
Es könnte ein Gebäude von gigantischen Ausmaßen im Gewerbegebiet Poppenlauer werden. Bis zu 2000 Mitarbeiter, bis zu 648 Lkw pro Tag: Eindringlich warnen Werner, Karin und Johannes Weipert von der Firma Beton-Fertigteile Weipert in Maßbach vor dem, was in Poppenlauer entstehen könnte.
Sie haben sich die jetzt öffentlich ausgelegten Unterlagen über die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets ein wenig genauer angesehen und andere Gewerbetreibende ins Boot geholt. Denn betroffen wären vor allem Unternehmer, die sich bereits in der Nähe des Vorhabens angesiedelt haben.
Bevölkerung aufklären
Auch müsste die Bevölkerung viel besser aufgeklärt werden, meinen die Weiperts. „Im gesamten Großraum Maßbach wird sich eine Überlastung der Infrastruktur einstellen. Die Mieten werden stark steigen, da Wohnraum für die zusätzlichen Mitarbeiter übergeneriert wird“, heißt es in einem Schreiben der Familie.
Das Verhältnis zwischen seiner Firma und der Gemeinde sei immer gut gewesen, betont Werner Weipert bei einem Gespräch, zu dem er kurzfristig Gewerbetreibende aus Poppenlauer eingeladen hat. Thomas Tüchert von der Firma Barthel-Umweltdienst ist gekommen, Ronald Pickel von der gleichnamigen Spenglerei und Stanka Brand-Pasler von der Firma KP Kunststoff und Logistik GmbH. Andere konnten nicht dabei sein, haben aber ihre Unterstützung zugesagt.
Ein wenig irritiert sind die Betroffenen, dass ausgerechnet am 27. Dezember, also in einer Zeit, in der viele Firmen Urlaub haben, mit der öffentlichen Auslegung der Unterlagen begonnen wurde. Bis zum 27. Januar haben jetzt alle Interessierten Zeit, sich die Pläne anzusehen.
20 Hektar für Logistiker
Dazu gehören unter anderem auch Begründungen, ein Umweltbericht, eine verkehrsrechtliche Beurteilung und eine schalltechnische Untersuchung. Das alles haben die Weiperts etwas genauer unter die Lupe genommen. Fest steht, dass 20 Hektar für die geplante Entwicklung eines Logistikers entfallen.
„Von dem potenziellen Betreiber des geplanten Logistikzentrums liegt ein Maximalansatz der am Standort möglichen täglichen Verkehre vor, dessen wesentliche Inhalte im Folgenden beschrieben werden“, heißt es in der verkehrsrechtlichen Beurteilung. „Am Standort soll die Durchführung von Dienstleistungen in Form von Einlagerung, Kommissionierung, Verpackung sowie Versand von einzelnen und teilweise palettierten Waren erfolgen. Vom Standort aus werden ausschließlich versandfertig verpackte Waren gesammelt verschickt. Der Standort wird dabei in einem Zwei-Schicht-System betrieben.“
Wer dieser Logistiker ist, darüber gibt es keine gesicherten Auskünfte. Immer wieder fällt der Name Amazon . „Zu einem Standort in Maßbach haben wir keine Ankündigung gemacht“, sagt Pressesprecher Steffen Adler. Fakt ist allerdings, dass die amerikanische Immobilienentwicklungs- und Investmentgesellschaft Firma Scannell, die das Areal gekauft hat, schon in Halle ein Logistikzentrum für Amazon gebaut hat.
Bis zu 648 Lkw pro Tag
Das unbekannte Logistikzentrum hat aber schon mal angegeben, mit welchem Verkehrsaufkommen die Menschen künftig leben werden. Mit 70 Vans und mit 648 Lkw muss pro Tag im Weihnachtsgeschäft gerechnet werden, im Jahresmittel liegen die Werte mit 60 Prozent deutlich darunter, „in bestellschwächeren Monaten“ sogar nur bei 50 Prozent. 1014 Stellplätze sollen entstehen, wobei bei Schichtwechsel alle belegt sind, ansonsten nur 507.
„Der potenzielle Betreiber plant für den Standort in Maßbach die Einrichtung eines Shuttlebus-Verkehrs für die Mitarbeiter, sodass davon ausgegangen werden kann, dass etwa 50 Prozent der Mitarbeiter nicht mit dem eigenen Pkw kommen“, heißt es in dem Gutachten.
Bis zu 2000 Mitarbeiter
Rechnet man also mit einer Person pro Auto und 50 Prozent, die mit dem Bus kommen, wären das 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Schicht, insgesamt also 2000. „Das Bauvorhaben dürfte im Markt Maßbach und dem Ortsteil Poppenlauer (Großgemeinde Maßbach 4500 Einwohner) zu gravierenden Änderungen führen“, meinen dazu die Weiperts.
Sie haben noch etwas in den Unterlagen entdeckt. „Der Logistiker wird alle vorhandenen Lärmschutzgrenzwerte gemäß dem vorliegenden Lärmschutzgutachten ausfüllen“, sagen sie. Soll heißen, den alteingesessenen Gewerbetreibenden werde keinerlei Erweiterung mehr genehmigt werden können. Deshalb haben die Weiperts die Gewerbetreibenden aus Poppenlauer auf den Plan gerufen.
Bürgerversammlung gefordert
Weil für das Gewerbegebiet in Poppenlauer Ausgleichsflächen in Maßbach geschaffen werden, die früher als Gewerbeerwartungsland galten, sind die Weiperts auch direkt betroffen. Durch den geplanten Kreisverkehr in Poppenlauer können ihre bis zu 40 Meter langen Transporter nicht fahren. Deshalb werden sie Einspruch erheben und sich Rechtsbeistand suchen. Weil sehr viele Dinge noch unklar seien, fordern sie und ihre Mitstreiter eindringlich eine Bürgerversammlung zu dem Gewerbegebiet.
Bürgermeister Matthias Klement ( CSU ) befindet sich derzeit im Urlaub und war deshalb für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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Die Mieten vor ort werden aber sicher steigen bei 2000 zusätzlichen Logistikern in einer Gemeinde mit 4500 Bewohnern. Auch wenn laut verkehrsschätzung 50% mit dem busshuttel kommen sollen.
Für die Region Schweinfurt, Bad Kissingen und Bad Neustadt ist es also gut wenn ein solches Logistikzentrum käme. Aber für die Gemeinde Massbach eher nicht. Aber das ist nur meine Meinung. Ich denke darüber sollten die Bürger von Massbach entscheiden.
Das muss ein Fall für einem Bürgerentscheid werden!
es geht uns nicht darum etwas zu torpedieren oder schlecht zu machen. Allerdings finden wir, dass man die bestehenden Gewerbetriebe und Bewohner bei solch einem massiven Eingriff mit einbeziehen sollte. Wir beschäftigen in 7. Generation 65-75 Facharbeiter, zahlen gute Löhne nach Tarif und rund 300T€ im letzten Jahr an Gewerbesteuer direkt an die Gemeinde. Unsere Sondertransporte mit Dachbindern haben bis zu 40m Länge und sind bis zu 45Tonnen schwer. Der geplante Kreisel verhindert es, dass wir zur Autobahn kommen. Im Gewerbegebiet Maßbach haben wir in den letzten 5 Jahren rund 5Mio.€ investiert.
Alle Bewohner von Maßbach und Poppenlauer sollten zumindest darüber informiert werden was auf die Gemeinden zukommt und dann mitentscheiden. Genau dies ist noch bis zum 27. Januar möglich. Danach sind die Änderungen im Bebauungsplan und Flächennutzungsplan beschlossen und es gibt eigentlich keine Einflussmöglichkeiten mehr. MfG Johannes Weipert
Welche Möglichkeiten hätten wir denn, um etwas mitzuentscheiden?