auch andere große Logistiker, wie zum Beispiel Amazon und Norma, so der Bürgermeister weiter.
"Paccar legte Wert darauf, sich in der Region Main-Rhön anzusiedeln", sagt Klement. "Wir liegen mitten in Deutschland und ganz nah an der Autobahn." Offenbar gab es nicht so viele Möglichkeiten, sich in dieser Größenordnung irgendwo niederzulassen, glaubt der Bürgermeister. Er vermutet, dass es Projektvermittler gibt, die Maßbach in ihrer Liste führen und ansiedlungswillige Unternehmen so auf Maßbach stoßen.
Warum um diesen neuen Investor lange Zeit ein großes Geheimnis gemacht wurde? Wie bei dem früheren Interessenten Amazon, habe man auch bei Paccar eine Schweigepflichtserklärung abgeben müssen. Für Klement ist klar: "Diese Großkonzerne wollen den Zeitpunkt selbst bestimmen, an dem ihr Projekt öffentlich wird." Dass selbst der Spatenstich Anfang August nichtöffentlich blieb, erklärt der Bürgermeister damit, dass vermutlich die Aktionäre des Konzerns erst informiert werden sollten.
"Ich wollte Gäste zum Spatenstich einladen. Aber es war nicht gewünscht." Lediglich Landrat Thomas Bold, er und VG-Geschäftsleiter Frank Mauer waren zugelassen.
Geschätztes Verkehrsaufkommen von 20 bis 30 Lkw pro Tag
Die Bürgerinnen und Bürger sehen die Ansiedlung von Paccar positiv, sagt Klement und weist darauf hin, dass das damals, als Amazon und Norma im Gespräch waren, nicht so gewesen sei. Damals hätten Anwohnerinnen und Anwohner befürchtet, dass das Verkehrsaufkommen dann sehr groß wird.
Im Vergleich zum Verkehr, den die beiden letztgenannten Firmen erzeugt hätten, sei das tägliche Fahrzeugaufkommen "sicher weniger". Klement schätzt, dass 20 bis 30 Lkw pro Tag auf der Straße von und zur A 71 unterwegs sein werden.
Inzwischen hätten ihn erste Anfragen aus der Einwohnerschaft in Bezug auf die Ausschreibung möglicher Stellen bei Paccar erreicht. Der Konzern plane zunächst, 30 bis 70 Arbeitsplätze einzurichten. Allerdings werden, nach Klements Angaben, jetzt erst einmal auf 22.000 Quadratmeter Fläche die erste Halle und ein Bürogebäude errichtet.
Firma Paccar kaufte 22 Hektar Land im Gewerbegebiet
Vertreterinnen und Vertreter der Marktgemeinde konnten sich vor einiger Zeit im Paccar-Werk in Eindhoven/Holland einen Eindruck von der Größe der Anlage verschaffen, erzählt der Bürgermeister. Dort arbeiten inzwischen insgesamt 150 Menschen.
Auch das Logistikzentrum in Maßbach wird im Lauf der Zeit sehr viel größer werden, sagt Klement. In dem 34,3 Hektar großen Gewerbegebiet bei Poppenlauer kaufte Paccar immerhin 22 Hektar Land (220.000 Quadratmeter). Sechs Hektar hat die Stadtlauringer Krug Holzsystembinder GmbH vor einiger Zeit erworben. Nach Klements Angaben gehören noch 4,5 Hektar der Kommune und stehen zur Vermarktung offen.
In dem Maßbacher Paccar-Werk werden, laut Klement, Ersatzteile für Lkw geordert und dann in die anderen Herstellerfirmen in Deutschland, der Schweiz und dem östlichen Frankreich transportiert.
Auf die Frage, ob er sich schon einmal darüber Gedanken machte, wie hoch die Gewerbesteuer dieser Firma ausfallen wird, schmunzelt Klement, weil ihn das auch schon andere Personen fragten. "Das ist noch nicht bezifferbar", sagt er und weist nicht von sich, dass an dieser Zahl sicher hinten ein paar Nullen dranhängen werden.
Die Logistikbranche sucht massiv Fläche überall entlang der Autobahnen und Bundesstraßen.
Hier ein Zitat aus 2020: „Auch die Summe der neu fertiggestellten reinen Logistikflächen erreichte mit 4,9 Millionen Quadratmetern einen neuen Rekordwert, Tendenz weiter steigend; der Neubauflächenbedarf bis 2030 beträgt jährlich 6,5 bis 7 Millionen Quadratmeter und übersteigt das Angebot weiterhin deutlich.“ Quelle: STUDIE LOGISTIK UND IMMOBILIEN 2020 – Nachhaltig und zukunftssicher. (www.berlinhyp.de/de/media/newsroom/studie-logistik-und-immobilien-2020-nachhaltig-und-zukunftssicher) und so freuen sich nun die Bürgermeister die jahrelang kaum Anfragen für ihre Gewerbegebiete bekommen haben. Gemessen an den nun (Aufbau klimaresilienter Landschaften) sind Flächenversiegelungen nicht mehr zeitgemäß sondern verschärfen die Situation weiter.