Die Kommunalwahl am 15. März rückt näher. Die im Kreistag vertretenen Parteien und Gruppierungen (CSU, SPD, B'90/Die Grünen, Freie Wähler, CBB, PWG und ÖDP) haben ihre Kandidatinnen und Kandidaten bereits nominiert. Lediglich der FDP-Kreisverband kam noch nicht aus der Deckung. In diesen Januartagen soll es aber soweit sein, sagt FDP-Kreisrätin Adelheid Zimmermann auf Anfrage. Während die einen sich nun also für den möglichen Sprung ins Kreisgremium rüsten, befassen sich andere mit dem Ausscheiden aus demselben.
Rein rechnerisch reichen zehn Mitglieder des Kreistags nun ihren Abschied ein: acht aus den Reihen der CSU und jeweils ein Mitglied von SPD (Ursula Müller-Ahammer) und FDP (Manfred Dittmar). Wichtig ist an dieser Stelle aber auch die Erinnerung an Walter Müller und Wolfgang Back (beide CSU) sowie an Alfred Schrenk (SPD) - drei Kreistagsmitglieder, welche die 2014 begonnene Legislaturperiode noch teilweise mitgestalteten, dann aber verstorben sind. Mitte November 2019 trat Michael Heppes (CSU) von seinem Kreistagsmandat zurück, aus beruflichen Gründen, wie er seinerzeit angab.
Kein Bürgermeister mehr, kein Kreisrat mehr
Bei der CSU (28 Sitze) sind acht Personen nicht mehr mit von der Partie. So sprach sich zum Beispiel Helmut Blank (63) klar gegen eine neuerliche Kandidatur aus. Er war jetzt zwölf Jahre dabei. Der Bürgermeister von Münnerstadt hatte schon vor längerer Zeit bekannt gegeben, dass er nicht mehr als Stadtchef kandidieren will. "Und wenn mit dem Bürgermeisteramt Schluss ist, dann ist mit allem Schluss", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Alles hat seine Zeit. Ich habe diese Zeit genutzt." Jetzt gelte es, im Kreistag den Jüngeren Platz zu machen.
Ähnlich sieht das Peter Hart (66). Der Fuchsstädter Bürgermeister hatte schon vor einem Jahr bekannt gegeben, dass er nicht mehr als Gemeindeoberhaupt kandidiert. "Und wenn ich als Bürgermeister aufhöre, dann schließe ich alle politischen Aktivitäten ab." Hart war 18 Jahre Bürgermeister und saß zwölf Jahre im Kreistag. Er galt unter seinen Kreistagskollegen stets als jemand, der Themen, auch gegen den Fraktionszwang, kritisch ansprach und sich nicht verbiegen ließ.
Mehr oder weniger Anforderungen meistern
Auch Anna Maria Krug (Bad Kissingen) kandidiert nicht mehr. Wenn man in einem solchen Gremium sitzt, müsse man sich ordentlich vorbereiten, ist ihre Ansicht. Berufliche und familiäre Anforderungen seien jedoch in den vergangenen drei Jahren stets gewachsen. "Da bin ich einfach zu sehr eingespannt", so die 58-Jährige, die in den vergangenen drei Kreistagsperioden im Gremium saß (zweimal rückte sie für ein ausscheidendes Mitglied nach).
Nach drei Sitzungsperioden nicht mehr dabei ist künftig Bernd Hammer (Reichenbach). Er habe die Arbeit im Gremium lange und sehr gerne gemacht, sagt der 61-Jährige. Nach einer bisher gut verlaufenen, ernsten Erkrankung habe er allerdings mal den Blick nach innen gerichtet und erkannt: "Okay, da gibt’s noch was anderes im Leben als die Arbeit und Tage nach Stundenplan." Jetzt wolle er sich allmählich aus seinen Ämtern und auch vom Beruf des Stadtmusikdirektors zurückziehen.
Das Ziel: Den Jüngeren Platz machen
24 Jahre lang ist Edgar Kast (Bad Kissingen, 72) nun im Gremium vertreten. Vermutlich würde der ehemalige Polizist und Verkehrserzieher, den man heute auch als Seniorenberater der Kreisverkehrswacht kennt, auch im März 2020 wieder mühelos in den Kreistag gewählt werden, wenn er sich bereit erklärte. Kast entschied sich jedoch, wie er sagt, schon im Frühjahr 2019 dazu, sein Amt zur Verfügung zu stellen und "den Jüngeren Platz zu machen". Nein, schwer falle es ihm nicht aufzuhören, obwohl zum Beispiel auch der Wahlkampf ihm immer sehr viel Spaß gemacht habe.
Irmgard Heinrich (Frankenbrunn) verabschiedet sich ebenfalls aus dem Gremium. "Das Alter zwingt mich dazu", sagt die 79-Jährige und lacht. "Es hat mir so viel Spaß gemacht, ich trauere dieser Arbeit sicher nach", gibt sie unumwunden zu. Dennoch ist ihr klar: "Man muss jetzt den Jüngeren Platz machen." Schließlich sei sie nun 36 Jahre kommunalpolitisch aktiv gewesen. Zunächst saß sie 18 Jahre lang im Gemeinderat Oberthulba. Danach habe man sie für den Kreistag begeistert, in dem sie nun auch schon wieder 18 Jahre lang politisch mitmischt.
24 Jahre und einen Monat im Kreistag
Robert Kiesel (Reiterswiesen) sieht sein Ausscheiden aus dem Kreistag, in dem er nun 24 Jahre und einen Monat mitarbeitet, hingegen pragmatisch. Eigentlich habe er 2014 schon nein gesagt, als es um die Nominierungsliste ging. Schließlich habe er sich dann doch wieder überreden lassen, weil man argumentierte, dass er, der Jahrzehnte lang auf verschiedenen Ebenen politisch aktiv war, doch die CSU "nicht hängen lassen" solle. Auch jetzt hätten ihn CSU-Freunde erneut angesprochen. Aber nun sei definitiv Schluss. "Jetzt sind die Jüngeren dran."
Kiesel hatte schon 1984 auf der CSU-Kreistagsliste gestanden, aber erst sechs Jahre später war ihm der Sprung in den Kreistag gelungen. Weil er aber seinerzeit schon im Bayerischen Landtag war, habe man ihn damals aus den eigenen Reihen kritisch gefragt, so der 68-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion, ob er sein Münchner Mandat denn mit dem Kreistag vereinen könne, oder ob er nicht lieber dem Listen-Nachfolger seinen Platz im Bad Kissinger Gremium überlassen wolle?
Klare Entscheidung statt Dilemma
Er habe nicht lang herumdiskutiert damals, erzählt er, und seinen Kreistagssitz nach einem Monat Karl Will (Motten) überlassen. Und das, obwohl sein eigenes Abschneiden bei der Wahl seinerzeit recht eindeutig gewesen sei, wie er sagt: Denn schließlich sei er von Listenplatz 20 auf Platz vier vorgewählt worden. Als ihn seine CSU-Kollegen im Wahljahr 1996 wieder in das gleiche Dilemma bringen wollten, habe er sich jedoch klar entschieden: "Ich bin in den Kreistag gewählt, also bleib ich drin."
Scheiden tut weh. Das gilt sicher für Walter Gutmann (Wildflecken). 36 Jahre lang war er im Kreistag, davon 23 Jahre stellvertretender Landrat. "Einfach ist das nicht", gibt er denn auch unumwunden zu. Denn er habe seine Arbeit in diesem Gremium aus tiefster Überzeugung gemacht. Aber schließlich werde er nicht jünger, sondern älter, sagt der 75-Jährige.
Über Jahrzehnte kommunalpolitisch engagiert
Inzwischen gebe es ja auch Nachwuchs aus Wildflecken auf der CSU-Kandidatenliste, wie zum Beispiel Herbert Nowak. Aber er freue sich auch ganz persönlich, dass seine Tochter Barbara Gutmann (Fuchsstadt) sich entschloss zu kandidieren.
Gutmann war 23 Jahre lang Bürgermeister in Wildflecken und über 30 Jahre lang stellvertretender BLLV-Kreisvorsitzender sowie Schulvereinsvorsitzender im Gymnasium von Bad Brückenau. Darüber hinaus war er lange Jahre stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender und CSU-Delegierter im Münchner Landtag.