Schneller und höher als zuvor angenommen ist das Hochwasser am Wochenende im gesamten Landkreis gestiegen. Am Sonntagmorgen um 4 Uhr erreichte die Fränkische Saale an der Bad Kissinger Messstelle Regentenbau ihren höchsten Pegelstand von 3,69 Metern. Das Zusammentreffen von Dauerregen und Schneeschmelze hatten die ursprüngliche Prognose des Wasserwirtschaftsamtes übertroffen. Und es kam zu mehreren gefährlichen Vorfällen.
Vater und Sohn unterkühlt
Ein dramatischer Unfall rief am Sonntagnachmittag im südlichen Luitpoldpark Einsatzkräfte von Wasserwacht, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei auf den Plan. Wie die Polizei berichtet, war ein Neunjähriger in die Saale gefallen. Bei der Rettungsaktion der Eltern trieben Sohn und Vater auf eine Insel und mussten von dort unterkühlt gerettet werden.
Nach Angaben der Beamten unternahm die vierköpfige Familie einen Spaziergang im Luitpoldpark, als der 9-jährige Sohn gegen 13.40 Uhr offenbar zu nah an das Hochwasser der Saale heranging. Er fiel laut Polizeibericht in den Fluss, Vater und Mutter sprangen hinterher. Während es die Mutter selbstständig wieder ans Ufer zurück schaffte, trieben Vater und Sohn etwas ab, konnten aber schließlich auf der Insel am sogenannten Saalestrand an Land gehen. Da der Weg zurück durchs Wasser zu gefährlich war, rückten rund 40 Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehr, der Wasserwacht und des Rettungsdienstes an. Ihnen gelang es wenig später die beiden an Land zu holen. Nach Erstversorgung durch den Rettungsdienst kamen die drei Unterkühlten vorsorglich in eine Klinik.
Am Samstagabend unterschätzte ein 19-jähriger Autofahrer die Lage, als er Warnschilder und Absperrungen auf der Kreisstraße 16 missachtete und von Aschach nach Bad Bocklet fahren wollte. Kurz nach der Saalebrücke bei Bad Bocklet ging sein Wagen aus. Watend konnten er und seine Freundin sich aus der misslichen Lage befreien, schreibt die Polizei. Der Pkw wurde von der Bad Bockleter Feuerwehr geborgen.
Auch in Ostheim missachtete eine Seniorin die Absperrung und fuhr die Ortsumgehung von Ostheim in Richtung Stockheim. Auch hier ging der Motor aus, der Pkw kam zum Stehen und lief im Innenraum bis zur Sitzhöhe mit Wasser voll. Die Frau erlitt einen Schock und wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Regelrecht „abgesoffen“ ist die Westheimer Mühle und mit ihr der Circus Luna. Betreiber Peter Bethäuser verbrachte sein mobiles Gerät wie die Zirkuswagen rechtzeitig auf höher gelegene Plätze, um sie so vor den Fluten zu schützen.
Einsatz am Pflegeheim
Der längste Einsatz des Freitages für die Feuerwehr Bad Brückenau ereignete sich am Pflegeheim in Römershag. Wegen eines verstopften Abwasserkanals drohte das Wasser in die Kellerräume des Pflegeheims zu laufen. Die Feuerwehren Bad Brückenau und Römershag pumpten circa 1500 Liter Wasser pro Minute aus dem oberflächlichen Wasser-Kanal, wodurch ein weiteres Überlaufen verhindert werden konnte. Parallel wurde von einem örtlichen Bauunternehmen ein Entlastungskanal in die Sinn gebaggert. In einem Zeitraum von etwa 13 Stunden wurden rund 260 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.
Insgesamt hatte die Brückenauer Feuerwehr am vergangenen Wochenende 18 Einsätze zu bestreiten. Dabei wurden mehrere Fahrbahnüberflutungen sowie Geröll und Schlamm beseitigt. Häuser, die wegen zu hoher Wasserstände der angrenzenden Bäche gefährdet waren, wie zum Beispiel am Röthbach in Bad Brückenau, wurden vorsorglich mit Sandsäcken gesichert. An Feldwegen, die neben Gebäuden verlaufen, wurden mit Hilfe von Sandsäcken Wassersperren errichtet. So konnte eine Überflutung der Gebäude verhindert werden. Mit Hilfe der Ortsteilwehren Volkers und Römershag wurden zusätzliche 450 Sandsäcke gefüllt. Kommandant Michael Krug hat es „so die letzten Jahre nicht gesehen, dass es von den Zuflüssen so extrem kommt.“
„Auf knapp über drei Meter waren wir vorgewarnt“, berichtete Alexander Pusch, Leiter des Bad Kissinger Abwasserbetriebs und Hochwasserschutz, auf Nachfrage am Sonntag. Doch angesichts des unaufhörlichen Wasseranstiegs musste sein Einsatzteam in der Nacht auf Samstag nicht nur ergänzende Warnschilder anbringen, sondern auch den Hochwasserschutz zwischen Arkadensteg und Luitpoldsteg durch mobile Dammbalken ergänzen. Außerdem wurden die Durchlässe am Hallenbad und am Hygieia-Denkmal an der Lindesmühlpromenade geschlossen, ebenso im Rosengarten. Da die Waldstraße zwischen Nordbrücke und Kleinbrach stellenweise überflutet war, wurde sie ebenfalls gesperrt. „Das Problem war gar nicht mal der Hauptfluss der Saale, sondern vielmehr die vielen kleinen Zuflüsse im Norden“, nannte Pusch als Grund für den überraschenden Wasseranstieg.
Der starke Wasserzufluss durch den Dauerregen hatte schon am Donnerstagabend und Freitagmorgen der Feuerwehr Hausen und den Mitarbeitern der Kläranlage einen unerwarteten Einsatz beschert: Wie schon in manchen Vorjahren wurden die Rücklaufgitter der Gräben oberhalb des Rasenwegs und des Prinzengrabens mit Laub und Unrat verstopft, so dass sich das Regenwasser auf den Straßen ergoss. Gemeinsam und mit tatkräftiger Unterstützung des Giebelhof-Pächters Ralf Ullrich konnten die Abflüsse freigemacht werden, so dass das Wasser wieder in die Saale abfließen konnte.
Ich hab sowas auch schon gesehen: Junges Elternpaar mit einem gerade des Laufens mächtigen Kleinkind mit Gummistiefeln in den Hochwasserprielen am Mainufer stapfend. Kind allein ganz vorne an der Kante zum Tiefwasser - wenn das koppheister gegangen wäre, hätte es niemand schnell genug greifen können...
Ein Beamter als Wahrsager: voll ins Wasser gefallen .
Unabhängig von den Kosten für den Einsatz freue ich mich trotzdem für die Familie, dass sie alle am Leben geblieben sind.
Den Rettungskräften - auch denen, die Hochwasserschutz leisten - vielen Dank!
Als ich die Prognose las habe ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt.
Jeder wusste wieviel Schnee in der Rhön liegt und jedes Regenradar/Vorhersage hat darauf hingewiesen das da was auf Bad Kissingen zukommt.
War vor ein paar Jahren mal genauso da waren wir beim Essen im damaligen le jeton und das Wasser stieg innerhalb von 2 Stunden so stark das wir gerade noch rausfahren konnten.
Gewarnt hat da keiner davor, obwohl genau die Wasserstände an den Zuläufen und am Oberlauf der Saale erfasst werden.
Entschuldigung ich vergaß , Freitags nur bis 12.00 Uhr.
Das war an einem Samstagabend.
Der Bub war etwas übermütig.
Gut, dass sein Schutzengel schwimmen kann. Künftig sollte er dann aber lieber etwas vorsichtiger sein. Das hätte dramatisch enden können.
Nein, der Bub war nicht übermütig. Schuld sind seine Eltern, die Ihre Grenze überschritten haben und auf deutlich sichtbare Hochwassersperrungen keinerlei Rücksicht genommen haben und so ihr Kind in Lebensgefahr gebracht haben.
(Ironie Off)