Landrat Thomas Bold hat schon etliche Varianten in Sachen Mitbewerber und Wahlergebnis durchexerziert. Zum ersten Mal trat er 2002 gegen vier weitere Kandidaten an - und wurde mit 62 Prozent von der Mehrheit der Bürger auf Anhieb gewählt. 2008 war der Wahlkampf gegen zwei Mitbewerber dann etwas hitziger. Mit rund 53 Prozent der Wählerstimmen ging Bold deutlich geschwächt in seine zweite Amtszeit. Sechs Jahre später war dies jedoch Schnee von gestern, als der Kreischef dann alleine antrat und am Ende satte 92 Prozent der Wählerstimmen einheimste.
Bei der Wahl 2020 treten Manuela Rottmann (B'90/Die Grünen) und Thomas Menz (SPD) gegen ihn an. Nimmt man Mitbewerber nach drei Amtsperioden eher gelassen? "Zur Demokratie gehört der Wettbewerb dazu", sagt Bold. Die Bürger hätten so eben die Chance, zwischen mehreren Personen zu wählen. An seinen beiden Mitbewerbern schätze er, dass man sich im persönlichen Umgang miteinander fair begegne.
Handeln statt reden
Landrat Thomas Bold ginge, würde er im März 2020 wiedergewählt, dann in die vierte Amtszeit - ein Novum im Landkreis Bad Kissingen, denn das schaffte bislang kein Kreischef vor ihm. Mit 59 Jahren sei es für ihn, wie er sagt, keine Frage wieder anzutreten. "Man kann nicht immer nur mit anderen darüber reden, dass die Menschen heutzutage nun mal bis 67 arbeiten müssen, wenn man es dann selbst nicht tut."
Dass man als Landrat viel beeinflussen und gestalten kann, mache für ihn den Reiz dieses Amtes aus. Allerdings sei dies nur zusammen mit anderen möglich. Das Miteinander, beispielsweise in Verbänden und Vereinen, im Kreistag und in der eigenen Verwaltung, sieht er als den "Schlüssel zum Erfolg" an. Die Fähigkeit, Menschen für ein gemeinsames Ziel zu begeistern, zählt deshalb für ihn, zusammen mit Kompetenz und Zuverlässigkeit, zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein Landrat haben muss.
Hobbys und Herzensthemen
Als Bold 2002 zum ersten Mal zur Wahl antrat, hatte er beteuert, dass er als Landrat kein Workaholic werden wolle. Ganz "clean" sei er diesbezüglich, nach 18 Amtsjahren, freilich nicht mehr, gesteht er und lacht. "Mein Amt fordert nun mal den vollen Einsatz. Das fällt mir nicht schwer, aber es ist schon so, dass man zeitlich vereinnahmt wird." Für die einstigen Hobbys, wie zum Beispiel das Sportschießen, bleibe kaum noch Zeit. "Aber ich klopfe nach wie vor leidenschaftlich gern einen Schafkopf."
Was in den vergangenen sechs Jahren die bedeutendsten Themen waren, weiß Bold nur schwer zu umreißen. Die Erweiterung der Musikakademie im Kloster Altstadt zum Beispiel habe ihm sehr am Herzen gelegen. Nun habe man eine stimmige Nachnutzung für das Kloster gefunden - und das kurz bevor im Sommer 2020 das 40. Jubiläum dieser ersten Landesakademie ihrer Art, die es in Deutschland damals gab, gefeiert wird. Die Teilerneuerung und Sanierung des Berghauses Rhön sei wichtig gewesen, weil dieser Gasthof ein "Schlüsselprojekt für den Tourismus in der Rhön" ist.
Schulden ab- und wieder aufgebaut
Aber auch das neue Naturerlebniszentrum am Klaushof in Bad Kissingen, mit der Zweigstelle in Hammelburg, ist für Bold ein "Leuchtturmprojekt in der Umweltbildung". Und dann wären da noch das neue BBZ in Münnerstadt, die Fortentwicklung des Zentrums für Telemedizin in Bad Kissingen und die neue, länderübergreifende Rhön GmbH mit Sitz in Oberbach.
Wenn man zahlreiche Projekte umsetzt, braucht man Geld. In den vergangenen Jahren sei es stets geglückt, im Kreisetat den Spagat zwischen Investitionen und sparsamer Wirtschaftsführung zu machen. "Es ist uns gelungen, Schulden abzubauen. Außerdem liegen wir, zum Beispiel was die Personalkosten angeht, schon seit Jahren unter dem unterfränkischen Schnitt."
Liquidität im Auge behalten
2018 beschloss der Kreistag jedoch, im Folgejahr ein zinsgünstiges Darlehen bei der Bayerischen Landesbodenkreditanstalt in Höhe von zehn Millionen Euro abzurufen. Dieses sei gewährt worden, weil das BBZ in Münnerstadt nach einem hohen Energie-Standard errichtet wurde, sagt Bold. " Weil der Landkreis weitere Investitionen vornehmen müsse, werde der Schuldenstand von rund 22,5 Millionen Euro aber erst mal längerfristig stagnieren, sagt Bold voraus. Dennoch müsse man darauf achten, die Liquidität des Kreises zu erhalten.
Drei Fragen an den Landratskandidaten Thomas Bold (CSU):
Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Kommunalwahl als Amtsinhaber und CSU-Landratskandidat aus? Glauben Sie, dass Sie in die Stichwahl müssen?
Das bundespolitische Klima wird sich auf die kommunale Ebene auswirken, denn wir haben ja mit Die Linke und der AfD auch zwei neue Parteien im Kreistag. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass ich den Auftrag der Wähler für die kommende Amtsperiode wieder bekomme, auch ohne Stichwahl.
Nennen Sie zwei Projekte, die Sie sich für die kommenden sechs Jahre sofort auf die Fahnen schreiben werden.
Es fällt mir schwer, nur zwei aufzuzählen, weil wir einfach wesentlich mehr Projekte am Start haben. Also gut, ganz wichtig ist mir das Schulzentrum in Hammelburg, für das in Kürze der Architektenwettbewerb durchgeführt werden soll. Nennen möchte ich an dieser Stelle auch das im Zentrum für Telemedizin angesiedelte Vorhaben "Dein Haus 4.0." Wir wollen damit zeigen, welche innovativen Möglichkeiten es gibt, mit denen man die Pflege und medizinische Versorgung der Menschen zu Hause technisch und digital unterstützen kann. Es wird eine Wohnraumberatung geben und in diesem Zusammenhang soll auch ein Pflegestützpunkt geschaffen werden.
Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um den ländlichen Raum langfristig wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch abzusichern?
Um in Sachen Wirtschaft zukunftsfähig zu bleiben, braucht es die nötige Infrastruktur. Dazu gehören gut ausgebaute und sichere Straßen, eine gute Anbindung ans überörtliche Schienennetz, aber auch schnelles Internet. Diese Standortfaktoren tragen maßgeblich dazu bei, wenn es um die Entscheidung geht, sich hier im Landkreis mit einem Unternehmen niederzulassen oder hier zu bleiben. Nur so können Arbeitsplätze geschaffen und erhalten werden. Das macht wiederum die Region als Arbeitsraum attraktiv. Daneben muss der Landkreis für die Bevölkerung aber noch mehr bieten, sprich: ein hohes Maß an Lebensqualität. Das fängt an bei einer intakten Natur, geht über die Themen ÖPNV, digitale Infrastruktur, Versorgung, bis hin zum Wohnen und zum gesellschaftlichen Miteinander.
Realistisch bleiben. Alternativen suchen.