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Bad Kissingen
Bundestagswahl 2025: Sulzthal trotzt der AfD – 6 Beobachtungen im Landkreis Bad Kissingen
Während die AfD überall zulegt, zeigt sich Sulzthal resistent. In Maßbach greift der SPD-Heimvorteil, und bei Briefwählern sind die Parteien der Mitte beliebter.
Die Sitze im Plenarsaal des Deutschen Bundestages sind am Morgen nach der Bundestagswahl leer. 
Foto: Fabian Sommer/dpa | Die Sitze im Plenarsaal des Deutschen Bundestages sind am Morgen nach der Bundestagswahl leer. 
Benedikt Borst
 und  Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.03.2025 02:38 Uhr

Die Menschen im Landkreis Bad Kissingen haben ihre Stimmen zur Bundestagswahl 2025 abgegeben. Große Abweichungen zum deutschlandweiten Ergebnis fallen in Summe nicht auf: Union, AfD und Linke gewinnen Stimmen dazu, die Ampelparteien und die Freien Wähler verlieren.

"Die Wahlbeteiligung war mit 84,8 Prozent beachtlich. Auch das deckt sich mit dem Bundestrend", sagt Kreiswahlleiter Johannes Büttner vom Landratsamt Bad Kissingen. Störungen beim Urnengang und beim Auszählen der Stimmen wurden von den Kommunen nicht gemeldet. "Die Wahl hat reibungslos funktioniert", berichtet er.

Die Redaktion hat sich das Wahlergebnis für den Landkreis noch einmal genauer angeschaut und sechs Besonderheiten herausgehoben.

1. Großes Interesse an der Bundestagswahl: fast 85 Prozent Wahlbeteiligung im Landkreis

Hohe Wahlbeteiligung: Fast 85 Prozent der Stimmberechtigten haben gewählt.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa (Symbolfoto) | Hohe Wahlbeteiligung: Fast 85 Prozent der Stimmberechtigten haben gewählt.

Die Wahlbeteiligung im Landkreis Bad Kissingen lag zur Bundestagswahl 2025 bei 84,8 Prozent. In Thundorf stimmten 752 der 814 Wahlberechtigten ab, die Beteiligung von 92,4 Prozent ist die höchste im Bäderlandkreis. Auch in Motten (90,4 Prozent), Rannungen (92,3), Riedenberg (91,4) und Schondra (91,3) gingen mehr als 90 Prozent der Berechtigten wählen. Das geringste Interesse rief die Wahl in Bad Brückenau hervor, dort stimmten nur 75 Prozent ab. An der Bundestagswahl 2021 hatten 80,4 Prozent der Stimmberechtigten im Landkreis Bad Kissingen teilgenommen.

2. Briefwähler stimmen anders ab, als Wähler an der Urne: Welche Partei wo profitiert

Stimmzettel der Briefwahl für die Bundestagswahl werden ausgezählt. 
Foto: Bernd Weißbrod/dpa | Stimmzettel der Briefwahl für die Bundestagswahl werden ausgezählt. 

Die Briefwahl ist beliebt. Das Abstimmverhalten per Brief unterscheidet sich zum Teil jedoch recht stark von dem an der Urne. Vor allem die Parteien der politischen Mitte sind bei Briefwählern beliebter. Die CSU beispielsweise hat hier 46,4 Prozent Zustimmung erreicht. An der Urne hingegen wurde die Union nur von 37,8 Prozent der Menschen gewählt. Ähnlich ist das Bild auch bei SPD und Freien Wählern: Sie haben bei der Briefwahl auffallend besser abgeschnitten.

Im Wahllokal gelingt es vor allem den Parteien vom politischen Rand, der AfD und der Linkspartei, bessere Ergebnisse zu erzielen. Die AfD hat an der Urne eine Zustimmung von 28,9 Prozent, bei den Briefwählern dagegen waren es 17 Prozent. Die Linke kommt an der Urne auf 4,9 und in der Briefwahl auf 4 Prozent.

3. Weniger als zehn Prozent der Stimmen: In Sulzthal ist die AfD ein Wahlverlierer

Bei der Bundestagswahl hat die AfD in Sulzthal entgegen dem bundesweiten Trend Stimmen verloren. 
Foto: Ralf Ruppert (Archiv) | Bei der Bundestagswahl hat die AfD in Sulzthal entgegen dem bundesweiten Trend Stimmen verloren. 

Das Wahlergebnis in der kleinen Gemeinde Sulzthal ist bemerkenswert: Während die AfD im Bund und im Landkreis Bad Kissingen im Vergleich zu 2021 doppelt so viele Stimmen geholt hat, hat sie in Sulzthal sogar Stimmen verloren (minus 1,6 Prozentpunkte) und ist dort mit 9,5 Prozent Anteil an den Zweitstimmen nicht einmal zweistellig geworden. "Ich freue mich, dass wir relativ wenige AfD-Wähler hatten", sagt Bürgermeister August Weingart (CSU).

"Ich denke, das dörfliche Leben bei uns spielt da eine große Rolle", erklärt er. Es gebe im Ort ein intaktes Vereins- und Gemeindeleben sowie eine konstruktive Diskussionskultur. Es gelinge zudem sehr gut, Zugezogene in das Dorf zu integrieren. "Außerdem hatten wir eine sehr hohe Wahlbeteiligung. Das wirkt sich wahrscheinlich auch aus", meint Weingart. Von den 721 Wahlberechtigten hatten 89,5 Prozent ihre Stimme abgegeben. Stimmen hinzugewonnen hatten CSU, Linke und Grüne, am deutlichsten verloren haben FDP, Freie Wähler und AfD.

4. Sabine Dittmars Heimvorteil in Maßbach greift, dürfte aber ein schwacher Trost sein

Ihre Heimatgemeinde Maßbach brachte Sabine Dittmar (SPD) ein vergleichsweise gutes Ergebnis ein.
Foto: Heiko Becker | Ihre Heimatgemeinde Maßbach brachte Sabine Dittmar (SPD) ein vergleichsweise gutes Ergebnis ein.

Ob des Abschneidens ihrer Partei dürfte es für Sabine Dittmar (SPD) ein schwacher Trost sein, dass die Sozialdemokraten in ihrer Heimatgemeinde Maßbach ein vergleichsweise gutes Ergebnis eingefahren haben. Mit 25,4 Prozent der Erststimmen erzielte Dittmar vor der eigenen Haustüre ihr bestes Ergebnis im Landkreis, auch 14,5 Prozent der Zweitstimmen sprechen für eine SPD-Hochburg.

Nur in Sulzthal stimmten mit 17,9 Prozent mehr Wählerinnen und Wähler für Dittmars Partei. Dennoch: Auch in Maßbach fiel die SPD, für die Dittmar als Staatssekretärin im Gesundheitsministerium bedeutsamer Teil der Ampel-Regierung war, in Sachen Zweitstimme hinter die AfD (20,9 Prozent) zurück.

5. Starke Ergebnisse für Frank Helmerich, Michael Kaiser und Michaela Reinhard

Frank Helmerich erzielte in Sachen Erststimmen ein gutes Ergebnis.
Foto: Ines Renninger | Frank Helmerich erzielte in Sachen Erststimmen ein gutes Ergebnis.

Was die Erststimmen angeht, durften die nicht im Bundestag vertretenen Parteien die Ergebnisse im Wahlkreis 247 als Erfolg verbuchen. Sowohl die Freien Wähler mit Frank Helmerich als auch die ÖDP mit Michaela Reinhard und das "Bündnis Deutschland" mit Michael Kaiser haben zugelegt. Helmerich kam mit einem Zuwachs von 4,7 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl von 2021 auf 12,9 Prozent der Erststimmen, Reinhard erreichte 1,3 Prozent (2021: 0,8 Prozent).

Michael Kaiser war 2021 als parteiloser Kandidat angetreten und hatte damals 0,2 Prozent der Erststimmen erhalten. Als rechtskonservativer Anwärter profitierte er diesmal offenbar vom Fehlen eines AfD-Direktkandidaten. Der Rauhenebracher (Lkr. Haßberge) kam auf satte vier Prozent der Erststimmen.

Der Zweitstimmenanteil von Freien Wählern, ÖDP und "Bündnis Deutschland" hielt sich dagegen in Grenzen. Helmerichs Partei kam auf 4,5 Prozent (minus 2,8 Prozentpunkte), die ÖDP auf 0,3 Prozent (minus 0,1), "Bündnis Deutschland" auf 0,2 (minus 0,2) der abgegebenen Stimmen.

6. Die Linke legt in Bad Kissingen zu – sowohl bei den Stimmen, als auch bei jungen Neumitgliedern

Direktkandidat Florian Beck freut sich über 44 Beitritte, überwiegend junger Menschen, in die Linkspartei.
Foto: Steffen Standke (Archiv) | Direktkandidat Florian Beck freut sich über 44 Beitritte, überwiegend junger Menschen, in die Linkspartei.

Die Linke hat deutschlandweit deutlich in der Wählergunst zugelegt. Das zeigt sich auch in der Region Main-Rhön: Direktkandidat Florian Beck sicherte sich im Landkreis Bad Kissingen immerhin 5,8 Prozent der Stimmen, bei den Zweitstimmen kam die Linke auf 4,4 Prozent. Für die Partei ist das ein Achtungserfolg. Noch erfreulicher ist für Beck: "In den vergangenen sechs Wochen sind 44 vor allem junge Menschen in der Region neu der Partei beigetreten", berichtet er. Die Linke habe sich verjüngt und sei nun in der Lage, sich flächendeckend zu präsentieren.

 
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