Schaut man Sabrina Keßler in die Augen, ist klar: Sie freut sich auf ihre neue Rolle der Quellenkönigin beim Rakoczy-Fest. Am Montag, 13. Mai, erscheint sie zum ersten Mal öffentlich in ihrem neuen prächtigen Kleid im Kurgarten. Da bleiben die Leute schon mal stehen, um herauszufinden, was es mit dieser Hoheit in hellblauer Seide auf sich hat.
Dem festlichen Anlass gemäß hat die 30-Jährige sich am Morgen aufwändig frisieren lassen. Inmitten der Lockenpracht glänzt der goldene Harreif mit der kleinen Krone. Der Handstrauß aus farblich aufs Kleid abgestimmten Blumen passt perfekt zu ihrer glänzenden Erscheinung. Eigentlich könnte es für Sabrina Keßler gleich losgehen mit dem Rakoczyfest.
Doch bis das große Event Ende Juli (26. bis 28. Juli) steigt, sind noch etliche Wochen hin. Gleichwohl läutet der erste öffentliche Auftritt dieser allegorischen Figur, die die Bad Kissinger aus der griechischen Mythologie entliehen haben, um ihren sechs Heilquellen Leben einzuhauchen, alljährlich für die Einheimischen in gewissem Sinn den Beginn der Rakoczy-Vorbereitungen ein.
Maßgeschneidertes Kleid aus einem Münchner Atelier
Denn wer hört, dass die "Quelle", wie die Königin in Hellblau in der Kurstadt liebevoll genannt wird, schon ihr Kleid hat, der weiß, dass das Bad Kissinger Fest aller Feste nicht mehr weit ist. Apropos Kleid: Gefunden hat die sympathische junge Frau das meisterlich geschneiderte Stück in einem Münchner Atelier für Abendgarderobe.
Zusammen mit ihrer Mutter sei sie in der bayerischen Hauptstadt in einigen Geschäften auf die Suche gegangen und relativ bald fündig geworden, erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Sie habe absichtlich in München nach dem kostbaren Kleid gesucht, damit in Bad Kissingen vorher niemand weiß, wie es aussieht. Besonders umständlich war das für die 30-Jährige nicht, da sie derzeit ohnehin in München lebt und dort als Goldschmiedin arbeitet.
Das Ballkleid wurde dann noch etwas abgeändert und gekürzt. Hellblau musste es aber schon sein, sagt Sabrina Keßler. "Es soll ja Bezug zu den Heilquellen haben." Zum Glück ist Blau ihre Lieblingsfarbe!
Ein Ehrenplatz auf dem Festwagen ist der Quellenkönigin sicher
Worauf sie sich besonders freut? Dass sie beim Festumzug am Rakoczy-Sonntag endlich mal oben auf einem Wagen stehen darf und nicht unten in den Fußtruppen mitlaufen wird. Denn dort war sie etliche Jahre vertreten, zum Beispiel von 2004 bis 2010 bei der Garitzer Feuerwehrkapelle, danach beim Bad Kissinger Reiterverein.
Ein paar Tipps hat sie sich natürlich schon von ihrer Vorgängerin im Amt, Kathrin Albert, eingeholt, sagt sie schelmisch. Beide kennen sich sehr gut, zumal ihre Mütter miteinander befreundet sind. Inzwischen sei sie innerlich etwas sicherer geworden, sagt sie. Jetzt wisse sie auf jeden Fall schon mal, wie man als Quellenkönigin die Menschen unterwegs hoheitsvoll grüßt.
Und dann ist da noch die Sache mit den Schuhen. Natürlich trägt die "Quelle" elegante hohe Schuhe, sagt sie. Aber eher Pumps als High-Heels. "Denn einen etwas breiteren Absatz müssen die Schuhe schon haben, man läuft ja den ganzen Tag damit herum." Ein zweites Paar als Ersatz in der Hinterhand zu haben, ist ratsam, weiß sie von Kathrin Albert. "Die Füße müssen auch mal in ein anderes Fußbett rein."
Der Fototermin am Montag ist schon vorbei, als der ungarische Fürst Ferenc Rákóczi (Timo Baier) auf der Bildfläche erscheint. Natürlich ist es spannend zu wissen, wie viele Quellenköniginnen er in den Jahren seiner Rakoczy-Amtszeit schon drei Tage lang an der Hand spazieren führte.
Timo Baier denkt kurz nach, dann hat er’s im Kopf überschlagen: "Sabrina Keßler ist die 23. Quellenkönigin", sagt er und schmunzelt. Denn er ist offensichtlich selbst erstaunt, wie lange er schon als ungarischer Fürst beim Fest dabei ist. "2002 habe ich angefangen", sagt er, "und ich hab nur einmal gefehlt".
Aller Anfang ist auch beim Rakoczy-Fest schwer
Das sei denkwürdig gewesen damals, als er sich am Rakoczy-Samstag drei Brüche am Sprunggelenk eines Fußes zuzog und dann kurzfristig aussetzen musste. "Aber am Sonntag beim Festzug war ich auf dem Wagen schon wieder dabei ." Wie er das gemacht habe? " Timo Baier lacht: "In die Schuhe rein und los."
Aller Anfang ist schwer, so nahm das auch Timo Baier in seinem ersten Jahr als Fürst wahr. "Das war blöd. Ich wusste nicht, wie’s geht und die Quellenkönigin war auch neu und hatte natürlich keine Ahnung. Und alle außen rum gaben uns gute Ratschläge."
Dabei mache das gar nicht viel Sinn, sagt Baier. Denn jeder müsse selbst wissen, wie er sich verhält. "Ganz genau vorbereiten kann man sich ja auch nicht, wenn man neu ist", pflichtet ihm Sabrina Keßler bei. Man werde nun mal ins kalte Wasser geworfen. Das Wichtigste bei allem ist für sie: "Ich muss authentisch bleiben."