
Ruhiger als vor sechs Jahren gestaltet sich die Bürgermeisterwahl in Sulzthal. Einziger Kandidat ist August Weingart. Der 67-Jährige hat anders als 2014 keinen Gegenkandidaten. Vor sechs Jahren sei er angetreten, weil er eine Alternative zum zweiten Bewerber bieten wollte. Der Bürgermeister-Stuhl war frei geworden, weil sein Bruder Konrad Weingart nach 18 Jahren auf diesem Posten und 42 Jahren im Gemeinderat nicht mehr antrat.
Bereut hat der aktuelle Amtsinhaber diesen Schritt nicht. Nach seiner ersten Wahlperiode zeigt er sich kein bisschen amtsmüde. Sein Rentenalter sei kein Hinderungsgrund. Deswegen habe er erst gar nicht nach einem potenziellen Nachfolger für sich Ausschau gehalten. "Wenn es mir gesundheitlich gegeben ist, will ich noch das eine oder andere abschließen oder anstoßen", umreißt Weingart sein Ziel.
Entscheidung über das Jahr gereift
Die Entscheidung, noch einmal anzutreten, sei im vergangenen Jahr gereift. Ermutigt habe ihn dabei der Zuspruch aus der Bevölkerung. "Einen Zufriedenheits-Koeffizienten von hundert Prozent wird man nie erreichen, da verzettelt man sich", schränkt Weingart gleichzeitig ein.
Dankbar ist er dafür, dass das politische Klima im Ort nach der Diskussion um den entstehenden Windpark wieder ruhiger geworden ist. Sogar nach einem Bürgerentscheid hatte es ausgesehen. "Es sind keine Gräben geblieben", freut sich Weingart rückblickend. Das Projekt sei als Beitrag gegen die Klimawende von besonderer Bedeutung. Außerdem bringe es der kleinen Gemeinde einen erheblichen Teil an Einnahmen. Dafür sei letztlich durch verschiedenen Veranstaltungen Akzeptanz erzielt worden.
Einer der kleinsten Orte im Landkreis
Apropos Größe: Mit Aura und Geroda gehört Sulzthal zu den drei kleinsten Gemeinden im Landkreis. "15 Einwohner rauf, oder runter, spielt letztlich keine Rolle", findet Weingart. "Wir sind der schönste Ort mit 840 Einwohnern", fügt er scherzend an. Getragen werde das Dorf auch durch die lebendige Dorfgemeinschaft.
Zwar sei die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren gesunken. Aber das fertiggestellte Neubaugebiet mit seinen 28 Bauplätzen biete die Chance, wieder etwas zu wachsen. 17 Bauplätze sind schon verkauft. Eine Baupflicht drei Jahre nach Erwerb soll die Besiedlung beschleunigen. Schön sei, dass sich etliche Auswärtige dazu entschlossen hätten, nach Sulzthal zu bauen.
"Gleichzeitig dürfen wir den Innerort nicht außer acht lassen", sagt Weingart. Dort gebe es auch positive Ansätze zur Belebung. Deswegen sei der Bachlauf durch den Ort saniert worden. Die Bevölkerung identifiziere sich auch dank solcher Projekte stark mit Sulzthal.
Drei Fragen an Bürgermeister August Weingart (CSU/Wählergemeinschaft)
Ist für Sie als den einzigen Bürgermeisterkandidat der Wahlkampf etwas langweilig?
August Weingart: Wahlkampf ist für mich das falsche Wort. Das ist eine Wahlwerbung, die die Kandidaten anbieten. Unabhängig davon, ob es einen Mitbewerber gibt, wird man sich mit den Bürgerinnen und Bürgern unterhalten, auseinandersetzen und diskutieren. Für mich macht der Wahlprozess keinen Unterschied, egal ob mit oder ohne Mitbewerber. 2014 war es sehr spannend. Damals war es ganz schwer, Tendenzen über das Abschneiden von uns zwei Kandidaten abzuschätzen. Für mich wäre es jedoch auch jetzt eine gewisse Überheblichkeit, vorher schon zu sehen, wie die Entscheidung am Ende ausfällt.
Auf was sind Sie besonders stolz, von dem, was Sie in den vergangenen sechs Jahren erreicht haben?
Weingart: Unsere Dorfgemeinschaft ist lebendig. Sie ist in sich intakt. In der einen oder anderen Situation ist noch ein bisschen Luft nach oben, aber insgesamt haben wir ein gutes Miteinander, wo sich viele einbringen, wenn es notwendig ist. Es sind die Projekte, die gemeinsam mit dem Marktgemeinderat zur Weiterentwicklung des Marktes Sulzthal insgesamt verwirklicht wurden. Die Erschließung des neuen Baugebiets, die Sanierung des Bachlaufes, die Sanierung des Teilabschnittes der Langbergstraße und die Umstellung der Ortsbeleuchtung auf LED. Auch der Kindergarten gibt Dank seiner Leitung und dem Team wieder ein sehr gutes Bild nach außen ab. Insgesamt, so glaube ich, können der Marktgemeinderat und ich zufrieden auf die vergangenen sechs Jahre zurückblicken
Was sind die Projekte der kommenden Amtsperiode?
Weingart: Wichtige Faktoren sind der Bau der Staatsstraße nach Euerdorf, innerorts die Sicherung der Wasserversorgung und die Lösung der Abwasserfrage, die mit den Nachbarorten im Raum steht. Hier kann eventuell eine gemeinsame Kläranlage in Euerdorf zu einem Ziel führen. Wichtig ist auch die Frage, wie wir die Entwicklung des Altortes begleiten und unterstützen können. Und es geht auch um das Kernwegenetz mit den maroden Anbindungen an die Aussiedlerhöfe. Es gibt immer was zu tun, das uns fordern wird. Und dann kommen ja auch immer wieder Überraschungen.
Es steht jedem frei für das Amt anzutreten...