Wenn am 30. Mai die Offroad-Messe "Abenteuer & Allrad" in Bad Kissingen öffnet, herrscht in der Stadt einmal mehr Ausnahmezustand. Zigtausend Besucherinnen und Besucher strömen bis zum Sonntag, 2. Juni, aller Voraussicht nach in die Stadt. Ein Event, das Bad Kissingen Aufmerksamkeit beschert, einen gastronomischen Schub verleiht und auch die Übernachtungszahlen ansteigen lässt.
Die "Abenteuer & Allrad" ist aber auch eine Veranstaltung, an der es fast schon traditionell immer wieder Kritik gibt. Die Redaktion ist drei – bewusst etwas provokant formulierten – Kritikpunkten nachgegangen und hat diese auf ihre inhaltliche Substanz geprüft.
1. Jedes Jahr zur "Abenteuer & Allrad" versinkt Bad Kissingen im Verkehrschaos!
Kommen um die 50.000 Menschen, wenn auch verteilt über vier Tage, in eine 30.000-Einwohner-Stadt wie Bad Kissingen, hat das auf den Straßen Folgen. Daraus macht Polizeichef Christian Pörtner keinen Hehl, sagt aber: "Chaos bedeutet Stillstand, Verlust der Kontrollfähigkeit von Einrichtungen. Davon sind wir während der Messe weit entfernt."
Es gebe Wartezeiten, auch der Ring sei zu den Stoßzeiten ein Stück weit dicht. "Wie sonst eben nicht jeden Tag in Bad Kissingen. Wir sind hier gewissermaßen verwöhnt, weil Störungen normalerweise maximal eine zweite Ampelphase bedeuten", so der Polizist im Gespräch mit dieser Redaktion.
Klar sei, dass jederzeit alle Rettungswege befahrbar sind und dass die Situation vorher bekannt ist. Man könne sich umorientieren. "Meine Bitte ist es, nicht ohne triftigen Grund durch die Stadt zu fahren", sagt Pörtner und ergänzt: "Alle, die hauptberuflich oder ehrenamtlich mit der Verkehrslage zu tun haben, geben ihr Bestes."
Auch Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, sagt: "Wir haben ein Verkehrskonzept, das funktioniert." Man halte damit den Verkehr aus der Kernstadt heraus. "In diesem Jahr wurden zusätzlich die Zufahrtswege zu den Camp-Areas neu festgelegt, um den Zufahrtsverkehr zu entzerren und einen Rückstau zu vermeiden", so Hack auf Anfrage der Redaktion.
Um die Situation auf den Straßen zu entlasten, wird auch 2024 wieder der seit Jahren bewährte Shuttle-Service zum Messegelände angeboten. "Wegzaubern wollen wir weder die tollen Fahrzeuge noch die vielen Besucherinnen und Besucher", so Hack.
2. Die "Abenteuer & Allrad" sollte nicht mitten im Naturschutzgebiet stattfinden!
Das 110.000 Quadratmeter große Messegelände liegt mitten in einem Naturschutzgebiet. An der Frage, ob das ganz grundsätzlich der richtige Ort für ein Großevent ist, dürften sich die Geister scheiden. Thomas Schmitt von Messeveranstalter "pro-log" meint dazu gegenüber der Redaktion: "Wir haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten alles dafür unternommen, um eine Veranstaltung durchzuführen, die stets im Einklang mit Natur und Umwelt und deren Interessensvertretern steht."
Er verweist auf zahlreiche Auflagen, unter denen die "Abenteuer & Allrad" im Naturschutzgebiet überhaupt erst möglich ist. Zum Hintergrund: 2009 bereits wurde von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Kissingen ein Bescheid erlassen, der detailliert auflistet, welche Regelungen zum Schutz der Natur eingehalten werden müssen.
Auf diese Voraussetzungen macht auch Burkard Lamer, Pressesprecher am Landratsamt, auf Anfrage der Redaktion aufmerksam: "Alle relevanten naturschutzfachlichen Vorgaben, Vermeidungs- sowie Schutzmaßnahmen werden seit Jahrzehnten in enger Abstimmung zwischen dem Veranstalter und der Unteren Naturschutzbehörde vorbildlich durchgeführt."
Lamer präzisiert: "Unter anderem werden naturschutzfachlich wertvolle beziehungsweise geschützte Flächen abgesperrt und unterliegen einem Betretungsverbot." Viele weitere Punkte müssen laut Lamer auch mit der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Unterfranken abgestimmt werden. "Wie etwa die Festlegung der Zufahrtswege, die nicht durch bestimmte sensible Bereiche verlaufen dürfen."
3. Die Ausstellungsstücke auf der "Abenteuer & Allrad" sind reine Umweltsünden!
Es braucht keinen großen Faktencheck, um festzustellen, dass nicht alle ausgestellten Fahrzeuge auf der "Abenteuer & Allrad" unbedingt das Prädikat "spritsparend" erhalten würden. Gerade die großen Reise- und Expeditionsmodelle fahren nach wie vor nahezu ausschließlich mit Verbrennermotoren. Die Messe darauf zu reduzieren, wäre aber zu kurz gegriffen.
Thomas Schmitt von Veranstalter "pro-log" sagt gegenüber dieser Redaktion: "Das Verbrenner-Aus in der EU ist ja beschlossene Sache. Insofern müssen sich unsere Aussteller zwangsläufig mit Innovationen beschäftigen." Gerade im Bereich der Elektromobilität gebe es bereits viel Neues auf dem Markt. "Dieses Thema ist im Reisemobilbereich definitiv angekommen."
Schmitt erklärt weiter, dass die Messe 2024 unter dem Motto "Innovation trifft Tradition" stehe. "Dieser Slogan bedeutet, dass die 'Abenteuer & Allrad' als eine der weltweit bedeutendsten Offroad- und Overlanding-Messen seit mehr als 25 Jahren nicht nur Wegbereiter für zukunftsweisende Produktinnovationen ist, sondern Entwicklungen und Trends in der Branche maßgeblich mit beeinflusst hat", so Schmitt.