Wolfgang Back war Bürgermeister mit Leib und Seele. Das galt für politische Themen ebenso wie für gesellschaftliche Ereignisse. Wenn der Marktgemeindechef von einer Sache überzeugt war, setzte er sich vehement dafür ein, egal ob es wie im Jahr 2012, um ein politisch bedeutendes Einkaufszentrum für den Kurort ging, oder wie 2015 um das große Gesellschaftereignis des Bayern-3-Dorffests im Kurpark. Für Back war in beiden Fällen klar: Das kann Bad Bocklet nur vorwärtsbringen. Am 25. April starb der 66-Jährige nun in einem Bad Neustädter Krankenhaus, nachdem er mehr als zwei Jahre gegen den Krebs in seinem Körper angekämpft hatte.
„Sein Mut, Dinge voranzutreiben und dafür auch mal den Kopf hinzuhalten, ist außergewöhnlich“, sagte Kurdirektor Thomas Beck einmal über ihn. Er musste es wissen, denn er arbeitete während Backs 15-jähriger Amtszeit in der Kommune eng mit ihm zusammen.
Vertrauensvolle Teamarbeit
Beck war stets eingebunden, wenn es beispielsweise um die Revitalisierung des Bad Bockleter Ortskerns durch die Neuausrichtung des früheren Laudensack-Gebäudes ging oder um eiserne Verhandlungen wegen des Erhalts der Poststelle. Er war im Bild, wenn der Bürgermeister die Notversorgung mit Lebensmitteln in einem kleinen Dorflädchen anschob oder später die Ansiedlung eines Ärztehauses vorbereitete. Und er besuchte, oft auch in privater Mission, mit dem Bürgermeister zahlreiche Messen und festliche Anlässe in deutschen Großstädten und warb dort für das kleine Kurbad.
Der Marktgemeindechef wusste stets, was er wollte. Und dennoch musste er manchmal auch seinen anfänglichen Eifer revidieren. So war er zunächst ein Befürworter von Windrädern am Bad Bockleter Stellberg gewesen. Später ruderte er zurück, formulierte aber klipp und klar, dass er als Geschäftsführer der Staatsbad Bad Bocklet GmbH auch auf den Kurbetrieb bedacht sein müsse.
Apropos Kur: Der vom Freistaat übertragenen 100-Prozent-Verantwortung fürs Kurgeschäft stand Back zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2002 eher skeptisch gegenüber. Doch der Tourismus entwickelte sich immer mehr zu einem festen Standbein des Staatsbads. Der Bürgermeister schätzte die Gestaltungsmöglichkeiten, die er durch den Konsortialvertrag hatte, und verlängerte diesen 2011 aus vollster Überzeugung.
Als er seinerzeit die Bundeswehr mit ihren jährlichen Gelöbnissen in den Kurort holte, habe man ihn für „ein bisschen verrückt“ gehalten, sagte Back einmal in einem Interview. Doch auch solche ungewöhnlichen Aktionen zahlten sich aus. Die Bundeswehr hielt in Bad Bocklet Tagungen und brachte schließlich 2013 den früheren Bundesinnenministers Thomas de Maiziere zum Gelöbnis mit. Damals kamen immerhin 6000 Menschen in den Kurpark.
Alle Ortsteile im Blick
Dass Bad Bocklet eine besondere Stellung in der Gemeindepolitik hat, daraus machte Back keinen Hehl. Aber bei den Bürgerversammlungen unterstrich er stets, dass er bei Investitionen alle Ortsteile gleichermaßen berücksichtigen will. So erweiterte die Kommune zum Beispiel 2012 das Feuerwehrhaus in Großenbrach. Die Steinacher bekamen Bauplätze, und man sanierte in den Jahren 2014 bis 2016 die Henneberghalle.
Vielleicht lag dem gebürtigen Windheimer ja das Führen einer Kommune sogar ein bisschen im Blut, denn schließlich war einst sein Großvater Ludwig Mahlmeister schon in Windheim Bürgermeister gewesen. Und bekanntlich kommen manche Menschen ja erst später, als Quereinsteiger, zu ihrem Lieblingsberuf. Denn Back besuchte 1964 zunächst die Handels- und Wirtschaftsschule in Schweinfurt, und begann 1967 ein Lehre bei der Raiffeisenbank in Münnerstadt.
Nach dem Besuch der Bankfachschule Schweinfurt wechselte er zur Raiffeisenbank nach Bad Kissingen. Als er 2002 mit 51,74 Prozent ins Bürgermeisteramt gewählt wurde, war er zuvor nie politisch aktiv gewesen. Bei der Wahl war er parteilos, wurde erst Ende 2002 CSU-Mitglied.
Wenn man Wolfgang Back beschreiben will, muss man auch die zahlreichen kleinen und großen menschlichen Geschichten berücksichtigen: Zum Bespiel die von dem kleinen Hund, den Passanten fanden und bei ihm abgaben und dem er – trotz eigener Katze – bereitwillig in seinem Haus Asyl gewährte. Oder das Erlebnis mit dem Landstreicher, den er nachts in seinem Garten stellte und den er, statt ihn zur Polizei zu bringen, erst mal ins Haus holte und ihm ordentlich was zu essen gab.
Unbürokratische Hilfe
„Jetzt können wir zeigen, was Menschlichkeit bedeutet“, sagte Back 2014 bei einer Infoveranstaltung, als die Flüchtlinge kommen sollten. Später, als die ersten Asylbewerber im Ort wohnten, schaltete er sich mehrfach ein, wenn die Neuankömmlinge Probleme mit der Sprache, dem Schriftverkehr für die Behörden oder mit ihren Nachbarn in der Unterkunft hatten. Da waren zum Beispiel die Geschwister Maya und Ahmad Swaids aus einem Kriegsgebiet in Syrien, die verzweifelt waren, weil ihr Asylantrag in Deutschland bereits zweimal abgelehnt worden war. Sie mussten bereits damit rechnen, dass die Polizei sie abholte. Doch dann setzte der Bürgermeister alle Hebel in Bewegung, bis die beiden bleiben durften.
Aufgewühlt hatte den Bürgermeister auch das Schicksal einer kurdischen Familie, zu der er 2015 in Bad Bocklet persönlichen Kontakt gepflegt hatte. Die Eltern siedelten mit den beiden Kindern 2016, nachdem sie als Asylberechtigte anerkannt waren, nach Bremen um. Dort kam 2017 ihr Sohn auf tragische Weise gewaltsam ums Leben. Back mischte sich auch da wieder ein. Weil ihm die Ermittlungen nach der Gewalttat in Bremen nicht schnell genug vorangingen, schrieb er nach Berlin und bat Bundesjustizminister Heiko Maas sowie Bundesinnenminister Thomas de Maiziere um Hilfe.