
Dass die Bauern wegen der von der Bundesregierung angekündigten Sparpolitik diese Woche ab 8. Januar auf die Straße gehen, ist klar. Doch was drückt so manchen Landwirt oder sogar Nicht-Landwirt ganz persönlich? Wir kamen am Montag mit ein paar Demonstrierenden an der Autobahnauffahrt Münnerstadt ins Gespräch.
"Ich bin hier wegen der Steuern", sagt beispielsweise Andreas Schmitt aus Burghausen. Wenn er kein grünes landwirtschaftliches Kfz-Kennzeichen mehr an seinem Traktor führen darf, müsse er pro Jahr einen Verlust von 600 Euro einkalkulieren.
Dominik Nöth hat auch den Endverbraucher im Blick
Dominik Nöth (Burghausen) ist gar kein Landwirt. Er sei aber hierhergekommen aus Solidarität zu den Bauern. Er finde es wichtig, den staatlichen Kürzungen mit dieser Demo klare Kante zu zeigen. "Denn wir sind doch alle betroffen." Letztendlich träfen solche finanziellen Einbußen für die Landwirte dann wieder den Endverbraucher. Fleisch, Eier, Milch, Gemüse – alles werde doch dann wieder teurer. "Und es ist ja schon teuer."

"Ich bin für meinen Sohn André da", sagt Thomas Markert (Seubrigshausen) im Hinblick darauf, dass sein Filius seinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb weiterführen will. "Ich mache mir Sorgen", sagt er und erzählt, dass der Betrieb schon von seinem Vater und zuvor schon vom Großvater geführt und über die Jahrzehnte aufgebaut worden sei. "Und jetzt geht alles kaputt", befürchtet er.
Thomas Markert ist gekommen, weil er die Zukunft seines Sohnes im Blick hat
Er gibt ein Beispiel dafür, dass kleinere Bauern durch ihre Arbeit nicht "reich" würden, wie seiner Ansicht nach dennoch vielfach behauptet wird: Nach Paragraf 13a des Einkommensteuergesetzes wird der Gewinn für kleinere Betriebe pauschal ermittelt und entsprechend besteuert. Markert: "Die Besteuerung bleibt aber gleich, egal ob und welche Einnahmen man hat oder nicht hat."
Wenn ein Landwirt beispielsweise 20 Hektar Land hat, müsse er von Vornherein einkalkulieren, dass von seinem jährlichen Verdienst letztendlich rund ein Drittel als Steuern abgehen wird, sagt Markert. Wenn nun auch noch bisherige staatliche Vergünstigungen wegfielen, sähe es künftig für diesen Landwirt zappenduster aus, befürchtet der Seubrigshäuser.

Ihn ärgere auch sehr, wenn ihm jemand sagt, dass die Landwirte die Landschaft beispielsweise mit dem Düngen "kaputt machen" würden. "Wir müssen doch alles dokumentieren und dann bei der jährlichen Betriebsprüfung vorzeigen", sagt Markert. Wenn dann etwas nicht stimmen würde oder Auflagen nicht eingehalten worden wären, werde die Flächen-Beihilfe gekürzt. Das würde sich doch kein Landwirt antun, sagt er.
Julian Reinhard (Großwenkheim) ist erst 26 Jahre alt und hat, wie er erzählt, bereits vor neun Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb von seinem Opa übernommen. "Ich will, dass es mit der Landwirtschaft weitergeht und auch Kleinbetriebe weiterbestehen", sagt er und hofft, dass die staatlichen Förderungen künftig jungen Landwirten wie ihm weiterhin zugestanden werden.
"Denn wir müssen ja wettbewerbsfähig bleiben", sagt er und macht klar, dass die Landwirtschaft für ihn eine Leidenschaft ist. Denn eigentlich arbeitet er hauptberuflich in einem Metall verarbeitenden Betrieb. Dennoch mache es ihm Spaß, nebenbei Landwirt zu sein, wenngleich das oft kein Zuckerschlecken sei. Denn im Sommer zum Beispiel arbeite er dann schon mal locker 40 Stunden in der Landwirtschaft "oben drauf" auf seine normale Arbeitszeit.

Edgar Reininger (Burglauer) hat selbst keinen Betrieb mehr, kennt aber die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft aus dem früheren elterlichen Betrieb allzu gut. "All die Vorschriften und Reglementierungen fressen die Landwirte auf, viele haben schon keine Lust mehr, etwas in der Landwirtschaft zu machen."
Er wolle sich bei der Demo mit den Bauern solidarisch zeigen. "Es muss alles so bleiben, wie es ist", sagt er mit Blick auf die staatlichen Vergünstigungen. Denn letztendlich hätte das Streichen von Subventionen eine Verteuerung für die Verbraucher zur Folge, sagt er. "Die Nahrung muss aber selbst für Rentner noch bezahlbar bleiben."
Wichtig ist für ihn auch, wie er sagt, dass die landwirtschaftliche Wertschöpfung weiter in der Region stattfindet. "Denn wir können uns nicht vom Ausland abhängig machen."