
Deutschlandweit haben Landwirtinnen und Landwirte am 8. Januar gegen die Sparpläne der Bundesregierung, die auch den Agrarbereich betreffen, demonstriert. Die Auswirkungen waren im Landkreis Bad Kissingen vergleichsweise überschaubar. Weder mit Blick auf den Straßenverkehr noch auf die Schulen im Landkreis kam es zu größeren Störungen.
Christian Pörtner, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen, sagte im Gespräch mit dieser Redaktion: "Es gab keine Unfälle, keine Vorfälle, nichts Dramatisches." Zwar sei es immer wieder zu "beherrschbaren Verkehrsbehinderungen" gekommen, allerdings zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen, so Pörtner.
Am Nachmittag zog er eine positive Bilanz. "Die Landwirte haben sich an die Abmachungen gehalten, es war ein partnerschaftliches Miteinander." Man habe nicht einschreiten müssen im Landkreis Bad Kissingen. Behinderungen entstanden vor allem auch am Nachmittag, als sich viele der Demonstrierenden mit ihren Traktoren zur großen Kundgebung nach Bad Neustadt aufmachten.
Die Landwirtinnen und Landwirte wollen vor allem Präsenz zeigen
In den frühen Morgenstunden, ab 6 Uhr, hatten sich die Demonstrierenden wie angekündigt an den Autobahnauffahrten zur A71 bei Burglauer beziehungsweise Münnerstadt sowie Oerlenbach und Maßbach und denen zur A7 bei Volkers, Wildflecken, Oberthulba und Hammelburg gesammelt. Durch die Blockade einer Fahrspur sollte der Verkehr jeweils verlangsamt werden. Zudem wollten sich die Bauern und Bäuerinnen mit der gleichen Absicht auf Bundesstraßen aufmachen.

Am wichtigsten sei es, Präsenz zu zeigen, so ein Demonstrant bei der Auffahrt Hammelburg gegenüber dieser Redaktion. Auch dort, es hatten sich rund 30 Traktoren auf dem Pendlerparkplatz gesammelt, geriet der Verkehr zwar hie und da ins Stocken, ohne dass aber größere Staus entstanden – anders als in den Nachbarlandkreisen Schweinfurt und Rhön-Grabfeld, wo die Autos beispielsweise bei Euerbach und in Bad Neustadt teilweise Schlange standen.
Blockiert wurde an den Auffahrten im Landkreis Bad Kissingen meist eine Fahrspur, sodass der Verkehr mit mehr oder weniger großen Verzögerungen vorbeirollen könnte. Teilweise standen die Traktoren auch auf den Standspuren, ohne den Verkehr zu behindern. An der Auffahrt Oberthulba war neben 40 Fahrzeugen kurzzeitig auch Bürgermeister Mario Götz vor Ort. Er freute sich über den friedlichen Verlauf ohne große Behinderungen bei geringem Verkehrsaufkommen.

Gerne kam er mit den Landwirten bei Minusgraden bei Kaffee und Kuchen auf dem Pendlerparkplatz ins Gespräch. Kreisbäuerin Edeltraud Häusler freute sich im Gespräch mit dieser Redaktion über den großen Anteil junger Landwirte an der Protestaktion.
Landwirte sind sich einig: Es muss sich etwas für die Bauern ändern
Bei Münnerstadt beziehungsweise Burglauer rollten die ersten Traktoren pünktlich um 6 Uhr an. Am Morgen und Vormittag herrschte ein Kommen und Gehen, einige Landwirte waren schon seit halb sechs Uhr im Einsatz. Um den Berufsverkehr zu verlangsamen, waren sie schon am frühen Morgen ein paarmal auf der B 19 vom Parkplatz zum Bad Neustädter Kreisel hin- und hergefahren.
In einer Pause unterhielten sich Wolfgang Krisam (Strahlungen), Christian Back (Burglauer), Rainer Bühner (Kafferösterei Maria Bildhausen) und Christoph Gehring (Münnerstadt). Sie sind sich einig, dass sich für die Bauern etwas ändern müsse. Alles werde nur erhöht, aber die Landwirte müssten sich das auch noch leisten können, sagten sie.

In den jüngsten Jahren hätten Bäuerinnen und Bauern die Bio-Landwirtschaft mühsam aufgebaut. Solche Standards einzuhalten, koste sehr viel Geld. Die Konsumenten würden die Biowaren hiesiger Bauern aber oft in den Regalen der Supermärkte stehen lassen, weil sie ihnen zu teuer sind. Dafür würde dann Billigware aus dem Ausland bevorzugt gekauft.
Bäuerinnen und Bauern erfahren Unterstützung aus der Bevölkerung
Am Pendlerparkplatz bei Oerlenbach fanden sich ab 5.45 Uhr rund 40 Personen ein, mit dabei waren nicht nur Landwirtinnen und -wirte, sondern auch Vertreter verschiedener Gewerke, zum Beispiel von Handwerksfirmen aus den Landkreisen Bad Kissingen und Schweinfurt.

Mit rund 30 Fahrzeugen blockierten sie auf beiden Seiten der Bundesstraße vor der Auffahrt zur Autobahn jeweils eine Fahrbahn. Die Verkehrsteilnehmer mussten langsam vorbeifahren, es ging aber fließend vorwärts.

Der Eindruck der Landwirte war gut. Laut Jonas Werner aus Eltingshausen gab es viele positive Reaktionen: "Die Leute hupen und strecken den Daumen in die Höhe." Bis etwa 15 Uhr hielten die Demonstrierenden die Stellung, bevor sie zu verschiedenen Kundgebungen aufbrachen.
Keine größeren Störungen beim Schulbetrieb im Landkreis Bad Kissingen
Auf den Schulbetrieb im Landkreis Bad Kissingen hatten die Demonstrationen offenbar keine großen Auswirkungen. "Wir hatten die Schulen in der vorigen Woche informiert, dass es zu Störungen kommen könnte, der Unterricht aber stattfinden soll", so Schulamtsdirektorin Birgit Herré.
Am Montag habe sie nun aber keine Meldungen zu fehlenden Schülerinnen und Schülern oder ausgefallenen Bussen aus den Schulen erhalten, so Herré im Gespräch mit dieser Redaktion. "Deshalb gehe ich davon aus, dass es keine größeren Störungen gab."
Auch die Kreisverwaltung sprach über die Sozialen Netzwerke von einem friedlichen Verlauf. Zu den Versammlungen kamen etwa 250 Teilnehmende mit knapp 200 Fahrzeugen, heißt es dort. "Ich möchte mich bei den Landwirtinnen und Landwirten explizit dafür bedanken, dass sie mit uns und mit der Polizei so gut kooperiert haben", so Landrat Thomas Bold.