Thomas Bold bleibt Landrat. Der Gewinner ist jedoch auch gleichzeitig der Verlierer der Wahl 2008. Denn die Sensation des gestrigen Abends im Landratsamt war, wie knapp sich Bold im Amt hielt: 53,38 Prozent der Wählerstimmen kann man nach Ablauf einer Amtsperiode nicht als Bestätigung werten. Mit 27,04 Prozent setzte Hermann Grollmann den stimmgewaltigen Kontrapunkt. Auch Norbert Schmälings 19,58 Prozent sind mehr als achtbar zu nennen.
2002 war Bold mit knappen 62 Prozent der Wählergunst ins Amt gekommen. „Das Ergebnis von damals habe ich nicht erreicht, aber ich habe gewonnen“, sagte Bold gestern. Ihm war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Freilich habe es in der Vergangenheit Themen gegeben, die „emotional besetzt“ gewesen seien und die man nicht habe vermitteln können.
Als Beispiel nannte er die Privatisierung im Krankenhaus-Bereich. „Von der Umstrukturierung waren Viele betroffen.“ Auch die nach Bolds Ansicht falsche Bürger-Einschätzung der Ereignisse rund um den ehemaligen Musikdirektor Grollmann hätten das Wahlergebnis wohl beeinträchtigt.
Hermann Grollmann erfuhr sein Ergebnis im Rathaus der Stadt Bad Kissingen. Er hätte sich gern in der Stichwahl mit Bold gesehen, sagte er am Telefon. „Dann hätten wir sicher noch mehr Stimmen eingefahren.“ Insofern zeigte er sich etwas „enttäuscht“, fand „27 Prozent auf Anhieb“ dennoch „achtbar“. Die Leute hätten ihn oft angesprochen und gesagt, dass er „viel bewegt“ habe.
Dass er 11 000 Stimmen auf sich vereinigen konnte, freute den Newcomer Norbert Schmäling gewaltig. „Für einen, der politisch noch nie in Erscheinung getreten ist, ist das fantastisch.“ Er sei für die Heimische Energie-Offensive eingetreten und freue sich, dass das beim Bürger draußen ankam.
Die Wahlbeteiligung im Landkreis ging über die Jahrzehnte kontinuierlich zurück: Waren es 1990 noch 82 Prozent gewesen, gingen jetzt noch 67 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen. Das beste Wahlergebnis bekommt Landrat Thomas Bold traditionell in Motten (68,3 Prozent, 2002 waren es 77 Prozent gewesen). Das schlechteste Votum erreichte er in Bad Brückenau (34,5 Prozent).
Dort konnte hingegen der gebürtige Römershager Norbert Schmäling mit 41,3 Prozent sein bestes Ergebnis einfahren, während er in Wartmannsroth am wenigsten geschätzt wurde (11,67 Prozent).
Prozentzahlen sind immer relativ. In Ramsthal, wo 794 Personen abstimmten, fuhr Hermann Grollmann mit 50 Prozent sein bestes Ergebnis ein, 38,7 Prozent bekam er in Fuchsstadt. Dabei dürfte es sich wohl auch um eine stattliche Zahl von Protestwählern handeln, die sich mit Bolds Müllpolitik nicht anfreunden konnten.