
Einzug in den Bundestag für die "Die Linke"? Da muss Florian Beck schmunzeln. "Dann müsste ich den Wahlkreis Bad Kissingen gewinnen und das Direktmandat holen." Daran glaubt der Burgläurer, der seit 2014 in Münnerstadt wohnt, nicht. Zu stark ist die Dominanz der Christsozialen in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten.
Auch über die Landesliste scheint ein Erfolg unwahrscheinlich. Der 40-Jährige steht da nicht unter den ersten Zehn. Geht man nach den Umfragen, muss "Die Linke" wegen der Fünf-Prozent-Hürde um den Einzug in den Bundestag bangen. Warum tritt er trotzdem an?
Darauf gibt Beck mehrere Antworten. "Wer jammert, muss auch bereit sein, an Veränderungen zu arbeiten", ist eine davon. Eine andere: "Man muss der Chance eine Möglichkeit bieten." Das heißt, dass er den aktuellen Tendenzen etwas entgegensetzen will: dass viele Wähler sich nur noch mit Oberflächlichkeiten beschäftigen und nicht mit Inhalten. Dass sie auf die "Empfehlungen" eines Elon Musk hören. "Die Leute sollen selbstständig nachdenken, Energie hineinstecken, sich politisch zu informieren, ehe sie wählen gehen", sagt der Mann, der seine Überzeugungen nicht in den sogenannten Sozialen Netzwerken nach außen trägt.
Waffenlieferungen für Ukraine-Krieg sieht Florian Beck skeptisch
Mit den Zielen seiner Partei - mehr soziale Gerechtigkeit, bezahlbare Mieten, höhere Renten nach dem österreichischen Modell, ein Schulsystem, das sozialpolitisch und wirtschaftlich besser ausgebildete Menschen hervorbringt – geht Beck mit. Zwiegespalten blickt er auf den Krieg in der Ukraine.
Zwar sieht Beck die Rollen klar verteilt: Russland als Aggressor, die Ukraine als der Staat, der jedes Recht hat, sich zu verteidigen. Aber der erklärte Gegner von Gewalt hätte nicht gleich zu Beginn so viele Waffen in das Land gepumpt. "Erst, wenn China eingegriffen hätte." Nun, wo die Situation verzwickt und beide Kriegsparteien hochgerüstet seien, könne der Westen seine Unterstützung nicht einfach einstellen.
Spaltung der Linken war richtig
Vor allem der Streit um die Unterstützung der Ukraine hat vor mehr als einem Jahr zur Aufspaltung der Linken geführt. Auch Beck, der der Partei seit 2018 angehört, liebäugelte mit einem Austritt, entschied sich aber nach dem Abgang von Sahra Wagenknecht dagegen. "Ich finde die Spaltung gut, weil jetzt vieles klarer wird, wohin 'Die Linke' will."
Dass ausgerechnet Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch die um ihre Existenz kämpfende Partei über Direktmandate in den Bundestag hieven sollen, findet Beck nachvollziehbar. "Das ist strategisch gut gedacht, aber auch zynisch, dass es die alten Männer richten müssen. Aber sie sind beliebt."
Mehr kleinere Parteien in den Bundestag
Insgesamt wäre er froh, wenn mehr kleinere Parteien mit unterschiedlichen Interessen in den Bundestag einziehen würden. Sie könnten Koalitionen bilden, die mehr im Sinne der Demokratie seien. "Wir steuern auf ein Zwei-Parteien-System zu. Da herrscht nur noch Schwarz-weiß-Denken."
Insgesamt fragt sich der gelernte Hotelfachmann, "ob der Kapitalismus nicht langsam ins Leere läuft und sich selber frisst". Gewinne müssten "gescheiter verteilt" werden. Die Planwirtschaft habe sich zwar als Katastrophe erwiesen; gewisse Bereiche sollten aber staatlich reguliert "und nicht dem Markt unterworfen" sein. Er meint damit die Altenpflege. Aber auch Krankenhäuser sollten nicht gewinnorientiert arbeiten. Generell dürfe man Wirtschaft nicht über Soziales stellen. Eine Grundversorgung müsse garantiert sein.
Gute Entwicklungen in Umweltpolitik
In der Umweltpolitik sind für den Wahl-Münnerstädter "gute Entwicklungen da, die fortgeführt werden sollten". Damit meint er den Ausbau von Solar und Windkraft und die Abkehr von fossilen Energieträgern, auch um die Abhängigkeit Deutschlands von Lieferländern zu verringern. "Man muss Innovationen Zeit geben", glaubt Beck, auch wenn weiter ein großes Speicherproblem bestehe. Ein Tempolimit auf Autobahnen befürwortet der 40-Jährige, auch wenn es ihm schwerfallen würde, es einzuhalten.
Wie sieht er die Streitkultur mit dem politischen Gegner? Sollten Linke nicht mit Rechten reden? "Das ist Blödsinn. Dann bleiben die noch mehr in ihrer Blase." Er wolle nicht anonym im Netz diskutieren, sondern öffentlich. Auch findet es Beck "schlecht, dass man im Internet ungestraft alles sagen kann". Schließlich empfindet er eine Entmenschlichung der Gesellschaft, seitdem die Zahl der Flüchtlinge stark gestiegen ist. Dem wolle er entgegenwirken. So etwas wie "America first" dürfe es in Deutschland nicht geben.