Lange Zeit wurde ein Geheimnis daraus gemacht. In der Maßbacher Gemeinderatssitzung im April 2023 stellte sich schließlich heraus, dass es der US-amerikanische Paccar-Konzern ist, ein Global Player in der Herstellung von Lkw, der im Gewerbegebiet bei Poppenlauer eines seiner Teilevertriebszentren ansiedeln wird.
Genau genommen ist es die Paccar Parts Deutschland GmbH (Frechen), eine der zahlreichen Unterfirmen in dem gigantischen Konzern, die auf einem Gelände von 54 Hektar, unmittelbar an der A 71, ein Logistikzentrum bauen wird. Der Spatenstich ist bereits erfolgt, wie man der Homepage der Firma entnehmen kann.
Neueintrag im Handelsregister Köln datiert vom März 2023
Die GmbH aus Frechen wurde erst im März 2023 ins Handelsregister Köln eingetragen. Der Unternehmensgegenstand: die Lagerung und Aufbewahrung sowie der Vertrieb von Ersatzteilen für Lastkraftfahrzeuge einschließlich Zubehör, Anhänger und weiterer mit Lastkraftfahrzeugen in Verbindung stehender Objekte.
Angesiedelt ist die GmbH an der selben Adresse in Frechen, die auch die Paccar Financial Deutschland GmbH besitzt, welche für Paccar-Kunden Dienstleister im Bereich der Anlagenfinanzierung ist.
Unter den Markennamen ihrer Tochtergesellschaften DAF (Van Doorne's Automobiel Fabriek, Niederlande), Kenworth und Peterbilt (beide USA) produziert und verkauft Paccar Lkw auf der ganzen Welt. DAF sei die führende Importmarke in Deutschland, schreibt die Firma auf ihrer Website.
Das erste Paccar-Teilevertriebszentrum in Deutschland
Das erste Teilevertriebszentrum von Paccar Parts wurde 1973 in Renton (Washington) eröffnet, weitere Einrichtungen kamen weltweit hinzu, geht aus der Firmenhistorie hervor. Heute betreibt Paccar Parts insgesamt 18 solcher Teilevertriebszentren, das neueste ging 2022 in Louisville (Kentucky) an den Start.
In Europa stehen bislang vier solcher Logistkzentren in Eindhoven/Niederlande, Leyland/Großbritannien, Budapest/Ungarn und Madrid/Spanien. Jetzt kommt also das neue Logistikzentrum in Maßbach/Deutschland dazu.
Paccar will bei Poppenlauer ganz groß investieren
Anfang August 2023 nahmen Paccar-Verantwortliche im Gewerbegebiet Poppenlauer unter Ausschluss der Öffentlichkeit den offiziellen Spatenstich zum Baubeginn, das heißt zum Herrichten des Baufelds, vor. Erst etliche Tage später berichtete die Firma auf ihrer Homepage über dieses Ereignis.
Für die neue 22.000 Quadratmeter große Anlage will Paccar bei Poppenlauer 85 Millionen Euro investieren, heißt es auf der Website. Das Werk soll voraussichtlich 2024 eröffnet werden. Die Logistikhalle ist 144,85 Meter lang, 156,70 Meter breit und 13,25 Meter hoch geplant, war in der Gemeinderatssitzung im April berichtet worden. An die Halle schließt sich im Norden ein eingeschossiger Bürotrakt an, der 31,72 mal 36,89 Meter Länge und Breite sowie 5,50 Meter Höhe misst.
Gewaltige Erdbewegungen deuten auf die Dimensionen des Neubaus hin
Schaut man sich aktuell im Gewerbegebiet um, staunt man über die gewaltigen Erdbewegungen. Sie lassen erahnen, welche Größenordnung das neue Paccar-Werk haben wird. Laut Firmen-Homepage will man mit dem neuen Werk in Maßbach die Teileversorgung für DAF-Kunden in Deutschland, der Schweiz und Frankreich verbessern.
Denn Branchenberichten zufolge wächst der Lkw-Markt beständig - allen aktuellen Krisen zum Trotz. Die Unternehmensberatung McKinsey sagt in ihrem Report vom Herbst 2022 Lkw-Herstellern bis 2030 jährliche Wachstumsraten von 2,5 Prozent vorher. Immerhin müssen Spediteure in den kommenden elf Jahren einen Anstieg des Transportaufkommens um 81 Prozent bewältigen, heißt es weiter. Statt wie heute 920 Milliarden Euro, werden Spediteure daher 2030 allein im Straßenverkehr 1470 Milliarden Euro umsetzen, so die McKinsey-Prognose.
Es wird also Zeit für die Herstellerfirmen, ihre Produktionsstätten auszuweiten oder neue einzurichten, wie das jetzt auch der US-Gigant Paccar unter anderem in Europa, genauer gesagt in Maßbach tut. Interessant ist in diesem Zusammenhang zudem, dass Paccar sich damit erstmals im Land seines größten Konkurrenten ansiedelt. Die weltweite Nummer eins in der Lkw-Herstellung ist nämlich Daimler Chrysler (Stuttgart). Daimler Truck und seine Tochterunternehmen haben weltweit 24 Standorte, fünf davon liegen in Deutschland.
Wenn Konkurrenten miteinander kooperieren ...
Die Marktanteile sind unter den Herstellerfirmen vermutlich umkämpfter denn je. Die Firma Daimler stand übrigens schon 2019 an der Weltspitze der Lkw-Hersteller. Nach einem Ranking, das bei Statista nachzulesen ist, belegte der Paccar-Konzern 2019 Platz sechs der größten Lkw-Hersteller. Die Plätze 2, 3, 5 und 7 wurden von den Chinesen belegt (FAW, Dongfeng, CNHTC und Shaanxi). Die Plätze 4 und 8 hatten seinerzeit die Schweden (Volvo und Scania) inne, auf 9 und 10 folgten die Tata Group (Indien) und Izuzu (Japan).
Doch gelegentlich tun sich Konkurrenten auch zusammen: So meldete die Deutsche Presseagentur am 6. September 2023, dass Daimler Truck ein Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Batteriezellen in den USA plant. Gemeinsam mit Accelera - einer Sparte des US-Motorenherstellers Cummins - und dem US-Lkw-Hersteller Paccar gehe Daimler Truck eine Partnerschaft ein, teilte das Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mit.